Der Vorstand des LPV setzt sich paritätisch aus Vertretern von Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen zusammen und hat sich zur Aufgabe gestellt, im Vorfeld von Pflege- und Artenschutzmaßnahmen einen Ausgleich zwischen den Interessen der unterschiedlichen Gruppen zu finden. Die Gemeinde Giebelstadt war an den LPV mit der Bitte herangetreten, die geplanten Ausgleichsmaßnahmen fachlich zu unterstützen und zu begleiten. Bürgermeister Helmut Krämer begründet den Schritt mit der örtlichen Vertrautheit und der langjährigen Erfahrung, die der LPV und insbesondere Hamster-Experte Roland Sauer vorweisen können. BN-Kreisgeschäftsführer Steffen Jodl sieht hingegen die Neutralität des LPV verletzt, wenn er sich bereits vor dem Planfeststellungsverfahren an der Vorbereitung der Ausgleichsmaßnahmen beteiligt.
Erfahrung und Kontakt zur Landwirtschaft
Roland Sauer betont hingegen in seiner Stellungnahme, dass sich der Landschaftspflegeverband in mehreren Vorstandssitzungen und zwei Mitgliederversammlungen mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen habe, die fachgerechte Gestaltung der Ausgleichsflächen für die Ortsumgehung Giebelstadt zu unterstützen. "Der LPV ist aufgrund langjähriger Erfahrung im praktischen Feldhamsterschutz und seiner guten Kontakte zu den Landwirten dazu sehr geeignet", so Sauer.
Als Beispiel nennt er das vom LPV betreute freiwillige Hilfsprogramm, bei dem Landwirte im Landkreis Würzburg allein in diesem Jahr über 50 Kilometer Getreidestreifen bis zur Winterruhe nicht abgeerntet haben, um so dem Feldhamster bis in den Herbst ein Nahrungsangebot zu liefern und sein Überwintern zu ermöglichen. Zusammen mit den Ausgleichsmaßnahmen für Giebelstadt könnten großflächig vernetzte Strukturen geschaffen werden, was für den Schutz des Feldhamsters insgesamt sinnvoll wäre.
"Dies alles ist Herrn Jodl als Kreisgeschäftsführer des BN und bisherigem stellvertretenden Vorsitzenden des LPV Würzburg bestens bekannt. Umso unverständlicher sind für mich seine Aktionen gegen den LPV", so Sauer. Und weiter: "Seine vehemente Ablehnung dient nach meiner persönlichen Meinung vielleicht der Verbandspolitik des BN, aber nicht dem Schutz dieser extrem bedrohten Tierart."
Der Hamster-Experte spricht von "populistischem Taktieren", das letztlich dem eigentlichen Ziel schade. "Wenn wir nicht sofort alle Schutzmaßnahmen ergreifen, brauchen wir in wenigen Jahren keinen Feldhamsterschutz mehr, denn dann ist der Hamster zumindest im südlichen Landkreis Würzburg ausgestorben."
Chance für den Landschaftspflegeverband
Dabei betont Roland Sauer das gute Verhältnis des Landschaftspflegeverbands zu den Ortsgruppen den BN und deren Unterstützung bei Pflegemaßnahmen. Daran dürfe sich im Interesse des Artenschutzes auch nichts ändern. "Dem Führungsgremium des Kreisverbandes Bund Naturschutz möchte ich dringend empfehlen, sein Demokratieverständnis zu überprüfen. Dies wäre hilfreich für die Akzeptanz ihres Verbandes bei den Bürgern im Landkreis Würzburg", schließt Roland Sauer seine Stellungnahme.
Ähnlich hatte sich bereits der Vorsitzende des Landschaftspflegeverband, Landrat Eberhard Nuß, zum Austritt des BN geäußert. In den 20 Jahren seines Bestehens habe der LPV alle Sachentscheidungen einvernehmlich getroffen. Dass der BN die erste Mehrheitsentscheidung gegen seine Position zum Anlass nimmt, den Verband zu verlassen, könne er nicht nachvollziehen. Die Ausgleichsmaßnahmen zur Giebelstadter Ortsumgehung seien für den LPV eine große Chance, den Feldhamsterschutz im südlichen Landkreis insgesamt zu verbessern.
Zum anderen hat das Landratsamt bei der Waldrodung beim neuen Bernkertsteinbruch alles andere als landschaftsschützend agiert.