
Das Feldgeschworenenwesen kann deutlich mehr sein als nur eine traditionsorientierte, von der Politik hofierte Folklore-Veranstaltung. Dies zeigte sich am Samstag beim Feldgeschworenentag der Vereinigung rechts des Mains im Rimparer Ortsteil Maidbronn.
Noch immer wachen die Siebener in erster Linie über die Einhaltung von Gemeindegrenzen. Ihre Aufgaben können jedoch bei einem breiteren Verständnis ihrer Arbeit deutlich darüber hinausgehen. Dies zeigte sich bei den Redebeiträgen der Ehrengäste auf dem Maidbronner Kirchplatz.
Die Vereinigung feiert in diesem Jahr ihr 120-jähriges Bestehen. Ein erstes Feldgeschworenenfest fand 1904 in Rimpar statt. Als Gastgeber im Jubiläumsjahr gab Rimpars Bürgermeister Bernhard Weidner nun ein Beispiel für die fortdauernde Bedeutung der örtlichen Feldgeschworenen.
Feldgeschworene sind aktuell in insgesamt 36 Gemarkungen tätig
Aktuell unterstützten diese die aufwendigen Planungen für die Verlegung der im verwinkelten Altort von Maidbronn noch immer über die Dächer führenden Stromfreileitungen. Die Feldgeschworenen der Vereinigung sind in insgesamt 36 Gemarkungen tätig.
Die Kommunen würden von den Gemeindeverwaltungen verwaltet, vor Ort jedoch seien es oft die Feldgeschworenen, die "von Mensch zu Mensch" darauf achteten, dass "alles so läuft, wie es geplant ist", verdeutlichte Landrat Thomas Eberth die vermittelnde Bedeutung in den Orten.

Traditionell gehört zu einem Feldgeschworenentag daher ein Gottesdienst. Dariusz Kruszynski, der Rimparer Ortspfarrer, spendete den Siebenern in der Klosterkirche St.Afra den Segen. Die neuen Siebener hatte der Landrat zuvor per Handschlag in ihr auf Lebenszeit verliehenes Ehrenamt aufgenommen. Dies sei ein "Bekenntnis zu einem zu Hause, zur Heimat und zu euren Dörfern", sagte er an die 13 Neu-Siebener gerichtet, unter denen zum zweiten Mal auch eine Frau ist.
Grünen-Abgeordneter Friedl hielt Plädoyer für Geschworenenwesen
Ein entschiedenes Plädoyer für ein breiteres Verständnis des Feldgeschworenenwesens hielt Patrick Friedl, Abgeordneter der Grünen im Landtag. Er erinnerte daran, dass die globale Erwärmung schon in diesem Jahr die 1,5-Grad-Grenze überschritten hat. Die Feldgeschworenen seien diejenigen, die die Flur am besten kennen und die Veränderungen als erste wahrnehmen. "Erzählen Sie von ihren Beobachtungen, wir laufen auf eine der größten Bedrohungen zu", sagte er.
Auf die schon jetzt erkennbaren Folgen der fortdauernden Erwärmung für die Landwirtschaft ging Gerd Düll, seit einigen Monaten Leiter des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF), ein. Auf das Sterben der Fichten folge nun das Absterben von Laubbäumen wie der Buche. Auch kündige sich mit einer invasiven Zikadenart ein neuer Schädling an, der den Zuckerrübenanbau bedroht. Dieser seit bereits bis kurz vor den südlichen Landkreis angelangt. Es drohten Ernteeinbußen.
Ältestes kommunales Ehrenamt reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück
Das älteste Ehrenamt der kommunalen Selbstverwaltung reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Es hat seine Wurzeln in den hochmittelalterlichen Markgerichten, die insbesondere in dem kleinstrukturierten fränkischen Reichsgebiet viel zu tun hatten. Bis heute orientieren sich die Feldgeschworenen an dem Leitspruch "Tue Recht - fürchte Gott - scheue niemand" und den Werten der Neutralität, der Unbestechlichkeit und der Verschwiegenheit. Unverzichtbare Werte bei Grenzstreitigkeiten und für die Sicherung des inneren Friedens in den Dörfern.

Das sind die neuen Feldgeschworenen: Christina Rügamer (Obereisenheim), Johannes Dieck (Gadheim), Jürgen Keupp (Erbshausen/Sulzwiesen), Hubert Schraut (Kürnach), Alexander Musmann (Unterdürrbach), Michael Sauer (Rieden), Erich Schneider (Rieden), Felix Börger (Püssensheim), Patrick Brückler (Thüngersheim), Norbert Klüpfel (Thüngersheim), Felix Hetterich (Hausen), Frank Ansmann (Lindelbach), Lorenz Kreuzer (Lindelbach).