"Tue Recht, fürchte Gott und scheue niemand". Den traditionellen Leitspruch der Feldgeschworenen ließ kaum ein Redner beim diesjährigen Feldgeschworenentag der Vereinigung Würzburg links des Mains aus. Der bewusst festlich gestaltete Rahmen hatte das Ziel, die Bedeutung des wohl ältesten Ehrenamts, das bis ins fränkische Mittelalter zurückreicht, herauszustellen und zu würdigen. Der gesamte Vormittag war dem festlichen Teil des Tages mit Gottesdienst, Umzug durchs Dorf und Marschmusik von den Kirchheimer Musikanten vorbehalten, bevor der formelle Teil folgte. In den beiden vergangenen Jahren war die jährliche Zusammenkunft zweimal ausgefallen.
Den Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Michael feierte Pfarrvikar Frank Elsesser. Er stellte den die Zeiten überdauernden Charakter des Feldgeschworenenwesens heraus. "Der Drang nach Wahrheit, ein tiefverwurzeltes Gefühl für Gerechtigkeit und das konsequente Handeln" zeichneten die Siebener aus, sagte er. Es sei kein Zufall, dass die Wurzeln des jahrhundertealten Ehrenamtes in Franken liegen. Aufgrund der fränkischen Erbteilung und die Kleingliedrigkeit der herrschaftlichen Territorien sei es schon immer wichtig gewesen, das es bei der Landverteilung gerecht zu gehe. Die Siebener hätten die Aufgabe gehabt, gerade auch den Schwachen, etwa den Witwen und Waisen, zu ihrem Recht zu verhelfen und das ihnen zustehende Eigentum zu bewahren.
Per Handschlag vom Landrat aufgenommen
Im Rahmen des Gottesdienstes nahm Landrat Thomas Eberth, der die obersten Rechtsaufsicht innehat, jeden einzelnen Jung-Siebener per Handschlag als Feldgeschworenen auf. Den Eid hatten sie bereits gegenüber dem jeweiligen Bürgermeister abgelegt. "Nur die, die um Natur und Geschichte Bescheid wissen, werden auch zu Mittlern der Zukunft", stellte der Landrat heraus und fasste zusammen: "Zukunft braucht Heimat". Bis heute gelte: Das Siebener-Geheimnis, das Neutralität gewährleistet soll, wird nur mündlich weitergegeben. Die Siebener sind per Eid zum Stillschwiegen verpflichtet und auf Lebenszeit an das Amt gebunden.
Überholt hat sich das Feldgeschworenenwesen nach Ansicht der Redner nicht. Es ist mehr als nur Folklore. Mit modernen GPS-Geräten begeben sich die Siebener heute auf die Suche nach Grenzsteinen und sie können auf die digitalen Angebote der bayerischen Vermessungsämter zurückgreifen, den Bayernatlas mit seinen vielfältigen Angeboten oder ein flurstückgenaues Liegenschaftskataster. Im Zeitalter der exakten Koordinaten habe sich vieles verändert, bestätigte Norbert Jeßberger, Verbandsvorsitzender. Grund und Boden seien jedoch noch immer sensible Themen. Die Feldgeschworenen zeichne als "Hüter der Grenzen" besondere Ortskenntnisse, ein großes Maß an Menschlichkeit, viel Fingerspitzengefühl und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn aus.
Als "Spezialisten für Grenzen" vom Amt gefragt
Das Siebeneramt genieße in seiner Behörde hohe Wertschätzung, versicherte Jürgen Eisentraut, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Unterfranken. Als "Spezialisten für die Grenzen" sei ihre Unterstützung bei den Verfahren der ländlichen Entwicklung, bei Flurneuordnungen, der Dorferneuerung oder im Wald bedeutsam. Für die Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, sind die Siebener daher ein "Modellfall der Zusammenarbeit zwischen den Bürgern und der Verwaltung". Sie erinnerte an die Vertrauenskrise, die Politik und Institutionen ausgesetzt seien. Das Feldgeschworenenwesen sei dagegen ein "Bollwerk des Vertrauens". Es verkörpere "Werte, die auch in der Zukunft gebraucht würden".