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WÜRZBURG
Feinstaub und Ozon: Wenn Laufen gefährlich wird
Joggen durch die Stadt       -  Joggen kann bei hohen Schadstoffwerten wie Ozon und Feinstaub krank machen.
Foto: Soeren Stache/dpa Soeren Stache | Joggen kann bei hohen Schadstoffwerten wie Ozon und Feinstaub krank machen.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:57 Uhr

Wiese statt Keller, Park statt Laufband, Weinberge statt Fitnessstudio – im Sommer zieht es viele Läufer nach draußen, um im Freien aktiv zu werden. Statt zwischen Wohnung, Supermarkt, Arbeit und vielleicht noch dem Fitnessstudio zu pendeln, ist die Welt für Laufbegeisterte im Sommer ein bisschen größer. Doch das Laufen im Freien birgt bei Schadstoffen in der Luft durchaus Gefahren, mit denen nicht zu scherzen ist.

Je höher die Temperaturen und je intensiver der Sonnenschein, desto mehr steigen auch die Ozonwerte an. Ozon ist eines der wichtigsten Spurengase in der Atmosphäre: Die Ozonschicht dort schützt die Erde vor der schädlichen Ultraviolettstrahlung der Sonne. Ozon tritt aber auch in Bodennähe auf – und kann dort für Menschen, Tiere und Pflanzen schädlich sein.

Ozon: Folgen eher kurzfristig

„Es ist ein Reizgas und greift Augen und Schleimhäute an“, erklärt Dr. Kai Fehske, Sportmediziner am Universitätsklinikum Würzburg. Dabei gebe es bei Ozon eher kurzfristige Folgen. Wenn Läufer bei hohen Ozonwerten laufen gehen, mache sich das zum Beispiel durch Atemreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen bemerkbar. „Die Quittung erfolgt meist am Abend nach dem Lauf“, so der Arzt.

Ozon entsteht in der Stadt aus Stickstoffoxiden, also beispielsweise aus Autoabgasen, unter UV-Strahlung.„Deswegen sollte man nicht in der größten Hitze im verkehrsreichen Gebiet joggen gehen“, weiß Steffen Jodl, Geschäftsführer der Bund Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Würzburg. Es kann aber auch ein Trugschluss sein, in den Wald auszuweichen.

Hohe Ozon-Werte im Wald

Denn hohe Werte werden auch im Wald und auf dem Land gemessen. Der Grund: Der Waldboden produziert selbst Ozon. Zugleich werden andere Gase durch den Wind aus der Stadt raus getrieben – und diese lassen erneut Ozon entstehen. „Nachts wird kein Ozon produziert, das wäre also eine mögliche Lösung für Sportbegeisterte“, meint Jodl scherzend. Praktischer sei es, in den frühen Morgenstunden in einem verkehrsruhigen Bereich Joggen zu gehen. In Unterfranken hat es laut Bayerischem Landesamt für Umwelt in diesem Jahr bisher eine kritische Überschreitung gegeben, und zwar am 23. Juli in Kleinwallstadt (Lkr. Miltenberg). Hier wurde ein Wert von 185 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Ab einer Ozonkonzentration von 180 Mikrogramm informieren die Behörden die Bevölkerung darüber.

Besser nach Regen joggen

Feinstaub ist laut Jodl hingegen ein permanentes Problem, das vor allem durch hohen Stadtverkehr und Baustellen entsteht. In Unterfranken gab es dieses Jahr bislang 18 Überschreitungen an vorhandenen Messstationen. Vier in Schweinfurt und 14 in Würzburg. Bei akuter Belastung spüren Läufer die Auswirkungen daran, dass sie nicht mehr richtig durchatmen können. „In schlimmen Fällen können kleine Partikel auch in den Blutkreislauf gelangen, begünstigen Lungenentzündungen und können krebserregend sein“, sagt Sportmediziner Fehske. Eine gute Lösung sei es, nach dem Regen joggen zu gehen. „Er spült den Feinstaub aus der Luft, dann ist sie am saubersten“, so der Arzt.

Früh auf Körpersignale hören

Das Problem bei beiden Schadstoffen sei es, dass viele Sportler nicht rechtzeitig auf ihre Körpersignale hören würden. „Wer im sportlichen Flow ist, blendet gerne alles andere aus“, erklärt Fehske. Wenn die Lunge brennt oder die Augen schmerzen, gehöre es für viele einfach dazu. Aus ärztlicher Sicht empfiehlt er aber ausdrücklich, bei hohen Schadstoffwerten auf Sport zu verzichten – denn es fehlen aussagekräftige Langzeitstudien. Besonders gefährdet seien Lungenkranke, Menschen mit Herzkreislauferkrankungen und stark übergewichtige Personen. Aber auch Hobbysportlern rät der Sportmediziner: „Das Laufen bei sehr hoher Feinstaubbelastung und hohen Ozonwerten am besten sein lassen und das Gift meiden.“

Dr. Kai Fehske, Sportmediziner am Universitätsklinikum Würzburg.
Foto: Lucas Kesselhut | Dr. Kai Fehske, Sportmediziner am Universitätsklinikum Würzburg.
Steffen Jodl, Geschäftsführer der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Würzburg.
Foto: Lucas Kesselhut | Steffen Jodl, Geschäftsführer der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Würzburg.
 
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