Mit einem Abend der leisen Töne brachte der Bachchor Würzburg bei der Oratorienveranstaltung im Rahmen der diesjährigen 54. Würzburger Bachtage Wohlklang und Ruhe in die St. Johanniskirche. Weit mehr Besucher hätten sich diesen höchst niveauvollen Genuss gönnen sollen, vereinte doch das Konzert unter der Leitung von Regine Schlereth neben Bachchor und Bachorchester Solisten wie den Bariton Uwe Schenker-Primus, den Harfenisten Andreas Mildner und einen jungen Sopranisten von der Würzburger Dommusik. Getreu dem Motto der Bachwoche "Bach und Frankreich" erklangen Werke von Gabriel Fauré, Claude Debussy und natürlich von Johann Sebastian Bach.
Die knapp 50 Sängerinnen und Sänger des Bachchors beeindruckten durch ihren edlen und makellosen Chorklang, durch Leuchtkraft und Fülle, differenzierte Gestaltung und Reaktion, sowohl in jeder Stimmgruppe als auch im geschlossenen Ganzen. Faurés "Requiem" op. 48 und seine weit früher entstandene kurze Komposition "Cantique de Jean Racine" ließen die fein gewebte Musik des Fin-de-siècle-Komponisten, die tonal gebundene Melodik und die changierende Harmonik geradezu erstrahlen. Sanftheit anstelle auftrumpfender Gestik war angesagt, und dies spiegelte auch das besonnene und ausgeglichene Dirigat von Regine Schlereth wider.
Getrübter Genuss
Getrübt wurde diese gediegene Exzellenz allerdings im Sanctus durch den Beitrag der Soloviolinistin, die ihrem Part weder intonatorisch noch klanglich gewachsen war und sich auch nicht in den Gesamtklang einfügte. Umso ergriffener lauschte man dem anschließenden "Pie Jesu": Domsingknabensolist Hugo meisterte sein Solo staunenswert souverän und ruhig, mit klarer und schlanker Stimme, müheloser Höhe und intensiv ausgekosteter Spannung – ein Höhepunkt!
Bachs "Kreuzstabkantate" hatte das Konzert eröffnet. Uwe Schenker-Primus setzte seine klar definierte, tragende Stimme fein abgestimmt und bestens kontrolliert ein. Koloraturen klingen bei ihm leicht und unaufdringlich, seine Textausdeutung ist aussagestark und angemessen. Gepaart mit den von Schlereth angeschlagenen Tempi und dem Auftreten des bestens harmonierenden Bachorchesters formte sich so eine vollkommen runde Interpretation.
Große Harmonie
Andreas Mildner und das Streichquintett des Bachorchesters bezauberten mit einer überaus sphärischen kammermusikalischen Interpretation von Debussys "Danse sacrée et Danse profane". Warme Farben, wellenartiges Schaukeln, perlende Harfentöne über flächig schwebendem Fundament ließen die große Harmonie erkennen, mit der da musiziert wurde.
Wie sich dann der Klang der Harfe in Bachs "Französische Suite E-Dur" BWV 817 in der der Kirche entwickelte, zwang schon zum genauesten Hinhören. Doch das lohnte sich, konnte man doch spüren, welch feinfühliger Künstler Mildner ist, wenngleich sich in den schnelleren Sätzen die Töne des Laufwerks aufgrund der halligen Akustik schlecht trennten. Doch der Gesamteindruck des Musikantischen dominierte, und Mildner erhielt ebenso Bravorufe wie alle Beteiligten an diesem bemerkenswerten Abend.