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Würzburg
Feierliche Totenklage und Hoffnung und Trost
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 19.02.2020 02:10 Uhr

Als Auftragsarbeit komponierte Paul Hindemith 1946 sein Requiem "für die, die wir lieben". Der 1940 in die USA emigrierte Musiker, ein geborener Hanauer, wählte für seine musikalische Aussage zu Ehren des verstorbenen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt eine lyrische Dichtung von Walt Whitman. Der MonteverdiChor Würzburg unter der bewährten Leitung von Matthias Beckert brachte das selten aufgeführte Werk als Würzburger Erstaufführung zu Gehör. Begleitet von der Jenaer Philharmonie füllten großartige Solisten, ein klanggewaltiger Chor und differenziert dynamisch aufspielende Instrumentalisten die vollbesetzte Neubaukirche mit einer feierlichen Totenklage, die letztendlich die Trauer auffängt und Trost spendet.  

Das Poem Whitmans benutzt Natur und ihre Eindrücke wie die Fliederblüte, die im Westen untergehende Sonne, die nächtliche Melodie eines Vogels im Ried als Symbole der Trauer, die Hindemith in Töne setzt. Das Orchester liefert die passenden Klangfarben zu einem großartigen Werk, einem Gemälde gleich, das die geschulten Stimmen der Sängerinnen und Sänger zeichnen und so die Weite Amerikas oder die Grausamkeiten des Schlachtfeldes als packende Bilder entwerfen. Zarte, elegische Partien ("Come, lovely and soothing Death"), a-cappella-Momente und  Märsche ("Over the breast of the spring") wechseln sich ab und strömen wunderbar warm, kraftvoll oder energiegeladen aus den gut 100 Kehlen der jungen Akteure. Punktgenau folgen sie der explosiven Zeichensetzung ihres Dirigenten, der Dynamik ebenso herausarbeitet wie die intimen Momente in den kammermusikalischen Passagen der Solisten.

Das Gräuel der Schlachtfelder

Altistin Barbara Bräckelmann und Bariton Stefan Stoll fügen sich nahtlos in diese bestechende Einheit. Während das Orchester ein Kriegsszenario intoniert, verbalisiert Stoll seinen umfangreichen Part textverständlich, mit voller Stimme und angemessener Gestaltung ("While my sight that was bound in my eyes enclosed") malt er die Gräuel der Schlachtfelder. Das wehmütige Lied eines Vogels durchzieht das gesamte Requiem ("In the swamp"/"Sing on there in the swamp"/"Sing on, sing on"). Barbara Bräckelmann singt es mit edler Stimme, lyrisch und schlicht, bevor die berührende Trauermusik mit einem Duett der Solostimmen, dem leisen Unisono des Chores und zarten Orchesterklängen endet.

Nach der Pause dann in vollendetem Wohllaut die Symphonie Nr. 7 in h-Moll von Franz Schubert, die "Unvollendete" mit ihrem überirdisch schönen Hauptthema. Klarinette und Oboe zelebrieren es, die Violinen flüstern dazu. Klare Differenzierung, romantische Melodik und verklärte Stimmung auch im 2. Satz.

Mit "Nänie", einem Gedicht von Friedrich Schiller, das Johannes Brahms vertont hat, kommt noch einmal der bestens präparierte Chor zum Einsatz. Auch hier haben Chorleiter und Chor nicht nur diese Totenklage musikalisch differenziert herausgearbeitet, sondern ebenso  Hoffnung und Trost für die Trauernden. Wohl verdienter, heftiger Applaus für alle Künstler.

 
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