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Fassade okay, aber Haus zu hoch
Denkmalschützer kritisieren Entwurf für Geschäftshaus – auch wegen Hof Emeringen.
Klotz auf Klotz: Der zweitplazierte Entwurf beim Wettbewerb.
Foto: Entwurf: Dudler Architekten | Klotz auf Klotz: Der zweitplazierte Entwurf beim Wettbewerb.
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Welsch
 |  aktualisiert: 26.07.2012 12:05 Uhr

Es wird die prominenteste Innenstadtbaustelle der nächsten eineinhalb Jahr werden, der Geschäftshausneubau Neubau der Freier-Hof Emeringen GmbH & Co KG von s.Oliver-Chef Bernd Freier. Was an Stelle des 43 Jahre alten, ehemaligen HypoVereinsbank-Gebäudes im Geviert Schönborn-/Eichhorn-/Martinstraße bis Anfang 2014 entstehen soll, wurde in einem Wettbewerb unter acht Entwürfen renommierter Architekturbüros ausgewählt. Wie berichtet, erhielten die Pläne von KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt mit dem markanten Knick in der Fassade den Zuschlag.

Die Gestaltung des fünfgeschossigen Hauses gefällt nicht nur den Preisrichtern und dem Bauherrn. Freier-Junior Christian Freier ist überzeugt, dass der „weltmännisch anmutende Bau Würzburg nach vorne bringt“. Auch bei der Präsentation des Entwurfs im Bauausschuss war weitgehend Zustimmung aus den Reihen der Stadträte zu hören. Teils massive Kritik kommt dagegen aus der Ecke der Denkmalschützer – vom Verschönerungsverein (VVW) und dem Arbeitskreis Studierende und Arbeitende für Denkmalschutz (AK-Denkmalschutz). Hauptkritikpunkte: Die Höhe des Geschäftshauses sowie die geplante Verkleinerung des historischen Hofes Emeringen an der Rückseite des bisherigen Bankgebäudes.

Der 1968 errichtete Nachbau in der Martinstraße steht unter Denkmalschutz. Um Platz für die Einfahrt zur Marktgarage zu schaffen, die von der künftigen Fußgängerzone Eichhornstraße in die Martinstraße und ins neue Geschäftshaus gelegt werden soll, soll Hof Emeringen um knapp zwei Meter schmäler werden. Erreichen will das der Bauherr mit einem Abbruch und Wiederaufbau des Gebäudes mit historischen Elementen. Dabei sollen die acht Fenster enger aneinanderrücken, die Symmetrie aber erhalten bleiben. Optisch eigenständig, soll das Gebäude im Inneren mit dem Geschäftshaus verbunden sein.

Für Willi Dürrnagel, Vorsitzender des Verschönerungsvereins und CSU-Stadtrat, ist die geplante Schrumpfung nicht hinnehmbar, sie würde „den Bau verunstalten“. Beim Wiederaufbau vor 44 Jahren habe man sehr darauf geachtet, das einstige Petrini-Bauwerk wieder in Originalgröße zu erstellen. So solle es auch bleiben. Die Einfahrt zur Tiefgarage müsse an anderer Stelle im Neubau in der Martinstraße erfolgen, fordert Dürrnagel.

Der AK-Denkmalschutz möchte nicht als Argument gelten lassen, dass es sich beim Hof Emeringen nur um eine Rekonstruktion handle. Schließlich seien nahezu alle „historischen Gebäude“ – bedingt durch die Zerstörung im Krieg – Rekonstruktionen – wie beispielsweise die Alte Universität, die Dom-Fassade, oder das Falkenhaus. „Wer beginnt, diese Rekonstruktionen zu schleifen, vergeht sich an der Attraktivität der Stadt“, schreibt der AK-Denkmalschutz in seiner Pressemitteilung.

Das neue Geschäftshaus mit zwei Läden in den ersten beiden Geschossen sowie Büros, Praxen und Wohnungen ist dem Verschönerungsverein „mindestens ein Stockwerk zu hoch und wirkt zu klobig“. Der Bau, der vom Entwurf her die Firsthöhe des gegenüberliegenden Bankgebäude erreicht, dürfte nur dessen Traufhöhe erreichen, erklärt Dürrnagel.

Mit einem Mansardendach statt des geplanten Flachdaches würde sich der Bau harmonischer ins Stadtbild einfügen, meint der AK-Denkmalschutz, der dem Entwurf auch positives abgewinnen kann: „Die Fassadengestaltung ist in Ordnung und scheint von der Gliederung harmonischer zu sein als am Altbau.“

Mit dessen Abbruch wurde mittlerweile in der Martinstraße begonnen. Der Antrag auf Abbruch und Wiederaufbau von Hof Emeringen ist im Rathaus eingegangen. Zu dessen Prüfung werden nach Auskunft von Rathaussprecher Christian Weiß auch die Stellungnahmen von Stadtheimatpfleger Hans Steidle und der unteren Denkmalschutzbehörde im Rathaus eingeholt. Letztere habe das Landesamt für Denkmalpflege für zuständig erklärt.

Die Pläne und den Bauantrag für den Geschäftshausneubau, mit dem im Herbst begonnen werden soll, will der Investor nach eigenen Angaben bis spätestens Ende August bei der Stadt einreichen.

Die Entwürfe des Wettbewerbs sind noch an diesem Mittwoch, 25. Juli, von 10 bis 16 Uhr in der Mozartschule (Maxstraße) zu sehen.

Sieger des Architektenwettbewerbs

Den Wettbewerb für das neue Geschäftshaus hat das Büro KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt gewonnen. Die zwei zweiten Plätze belegten die Büros RKW Rhode Kellermann Wawrowsky aus Düsseldorf und Max Dudler Architekten aus Berlin. Außerdem nahmen am Wettbewerb teil: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner (Düsseldorf), gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg), Kleihues+Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH (Dülmen-Rorup), Arbeitsgemeinschaft Domino (Reutlingen) + Bodamer Architekten (Stuttgart) sowie Blocher Blocher Partners (Stuttgart).

Dem Preisgericht gehörten an: Bernd Freier, Christian Freier und Werner Reuß vom Bauherrn „Freier-Hof Emeringen GmbH & Co. KG, Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Stadtbaurat Christian Baumgart, Wolfgang Fey vom städtischen Baureferat und Projektleiter Eichhornstraße, Stadtheimatpfleger Hans Steidle, die Stadträte Wolfgang Roth (CDU), Hans-Werner Loew (SPD), Matthias Pilz (Bündnis 90/Die Grünen), Josef Hofmann (Freie Wählergemeinschaft) sowie Dipl.-Ing. Michael Hetterich, Prof. Rüdiger Kramm, Prof. Petra Kahlfeldt, Prof. Bernhard Winking, Prof. Christiane Thalgott, Dipl-Ing. Jochen Steppert, Dipl.-Ing. Peter Menig, Dipl.-Ing. Petra Hartmann und Dipl.-Ing. Knuth Sperber. Kahlfeldt, Winking und Thalgott sind auch Mitglieder der Stadtbildkommission. Nachdem der Architektenwettbewerb durchführte, wird diese sich nicht mehr mit dem Neubau befassen.

Mit Knick in der Fassade: So soll das neue Geschäftshaus an der Ecke Eichhornstraße/Martinstraße aussehen.
Foto: Entwurf: KSP Architekten Jürgen Engel | Mit Knick in der Fassade: So soll das neue Geschäftshaus an der Ecke Eichhornstraße/Martinstraße aussehen.
Der Vorgänger: Das ehemalige Hypovereinsbank-Gebäude wird abgerissen.
Foto: T. Müller | Der Vorgänger: Das ehemalige Hypovereinsbank-Gebäude wird abgerissen.
Denkmal: Der 1968 wieder aufgebaute Hof Emeringen. Foto: T. Müller
| Denkmal: Der 1968 wieder aufgebaute Hof Emeringen. Foto: T. Müller
Geschrumpft: Hof Emeringen mit Tiefgarageneinfahrt.
Foto: Entwurf: KSP | Geschrumpft: Hof Emeringen mit Tiefgarageneinfahrt.
 
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Kommentare
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  • Wenn man eine Häuserfasade um 2 Meter verkürzen will, die Fenster aber alle drinlässt, dann verkürzt sich der Abstand der Fenster.

    Um wieviel? Mal rechnen:

    Geschätzte Länge des Gebäudes nach Google: 33 Meter. Neue Länge wäre dann 31 Meter.

    Fensterbreite: geschätzt 1 Meter. Demnach ergeben sich 10 Abstände (Anfang, dann 8 Fenster und Ende), ich nehme an, der Abstand ist immer gleich. Also 33 Meter minus 10 Meter = 23 Meter durch 10 = 2,30 Meter - wenn man sich das Bild anschaut kommt das ungefähr hin. Bei 31 Metern ist der Abstand demzufolge 2,10 Meter.

    Also ich sehe da kein Problem. Das ist ja nur der schlimmste Fall. Ein Architekt kann durch geschicktes versetzen da wesentlich bessere Ergebnisse herausholen.
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  • rebnik
    Ich finde die energische Veränderungen, die die Fußgängerzone in der Eichhornstraße wesentlich bürgerfreundlicher werden lassen, besser, als den Eiertanz um eine weniger wichtige historische Hausfront, die meiner Meinung nach sowieso nur im Schatten einer engen Straße vor sich hinverstaubt. Wer hat sich vorher schon für diese Fassade interessiert!?

    Zitat von Pressemitteilung AK-Denkmalschutz
    „Wer beginnt, diese Rekonstruktionen zu schleifen, vergeht sich an der Attraktivität der Stadt“


    Naja...ham se´s vielleicht mal ne Nummer kleiner? Hätte man den Hof Emeringen nicht hier im Artikel erwähnt, was wüßte ich, wo man den in Würzburg finden könnte!?
    Das ist wohl was anderes, als würde man die Fassade z.B. der Neumünsterkirche oder des Falkenhauses zugunsten einer Tiefgaragenzufahrt verändern.

    Zum Neubau fällt mir generell noch ein, dass er auf jeden Fall besser aussieht als das, was da jetzt steht oder stand, je nachdem.
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  • rebnik
    ist offenbar spiegelverkehrt?
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  • rebnik
    Zitat von Mainpost-Artikel v. H. Welsch
    Nachdem der Architektenwettbewerb durchführte, wird diese sich nicht mehr mit dem Neubau befassen.


    ???
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  • ... nachdem der Bauherr einen Architektenwettbewerb durchführen ließ, bei dem in der Jury sogar drei Mitglieder der Kommission für Stadtbild und Architektur saßen, wird sich die Kommission nicht mehr mit den Plänen beschäftigen.
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  • Groschi
    Stadtbild auch hier erfolgreich zerstört, alter Schrott durch neuen Schrott ersetzt. Bürgern lange Nase gezogen. Fertig. Auftrag erfüllt.
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