Mag Würzburg auch den größten Faschingszug Süddeutschlands haben; das karnevalistische Herz des Landkreises schlägt am Faschingssonntag in Ochsenfurt. Weit über 10 000 Schaulustige verfolgten das närrische Treiben durch die Altstadt. 57 Fußgruppen und Motivwägen hatten sich angemeldet, sagt Organisatorin Anne Derday. Zwei Gruppen musste sie gar absagen, weil ihre Wägen nicht durch die Stadttore gepasst hätten.
Zu denen, die sich am meisten auf den Zug gefreut haben, gehört zweifellos Hildegard Münch. Jahrelang war der Wagen von Ochsenfurts bekanntester Klofrau ein fester Bestandteil des Ochsenfurter Faschingszug, bis ein Unfall die ältere Dame an den Rollstuhl fesselte. Da hat das Schicksal die Rechnung allerdings ohne Hildegard Münch gemacht. Mit ihrem zum "Hilde-Mobil" umgebauten Rolli war sie heuer wieder in nahezu gewohnter Manier mit von der Partie.
Ob als Wikinger, Hexen oder Haremswächter - von den Jüngsten aus den Ochsenfurter Kindergärten bis zu den betagteren Herren aus den Elferräten mischte nahezu jede Altersklasse beim Gaudiwurm mit. Ihren Spott trieben die Frickenhäuser Moustgeuger mit den Ochsenfurter Nachbarn, in dem sie sich als Mitarbeiter der Firma "Rumsteh & Glotz" am zähen Wiederaufbau der neuen Mainbrücke beteiligten.
Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks und seine Stadträte hatten sich ins Kostüm des Ochsenfurter Schmieds geworfen. Ob sie damit auch prädestiniert sind, den Wasserrohrbruch zu flicken, dem man seit Wochen vergeblich sucht, blieb offen. Während die beiden Ochsenfurter Brauereien das Freibier in Strömen fließen ließen, sorgte ein halbes Dutzend Musikkapellen für den passenden Sound, unter ihnen Stammgäste wie die Hohestadter Flickenmännle und der Fanfarenzug aus Sommerhausen mit seinen Bärenfellmützen.
Nicht um eine originelle Idee verlegen war die Gruppe, die der Ochsenfurter Zuckerfee die beiden raubeinigen Bierköniginnen Oechsana I. und Kauzine I. an die Seite stellte. Die Faschingsgilde aus Gockelhofen trieb die Narretei derart bunt, dass sie gleich zwei große Motivwägen samt jeder Menge Fußvolk nach Ochsenfurt entsandte.
Damit waren sie aber noch lange nicht die am weitesten Gereisten. Diesen Titel verdiente sich zum wiederholten Mal die Faschingsgilde aus dem 40 Kilometer entfernten Illesheim. Aber auch aus Aufstetten, Sonderhofen und erstmals aus Michelfeld war man in die Gau-Kapitale gekommen. Moderator Herbert Gransitzki hatte für jede Gruppe einen passenden Spruch parat.
Während die Stimmung unter der Zuschauern, wohl nicht zuletzt ob der kostenlosen Getränke, immer heiterer wurde, mussten die Sicherheitsbegleiter einen klaren Kopf bewahren, um zu verhindern, dass in dem dichten Gedränge ein Schaulustiger unter die Räder der bulligen Traktoren und Motivwägen geriet. Dass Sie ihren Job ordentlich gemacht haben, zeigt die Bilanz der BRK-Bereitschaft, die mit 30 Einsatzkräften unterwegs war. "Entspannt wie immer", sei die Lage gewesen, berichtet Einsatzleiter Martin Falger.
Daran hatten die Mitglieder der Ochsenfurter Feuerwehren ihren Anteil, die nicht nur beim Zug für Sicherheit sorgten, sondern auch für die Verkehrsregelung rund um die gesperrte Altstadt verantwortlich zeichneten. Lob für die Organisatoren kommt vom Einsatzleiter der Polizei, Martin Kuhn. "Der Zug war gut vorbereitet, die Absprachen mit den Anwohnern haben funktioniert", sagt er. Dass entlang der Zugroute kein einziges Fahrzeug in letzter Minute entfernt werden musste, sei immerhin ein gutes Zeichen. Lediglich eine Fensterscheibe war versehentlich zu Bruch gegangen.
Von den Polizeibeamten stammt auch die Schätzung der Zuschauerzahl. Über 10 000 werden es wohl gewesen sein, sagt Einsatzleiter Martin Kuhn. Etwa so viele wie in den Vorjahren, nur dass sich das Treiben heuer stärker als bisher in die Marktbreiter Straße verlagert hatte. Die feuchten Wetteraussichten hatten sich nicht bestätigt, so dass viele Besucher nach dem Zug noch ungestört auf dem Marktplatz feiern konnte, bevor die Party am frühen Abend in den Wirtshäusern der Stadt weiter ihren Lauf nahm.