Bescheiden waren die Anfänge, in der wegen bollernder Ölöfen "Gifthütte" genannten, viel zu kleinen Turnhalle des TSV Lengfeld, als sechs Männer am 11. Oktober 1967 die Faschingsgesellschaft Lengfeld (FGL) gründeten. Mit der Kürnachtalhalle, zur Eingemeindung Lengfelds nach Würzburg am 1. Januar 1978 fertiggestellt, bekamen die Faschingsfreunde ein größeres Haus. Der Prunksitzung am 28. Januar 1978 folgten stets ausverkaufte Faschingsabende auf hohem Niveau, bis die Corona-Pandemie für rund zwei Jahre auch die Lengfelder Faschingsaktiven ausbremste.
Zum Auftakt der Jubiläumskampagne 5x11, wie die Narren 55 Jahre zählen, hatte die FGL zu einem gut besuchten Festkommers in die Kürnachtalhalle eingeladen. Als "Aushängeschild des TSV Lengfeld" bezeichnete Wolfgang Hobiger, Vorsitzender des TSV Lengfeld 1876, die FGL, seit Anbeginn wichtige Abteilung im großen Sportverein des Stadtteils. In der Gründungsphase unterstützte die FGL mit "Bunten Abenden" den Bau des benachbarten, 1975 eingeweihten Ökumenischen Zentrums. Der TSV Lengfeld hatte damals vier Abteilungen, heute sind es elf. Hobiger erinnerte an den damaligen TSV-Vorsitzenden Erich Schoberth, der dafür sorgte, dass die Gemeinde Lengfeld mit kaum eintausend Einwohnern zusammen mit ihrem Sportverein, "damals weitgehend unbekannt und als verträumter Ort wahrgenommen", aus dem Dornröschenschlaf gerissen wurde.
Ziel von Schoberth war es, humorvolle Menschen und Narren in einer Faschingsgesellschaft zusammenzuführen. Gemeinsam mit Erich Lorenz, Manfred Stahl, Hermann Mitnacht und den Brüdern Herbert und Edgar Stahl hob er die FGL aus der Taufe. 55 Jahre später lebt von den Gründern nur noch Edgar Stahl, im Kommers als "Lichtgestalt im Lengfelder Fasching" bezeichnet, seit 20 Jahren Ehrenmitglied des FGL, darüber hinaus ausgezeichnet vom Bund Deutscher Karneval (BDK) mit dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten. Philip Ponnath, Gesellschaftspräsident und Sitzungspräsident der FGL, ehrte Edgar Stahl, die langjährige Schatzmeisterin Heike Mitnacht, Jan Müller und Manfred Stach, seit 24 Jahren Zweiter Gesellschaftspräsident und effizienter Organisator.
Breite Jugendarbeit
Bekannt ist die FGL für ihre breite Jugendarbeit, es gibt nicht weniger als sechs Garden, beginnend bei den jungen "Lemmetraterli", die bereits im Alter von drei bis fünf Jahren mit viel Geduld und intensivem Training üben. Schon lange Tradition hat das Männerballett. Während der CoronaPandemie handelte man nach dem Motto "a bissel was geht immer", versuchte bestimmte Bereiche via online-Training aufrechtzuerhalten, aber Fasching am Bildschirm ist eben kein "echter" Fasching.
Fünf Prinzenpaare kamen in 55 Jahren aus den Reihen der FGL, zuletzt Burkhard und Ute Pfrenzinger (1980) und Manfred und Belinda Stach (1985). 28 Till von Franken-Orden für aktive Lengfelder Faschingsfreunde belegen das hohe Niveau des Lengfelder Faschings. Tobias Brand, Bezirkspräsident des Fastnacht-Verband Unterfranken (FVF) lobte die hervorragende Vereins- und Jugendarbeit der FGL in Lengfeld.
Klinikclowns lockern den Kommers auf
Perfekte Abwechslung zu Reden und Grußworten brachte immer wieder das Klinik-Clown-Team Lachtränen mit Torsten Wittdorf, Tatjana Kapp und Silvia Kirchhof. Unter den Ehrengästen war Patrick Friedl, Landtagsabgeordneter und Mitglied des Stadtrats von Würzburg, der in seinem Grußwort einen Bezug zwischen aktueller Politik und Fasching herstellte. Sein Dank galt denen, die Menschen aufnehmen, die hierherkommen. Helena Illing, Vorsitzende des Bürgervereins Lengfeld, bescheinigte der FGL, "ein Stück Heimat" zu sein, deren Garden "Sport auf höchstem Niveau" bieten. Der Kommers war auch Gelegenheit, der Freiwilligen Feuerwehr Lengfeld unter Kommandant Sebastian Götz zu danken, die immer die Brandwache übernimmt. Zahlreiche Vertreter anderer Faschingsvereine aus der Stadt und dem Landkreis, sowie Vereine aus Lengfeld bereicherten den Kommers, zu dem eine 132-seitige Festschrift vorgelegt wurde, die in Bild und Wort 5x11 Jahre der FGL dokumentiert.
