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WÜRZBURG
Farbige Spaßmacher
Patente: Andreas Kneitz aus Würzburg hat Party-Pulver aus Lebensmittelfarben erfunden. In Mainfranken gibt es besonders viele Patentanmeldungen, vor allem im technischen Bereich.
Auch im Wasser können Farb-Fans das neue Pulver verwenden und sich gegenseitig „schmutzig“ machen.
Foto: Andreas Kneitz | Auch im Wasser können Farb-Fans das neue Pulver verwenden und sich gegenseitig „schmutzig“ machen.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:23 Uhr

Ich habe ein farbiges Party-Pulver erfunden. Alles, was da drin ist, könnte man auch essen“, sagt Andreas Kneitz schmunzelnd über seine Errungenschaft. Der Berufsfotograf aus Würzburg hat kürzlich ein Patent angemeldet und will sich damit im freien Unternehmertum durchsetzen. Wer schon mal auf Farb-Festivals war, weiß, was die bunten Farbfeste bedeuten. Events wie die Holi Festivals stammen ursprünglich aus Indien und sind Veranstaltungen, bei denen Menschen mit Farbe um sich werfen und sich eine regelrechte Schlacht mit buntem Pulver liefern. Diese Substanzen gibt es schon lange. Bisher basieren die Präparate allerdings auf Maisstärke. „Ein gravierender Nachteile dabei ist die Feinstaubbelastung“, erklärt Kneitz.Deshalb würden die herkömmlichen Farbpulver auch ausschließlich draußen angewendet werden können. Außerdem würde eine lebensgefährliche Brand-Gefahr bestehen. Den größten Vorteil gegenüber den alten Substanzen sieht der Partyfotograf bei seiner Erfindung allerdings in der Reinigung. „Auf Holi Festivals kann man die Kleider danach entsorgen und blonde Mädels haben tagelang pinke Haare“, so Kneitz. Seine Lebensmittelfarben würden sich mit Wasser einwandfrei von der Haut und auch von Textilien lösen lassen.

Andreas Kneitz? Erfindung ist also im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht gesundheitsschädlich, funktioniert in Räumen – sogar im Wasser– und sie lässt sich problemlos wieder abwaschen. Vor allem die Benutzung in Schwimmbädern hat es dem Würzburger so angetan, dass er seine Erfindung „Waterlove“ taufte.

Mit seiner Idee ist Kneitz auf Dr. Christiane Katja Schwager zugegangen. Die Patentanwältin arbeitet für die Kanzlei Advotec, welche sich auf Patente spezialisiert hat. „Wir haben seine Idee überarbeitet und sie dann beim Patentamt angemeldet“, sagt Schwager. Sie rät Privatleuten, sich immer mit Fachleuten zusammenzutun. „Wenn mein Auto kaputt ist, bringe ich es ja auch in die Werkstatt und repariere es nicht selber“, so die Anwältin. Demnach könne zwar jeder auch ohne Hilfe Patente anmelden, der Erfolg wäre allerdings meist nicht vergleichbar. „Wir wissen genau, worauf es ankommt, wie man Dinge formulieren muss und wodurch man den größten Schutz für sein Produkt erhält“, so Schwager.

„Tüte aufreißen, Farbe schmeißen, Spaß haben.“
Andreas Kneitz, Farbbeutel-Erfinder

Wird eine Erfindung beim Patentamt eingereicht, prüft die Behörde zunächst die Einzigartigkeit der Idee. Die geschieht heute in den meisten Fällen online und ist demnach nicht mehr vom Hauptstandort in München abhängig. Nach ausführlicher Recherche, wird die Patentanmeldung dann zugelassen oder abgelehnt. „Ein Patent ist ein Schutzrecht für eine Erfindung, welches den Inhaber berechtigt, anderen die Nutzung zu untersagen“, sagt Bernhard Böck, ebenfalls Patentanwalt bei Advotec. Dieses Schutzrecht gilt für 20 Jahre. „In Deutschland gibt es jährlich mehr als hunderttausend Patentanmeldungen“, so Böck. Davon fänden höchstens zehn Prozent ihren Weg in die Realität. „Im Raum Würzburg werden einige hundert Patente jährlich angemeldet“, sagt Böck.

Haupt-Klientel der Würzburger Patentexperten sind nicht private Einzelanmelder wie Andreas Kneitz, sondern Firmen, die eine Vielzahl von Schutzrechten erlangen möchten. Diese Tatsache bezieht sich nicht nur auf Würzburg, sondern ganz Bayern. Dass Einzelpersonen mit Herzblut hinter ihrer eigenen Erfindung stehen und diese patentieren lassen, sei laut Böck relativ selten.

Laut neuestem Patentreport der bayerischen Industrie- und Handelskammern (IHK) lag der Anteil Bayerns an deutschen veröffentlichten Patenten im Jahr 2015 bei rund 29 Prozent. „Die bayerischen Unternehmen investieren pro Jahr rund zwölf Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Deshalb ist unsere Wirtschaft auch außerordentlich innovationsfähig“, freut sich Oliver Freitag, IHK-Bereichsleiter Innovation und Umwelt. Der Anteil der Patentanmeldungen aus Mainfranken an allen bayerischen und deutschen Anmeldungen betrug 2015 6,6 Prozent beziehungsweise 1,9 Prozent. Die Region Mainfranken belegte jeweils den bayernweit zweiten Platz in den Technologiesegmenten „Wellen; Einzelteile von Kurbeltrieben; Lager“ und „dynamoelektrischen Maschinen“. Auch bei den Bereichen „Getriebe“ und „Einbau von Antriebseinheiten in Fahrzeugen“ erreichte Mainfranken eine gute Platzierung.

Im Technologiesegment „Räder für Fahrzeuge“ stammen deutschlandweit sogar rund 26 Prozent der Publikationen aus dem IHK-Bezirk Würzburg-Schweinfurt. „Gemessen am Anteil der bayerischen Patentpublikationen ist die Innovationsleistung in diesen Technologiesegmenten um einiges höher, als für unsere Region zu erwarten wäre“, so Freitag. Grundlage hierfür sei die gute Vernetzung zwischen Wirtschaft, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Zu den mainfränkischen Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen gehören der Maschinenbau-Konzern Schaeffler oder das Elektro-Unternehmen Bosch mit über 130 Patentanmeldungen.

Bei diesen Zahlen kann Andreas Kneitz nicht mithalten. Er steht mit Herzblut hinter seiner Idee eines neuen Farbpulvers und hat für die Patentierung knapp 5000 Euro investiert. „Die Produktion unserer Farbpäckchen ist in vollem Gange und wir stehen in den Startlöchern“, sagt Kneitz, der mit seiner Erfindung auch den internationalen Markt erobern will. Durch seine Tätigkeiten als Fotograf sei er in der Party-Szene weltweit vernetzt und könne einen Bedarf seines Pulvers feststellen.

Die Weltpremiere seiner farbigen Spaßmacher soll am letzten Februar-Wochenende in der Diskothek „Capitol“ in Dettelbach stattfinden. „Tüte aufreißen, Farbe schmeißen, Spaß haben“, freut sich Kneitz.

Patentinformationszentrum

Patentinformationszentren gibt es in vielen deutschen Städten, in denen sich Erfinder beraten lassen können und Informationen zu Patentrechten erlangen können. Anlaufstelle in Würzburg ist hierfür das Technologie- und Gründerzentrum Würzburg (TGZ).

Die nächsten Patent- und Markensprechtage finden hier am Donnerstag, 23. Februar, statt.

Weitere Informationen sowie die erforderliche Anmeldung zu den kostenfreien Sprechtagen über das Zentrum Marke & Patent im TGZ Würzburg, Magdalene-Schoch-Straße 5, 97074 Würzburg, Tel. (09 31) 4 67 90 90,

E-Mail: info@zentrum-marke-patent.de Internet: www.zentrum-marke-patent.de.

 
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