In großer Vielfalt präsentiert sich die diesjährige Winterausstellung der BBK-Galerie im Kulturspeicher. Auf zwei Etagen hängen, stehen und liegen 56 aktuelle Kunstwerke von 36 Künstlern, Acrylmalerei und Zeichnung, Skulptur und Installation, auch großformatige Fotografie ist dabei.
Schon beim Eintritt überwältig die Farbenpracht mancher Werke – das Motto „Wer weiß denn schon wie?s Wetter wird“ fordert leuchtende Blautöne heraus. Schnell bleibt der Blick hängen an drei außergewöhnlich farbfreudigen Bildern an der rechten Wand: am namenlosen Zweiteiler mit Roswitha Vogtmanns schwungvoll-gestischen Pinselbahnen in Blau und Ocker, an Franz Wörlers kontrastreichem „Schauer über rotem Landstrich“ und an Barbara Papes „Winterwengert“, der seine kraftvolle Wirkung aus den Komplementärfarben Blauviolett-orange und Limetten-grün-feuerrot zieht.
Ebenfalls kaum zu übersehen ist die blaue Lindenholz-Stele von Thomas Hildenbrand, die mit der nur halb verhüllten „Madonna“ sowie drei versilberten Fischen deutlich religiöse Züge trägt. Sie ist wirkungsvoll platziert vor zwei quadratischen Bildern, Gerda Ecks blauem Fotodruck „Leichtsein der Erde“ und Elvira Lantenhammers kraftvoll abstraktem „siteplan“ („Lageplan“), der zwischen Schwarz und Weiß grelle Farbakzente setzt. An die teils grauenvollen Bilder von Francis Bacon erinnert Hans Krakaus schreiende Figur, die auf den Handflächen einen Schädel und ein Embryo trägt. Auf die Tradition nimmt auch Wieland Jürgens Bezug: Er stellt der „Eva“ von Ludwig Cranach d. Jüngerem ein in coolen Linien gezeichnetes Playgirl zur Seite, das sich an Evas Baum wie an einer Tabledance-Stange empor räkelt.
Ein Eyecatcher ist auch Petra Blumes hängendes Installations-Knäuel aus den Resten ihrer vorangegangenen Einzelausstellung: Verkrustete Kleider, künstliche Krähen und Tulpen sowie ein knallroter Regenschirm bilden mit anderen Alltagsdingen einen zerzausten Klumpen, der – obwohl äußerlich unbewegt – ordentliches Sturmpotenzial in sich birgt. Direkt daneben – zwar unscheinbarer, doch nicht minder interessant – liegt ein unregelmäßig geformtes Metallnetz von Stephan Nüßlein, das man unweigerlich anfassen möchte.
Doch es gibt in der Ausstellung auch die leisen Töne: Helmut Nennmanns rosige, in Öl fast impressionistisch hingetupfte Blumenwiese „Floris“ zum Beispiel, oder Heide Siethoffs filigrane Radierungen. Ihr Mann Hans Siethoff zieht die Blicke mit der Schwarzweiß-Fotomontage „Klimawechsel“ auf sich, die zwölf vertrocknete Ästchen im Negativ zeigt – eine erholsam reduzierte, gleichsam glanzvolle Ästhetik.
Im hinteren Untergeschoss fallen die vier riesigen Tankstellen-Fotos des jungen Fotografen Benjamin Brückners auf: in gelb, in grün, in rot und in blau. Die kleinen quadratischen Spiegeldrucke der Rumänin Paraschiva Boiu faszinieren durch ihre leicht verwaschene Optik, denn man nimmt sowohl die aufgedruckte Farbe wie auch ihr Spiegelbild als „Produkt“ wahr. Schlicht und schlagkräftig sind die Tropf- und Fließbilder von Reiner Pfeiffer („Flic Flac 2“): Hier hat der Künstler flüssige Acrylfarbe in rosa, blau und grün auf kleinen Papierbögen herablaufen lassen. Das Ergebnis: einfache, organische Muster und Formen.
Alle Kunstwerke der Winterausstellung sind verkäuflich. Wer nur ein kleines Mitbringsel sucht, kann Ines Schwerds sternförmige Schälchen aus Skizzenpapier unter die Lupe nehmen. Sie kosten zwei bis zehn Euro.
Die Ausstellung in der BBK-Galerie im rechten Flügel des Kulturspeichers, Oskar-Laredo-Platz 1, läuft von Samstag, 28. November, bis Sonntag, 20. Dezember. Öffnungszeiten: Mi./Do./Fr./Sa. 14-18 Uhr, So. 11-18 Uhr.