Nur mit Mühe hatten die Faschingsfreunde Greußenheim (FFG) die Begleitumstände der Pandemie überstanden, um beim närrischen Neustart gleich mit dem nächsten Virus konfrontiert zu werden. Dem Motto entsprechend, verbreitete sich bei der FFG-Sitzung in der Geisberghalle eine hoch ansteckende Variante des Faschingsfiebers in rasanter Geschwindigkeit und vereinnahmte das Narrenvolk im Handstreich. Weil auch die Hettschter Häracha, der Faschingsclub Thüngersheim, der KKC Winterhausen sowie der Greußner Karnevalsclub aus dem Kyffhäuserkreis in Thüringen das Infektionsrisiko nicht scheuten, machten sich auch bei ihnen rasch deutliche Symptome bemerkbar. Nach einem hochkarätigen vierstündigen Nonstop-Programm war die allgemeine Sucht nach Frohsinn und Heiterkeit aber noch lange nicht befriedigt. Die neuen räumlichen Möglichkeiten der Geisberghalle ermöglichten eine in jeder Hinsicht berauschende After-Show-Party bei Musik und Tanz.
Erfolgreich hatten die bis dahin unter ihren Vorgängern Bernd "Schins" Kleinschnitz und Wolfgang "Wolfi" Haag in Ausbildung befindlichen Sitzungspraktikanten Dominik Kriener und Johannes Lannig ihre Lehrjahre 2020 beim elfjährigen Jubiläum der Faschingsfreunde abgeschlossen. Die Reifeprüfung legte das neue Führungsduo bei seiner Premiere jedoch erst jetzt ab. Mit Bravour. Gekonnt und routiniert standen sie bei ihrem Debüt am Ruder des von stürmischen Stimmungswellen wogenden Narrenschiffs. Eine Bordkarte hatte erstmals auch der erst zwölfjährige Emil Endres gelöst. "Noch etwas zu kurz geraten für die Bütt", ließ der Benjamin des Greußenheimer Faschings jedoch erkennen, dass aus ihm ein ganz Großer werden kann. Mamas ungewöhnlichen Kochkünsten mit "Schäufeli un Bier mit Öpfelbrei aus'm Thermomix" verlieh er in Dialekt und mit Lokalkolorit ordentlich Würze. Gleichwohl verriet er dem grölenden Publikum auch, woher er sein vorlautes Mundwerk hat: "Das ist von meinem Vater", gestand Emil, denn: "Meine Mutter hat ihres noch!" Da bebte die Halle gleich zum fulminanten Auftakt.
Weniger selbstbewusst hingegen driftete Armin Spitznagel "als ewiger Zwätter un immer zu spät" in tiefe Sentimentalität ab. Belege dafür erbrachte der stellvertretende FFG-Gesellschaftspräsident und Zweite Bürgermeister mit "Gschichtli" über sein leidvolles Leben. Ebenfalls aus dem Leben gegriffen war die unschlagbare Komik der "Näu Äule" mit ihrem pantomimisch dargestellten Kinobesuch samt Saal-Karaoke. Brüller des Publikums ernteten auch die beiden gnadenlosen "Rentner-Schwestern" Gabi Hellmann und Petra Osbourne aus dem benachbarten Uettingen für ihre mehr oder minder hilfreichen, ausgefallenen Verhaltenstipps. Und niemand im ausverkauften Saal wunderte sich, dass diese "Saarländer" Frank Beck bei dessen vielfachen Fragen nach dem Sinn des Lebens allerdings auch nicht weiterhalfen.
Nicht einmal bei den Tänzen des Bienenschwarms der Sunshine-Minnies, der Sunshine-Kids oder Greußemer Spitzbuawe, den Magics, Remixed, Nachtschwärmerinnen oder den Dream-Bäuch wagte es das Publikum, den Saal für eine kurze Pause zu verlassen. Schließlich hätte man ja einen Kracher verpassen können. Das Sahnehäubchen freilich setzte FFG-Vorsitzender Bernd "Schins" Kleinschnitz bei seinem Heimspiel "auf der besten Bühne der Welt" dem famosen Programm mit "fränggisch Comedy" auf. Dahinter verbarg sich viel mehr als die einfache fränkische Fragestellung: "Komme die, oder komme die nit? Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Gäste der FFG-Narrenshow im nächsten Jahr wieder kommen.