Ein T-Shirt für vier Euro? Was nach einem Schnäppchen aussieht, ist jedoch meist keines. Was den Käufer freut, geht meist nur auf Kosten der Menschen, die es hergestellt haben. Ein Großteil der weltweit 60 Millionen Beschäftigten in der Textilindustrie arbeitet in einem Entwicklungsland. Zu Löhnen, die kaum zum Leben reichen, und Arbeitsbedingungen, die krank machen. Dass es auch anders sein kann, stand beim 5. Eine-Welt-Tag in Güntersleben im Mittelpunkt. Bei einer Modenschau zeigten vier Geschäfte aus Würzburg und Marktheidenfeld, die sich zu einer „Fair-Fashion-Initiative“ zusammengefunden haben, faire hergestellte und gehandelte Kleidung.
„Wir sind mitverantwortlich für das, was auf der Welt geschieht“, stellte Matthias Pieper vom Würzburger Weltladen fest. Er rief dazu auf, stärker „bewusst“ einzukaufen. Fair gehandelte Kleidung sei heute nicht teurer als Markenartikel. Für die meisten der etwa 200 Besucher in der Günterslebener Festhalle ist dies bereits heute selbstverständlich. Dennoch fristet fair gehandelte und hergestellte Kleidung einen Nischendasein. Veranstaltet wurde der Tag von dem Günterslebener Eine-Welt-Verein Harambee und der Gemeinde.
Als Models wagten sich ausschließlich Menschen aus Güntersleben auf den Laufsteg, von der umweltbewussten Oma bis zum Lausejungen, der ein fair gehandeltes Spielzeug vorführt. Für alle war es die Premiere als Model. Es war ihnen jedoch anzusehen, dass sie die Kleidung, die sie fortführten, gerne tragen: Die Kollektionen wirken heute nicht mehr so wie in der Zeit der Reformkleidung, als hätte jemand einen Jutesack zurecht geschnitten, sondern unterscheiden sich kaum noch von herkömmlicher Kleidung.
So setzt das Naturkaufhaus Body & Nature auf modische Farben, beim Würzburger Weltladen stachen besonders die farbenfrohen und robusten Taschen und Rucksäcke hervor und der erst vor kurzem in Würzburg eröffnete Laden Liten Lycka und JAC überzeugte mit hochwertiger Qualität.
Tabu war Kleidung mit Kunststoffanteilen. Stattdessen gab es Bio-Baumwolle, Alpaka-Wolle aus Peru oder Hanf, der mit wenig Pflege und ohne Einsatz von Chemie hervorragend wächst. Die beiden Foto-Ausstellungen einer Frauen-Initiative und der Christlichen Initiative Romero informierten über die schwierigen Arbeitsbedingungen: 16-stündige Arbeitstage zum Niedriglohn, Kinderarbeit und der Einsatz von krankmachenden Pestiziden sind verbreitet. Gewerkschaften werden systematisch unterdrückt. Als 2013 eine mehrstöckige Fabrik in Bangladesch einstürzte und 1000 Menschen starben, waren die zum Teil gruseligen Arbeitsbedingungen zumindest einen kurzen Moment weltweites Gesprächsthema.
„Wir kennen die schlechten Arbeitsbedingungen und tragen sie trotzdem mit“, stellte denn auch Bürgermeisterin Klara Schömig in ihrem Grußwort ernüchternd fest. Selbst teurere Markenartikel seien kein Garant dafür, dass sie fair und mit ökologischen Standards hergestellt wurden. In Güntersleben gibt es seit langem eine intensive Eine-Welt-Bewegung, die aufklären möchte: Mit einem eigenen Weltladen, seit 2012 als Fairtrade-Gemeinde und der Schule, die seit letztem Jahr ebenfalls den Fair-Trade-Titel trägt, möchten viele Bürger jedoch zumindest einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten.