Über die Sicherstellung des Schutzes der Bevölkerung hinaus ist die Freiwillige Feuerwehr Thüngersheim durch die vom Ort tangierte Bundesstraße 27 häufig bei äußerst anspruchsvollen Einsätzen gefordert. Unabdingbar ist dabei eine praxisorientierte und zielgerichtete Zusammenarbeit mit der gesamten Blaulicht-Familie. Eine "Fahrzeugschau rund ums Blaulicht" steht deshalb auch im Mittelpunkt, wenn die Wehr unter anderem mit der Präsentation von Einsatzfahrzeugen von Polizei, Bundeswehr, Technisches Hilfswerk, Wasserwacht und der Rettungsdienste am Samstag, 15. Juni, ab 16 Uhr und am Sonntag, 16. Juni, ab 9.30 Uhr rund um die Raiffeisen-Sporthalle ihr 160-jähriges Bestehen feiert.
Sie zählt damit zu den ältesten Feuerwehren im Landkreis. Doch sogar bayernweit sorgte die Thüngersheimer Wehr in den 1980er Jahren durch ihre weiblichen Aktiven für Schlagzeilen. Auslöser hierfür war Maria Pröstler, die einst in Feuerwehr-Ausgehuniform zu einem Rendezvous in Thüngersheim erschien, um ihren späteren Ehemann in einem Gasthaus zu treffen. Bis zu diesem Tag war der Brandschutz in Thüngersheim, seit Gründung der Wehr am 15. Februar 1864, ausschließlich der Männerwelt vorbehalten. Pröstlers Antwort auf die provokante Frage, wo sie denn "in diesem Aufzug" herkomme, löste in der bier- und weinseligen Männerrunde allgemeines Staunen aus. "Von einer bestandenen Leistungsprüfung unserer Feuerwehr in Halsheim", entgegnete Pröstler. Dort, im kleinen Ortsteil der Stadt Arnstein, begann Maria Pröstler schon 1977 in der neu gegründeten Damengruppe ihren aktiven Feuerwehr-Dienst.
Nachdem sie in Thüngersheim in den Hafen der Ehe eingelaufen war, frönte sie auch hier ihrer Leidenschaft. Mit den damaligen Kommandanten Elmar Röhm und Heinrich Gutbrod initiierte sie 1984 die Gründung einer der ersten weiblichen Löschgruppen Bayerns und im Landkreis. Schon ein Jahr später fungierte Pröstler als stellvertretende Vorsitzende, um ab 1987 für sechs Jahre den Vorsitz der aktuell 193 Mitglieder zu übernehmen. Voller Motivation legten mehrere Aktive der Damen-Löschgruppe in den Folgejahren die höchsten Stufen der Leistungsprüfungen „Die Gruppe im Löscheinsatz“ ab. Mit Marlene Gutbrod bestand ein Gründungsmitglied der Frauen-Gruppe als erste Frau in Bayern sogar die höchste Stufe der Leistungsprüfung „Technische Hilfeleistung“.
Unter den derzeit 38 Aktiven – von aktuell 193 Mitgliedern – mit den Kommandanten Sandro Saccavino und David Bauer an der Spitze zählen die Damen nach wie vor als verlässliche Stütze der aktiven Wehr. "Ohne sie wären wir oft aufgeschmissen. Vor allem zur Sicherung der Tagalarmbereitschaft sind unsere Frauen unverzichtbar", betont Kommandant Sandro Saccavino. Und auch bei der Nachwuchsförderung kann die Wehr maßgeblich auf weibliche Kräfte bauen. Sie fühlen sich ebenso berufen zur Betreuung der 14 jugendlichen "Feuerlöscher" wie auch der vor zwei Jahren gegründeten Kinderfeuerwehr. Der "Löschbande" gehören immerhin 42 Mädchen und Jungen an. Als besonders erfreulich nennt Kommandant Saccavino, dass durch das Interesse eines Kindes auch dessen Vater für den aktiven Dienst gewonnen werden konnte.
Neues Gerätehauses dringend notwendig
Saccavinos Feststellung, grundsätzlich gut aufgestellt zu sein, folgen allerdings auch zwei "Aber". Dank der Unterstützung durch das Baustoff- und Betonwerk Benkert sowie der Landwirte und Winzer seien selbst bei Vegetations- und Waldbränden 35.000 Liter Löschwasser kurzfristig in Fahrzeugen greifbar. Saccavinos Einschränkungen in der Bewertung der Wehr richten sich an deren Voraussetzungen und Ausstattung in Zuständigkeit der Gemeinde. Absehbar sei der für September nächsten Jahres anstehende Tausch des dann 33 Jahre alten Löschfahrzeugs LF16 gegen ein zeitgemäßes Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF) 10.
Einen eindringlichen Appell an Bürgermeister, Ratsmitglieder und die gesamte Bevölkerung richtet der Kommandant jedoch hinsichtlich des dringend notwendigen neuen Gerätehauses. Ohne adäquate eigene Flächen der Gemeinde zur Verfügung zu haben, sei die Standortsuche für einen Neubau bisher stets an den finanziellen Forderungen von Grundstückseigentümern gescheitert. Als wichtigsten Wunsch der Wehr zum Jubiläum nennen die Kommandanten und der kommissarische Vorsitzende Ralf Müller deshalb, die Vernunft walten zu lassen – zur Gewährleistung der Sicherheit für die gesamte Bevölkerung.