Thomas Lother, Jugendbeauftragter der Polizeiinspektion Würzburg-Land hatte bei den Jugendhilfetagen im Sitzungssaal des Landratsamtes gegen viele Klischees anzukämpfen.
Zum Beispiel dagegen, dass die Straßen immer unsicherer werden, weil aggressive und gewaltbereite Jugendliche sie zunehmend in Besitz nehmen. Wenn das so ist, spiegelt sich das nicht in der Kriminalstatistik für den Landkreis wider.
Die Zahlen stagnieren, auch wenn die Qualität der Delikte sich verändert. Beispiel Straßenkriminalität: Die Straftaten, die auf öffentlichen Straßen und Plätzen verübt wurden, lagen in den vergangenen zwei Jahren konstant bei jeweils knapp über 60.
Für dieses Jahr zeichnet sich sogar ein leichter Rückgang ab. Bei der Straßenkriminalität ist es unerheblich, welcher Art das Delikt ist. Von der Erhebung ausgeklammert sind Verkehrsvergehen.
Kein Trend nach oben
Auch die Sachbeschädigung – ein bei Jugendlichen „beliebtes“ Delikt – lässt keinen klaren Trend nach oben erkennen. Die Zahl pendelt im Landkreis von 2006 bis jetzt zwischen 20 und 25 Straftaten.
Die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz lagen 2006 und 2007 konstant bei 40. Und selbst bei der Körperverletzung stagnieren die Zahlen sowohl bei Kindern (bis 13 Jahre), Jugendlichen (14 bis 17 Jahren) als auch Heranwachsenden (18 bis 21).
Obwohl die Zahl der Körperverletzungen sich nicht verändert hat, sind sie doch nach Angaben Lothers brutaler geworden. Warum das so ist, kann der Jugendbeauftrage nicht sagen.
Genauso wenig will er sich festlegen, an welcher Schulform die Gewalt am schlimmsten ist, um eine Vorverurteilung zu vermeiden. Aber eines steht für ihn fest: „Vor 20 Jahren sagten sich die Schulleiter noch: Wenn die Polizei kommt, heißt das, wir sind eine schlechte Schule.“
Jetzt gebe es eine engere Zusammenarbeit mit den Bildungsinstitutionen. Übergriffe würden eher angezeigt. Somit stiegen die Fallzahlen.
Ohnehin ist Lother die Statistik nicht wichtig, sagt er. Ihm gehe es um Prävention. Vor allem an Schulen, aber auch in Jugendzentren, Vereinen, Firmen, Familien und in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.
Die Polizei sei einerseits Kontrollorgan, halte aber auch schützend ihre Hand über den Nachwuchs.
Erziehung statt Bestrafung
Eine Institution, die sich speziell um mit dem Gesetz in Konflikt gekommene Jugendliche kümmert, ist die Jugendgerichtshilfe. Ihr geht es nicht um Bestrafung der Jugendlichen, sondern um Erziehung, sagte Sozialpädagogin Ilse Fischer.
Laut Fischer haben sich die Fälle, in denen die Jugendgerichtshilfe angewendet wurde, seit 1994 (510) bis 2007 mit 1235 mehr als verdoppelt. Wobei in den vergangenen Jahren eine leichte Abschwächung zu verzeichnen war.
Auch Fischer hat eine erhöhte Tendenz beobachtet, Delikte anzuzeigen, die früher unter den Tisch gefallen sind: „Die Taten sind in der Region glücklicherweise nicht so gravierend wie in den Großstadtbereichen. Ich bin froh, im Landkreis Würzburg zu arbeiten”, sagt die Sozialpädagogin.
Leider lasse sich der Erfolg der Jugendgerichtshilfe nur schlecht messen. Man könne nur Einzelfälle, die bekannt werden, bewerten.