Zwar ist es in Würzburg Stadt und Land schwierig, einen Krippenplatz zu finden, manch eine Mutter entscheidet sich aber auch ganz bewusst in den ersten drei Jahren für eine Betreuung zuhause. Danielle Lamers-Radermacher aus Winterhausen ist Mama von fünf Kindern. Schon ihre erste Tochter, die mittlerweile 14 Jahre alt ist, kam erst mit drei Jahren in den Kindergarten. "Ich wollte mein Kind so lange wie möglich zuhause betreuen, ein Krippenplatz war da eigentlich kein Thema." Auch bei ihren weiteren Kindern hielt sie es ähnlich, wollte auch keine Kompromisse eingehen, was den Kindergartenplatz angeht. "Für mich stand fest: Solange, bis ich den Platz habe, bei dem ich mir sicher bin, dass mein Kind optimal betreut wird, bleibe ich daheim."
Gemeinsam kochen und basteln
Auch bei Kind Nummer Fünf ist das so. Die kleine Malou ist jetzt zwei Jahre alt und "ich genieße die gemeinsame Zeit mit ihr, während die anderen im Kindergarten und in der Schule sind". Da wird gemeinsam gebastelt, gekocht, vorgelesen, auf den Spielplatz oder ins Schwimmbad gegangen oder mit den Schleich-Pferden gespielt. Abgesehen davon, dass es für die Bindung zwischen Mutter und Kind gut sei, "ist Malou ist einfach gern daheim", sagt Lamers-Radermacher. Schön sei es auch, die Entwicklungsschritte des Sprösslings hautnah mitzuerleben. Die ersten Schritte hat Malou mit 15 Monaten im Wohnzimmer gemacht, ihr erstes Wort neben Mama und Papa war "Mam" für Essen. "Wenn man diese Dinge verpasst, weil die Kinder außerhalb betreut werden, ist es einfach sehr schade."
Betreuungsgeld erleichterte Entscheidung
Gearbeitet hat Lamers-Radermacher während der Betreuungszeit auch immer wieder - eben von zuhause aus. "Wenn das Kind schläft, mit seinen Geschwistern spielt, bei Oma ist oder auch mal eine kindgerechte Sendung im Fernsehen anschaut." So arbeitete die 40-Jährige zum Beispiel als Managerin für einen Babytragetuchhersteller. Im Herbst vergangenen Jahres machte sie sich dann selbstständig mit ihrem eigenen Unternehmen für Baby-Tragetücher und Tragehilfen namens "Elderflower". "Der Aufbau geht langsamer voran als ohne Kind, da ich wegen Malou noch nicht auf die großen Händlermessen gehen kann. Aber alles hat seine Zeit. Das kommt dann, wenn sie im Kindergarten ist."
Die Tatsache, dass der Bayerische Landtag im Juni 2016 die Einführung desBetreuungsgeldesbeschloss, habe ihr die Entscheidung erleichtert, Malou bis zum Ende des dritten Lebensjahres zuhause zu betreuen. 150 Euro monatlich gab es da zusätzlich zum Kindergeld, "ein kleiner Obolus, der gut tut". Schade fand Lamers-Radermacher, dass das Betreuungsgeld von manchen Kritikern als "Herdprämie" abgetan wurde, "ich habe ja auch gearbeitet, nur eben von zuhause aus". Zudem ermögliche die Zeit der intensiven Betreuung des Kindes für viele Mütter auch ein Überdenken der beruflichen Situation. "Ich kenne einige, die sich dann nochmal umorientiert haben und den Beruf gewechselt haben."
Im September dieses Jahres wurde das Betreuungsgeld durch das Bayerische Familiengeldabgelöst. Dabei gewährt der Freistaat Eltern für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr 250 Euro pro Monat, ab dem dritten Kind sogar 300 Euro monatlich. "Ich finde es toll, dass der Bayerische Staat da so kinderfreundlich reagiert", sagt die Fünffach-Mama. Die Zeit, die sie für Malou dadurch aufwenden kann, sieht sie "als geschenkte Zeit, eine exklusive Zeit fürs Kind, aber auch für die Mama".