Eine echte Gaukönigshofen-Runde ist der neue Kulturwanderweg, denn er verbindet alle Ortsteile. Und er gilt gleichsam als Ergänzung zu den örtlichen Kulturwanderwegen, die seit 2020 mit Informationstafeln ausgeschildert wurden. Gemeinderat Jürgen Kempf hatte sich jedoch dafür eingesetzt, dass die kulturellen Schätze des Ochsenfurter Gau darüber hinaus eine überörtliche Anbindung erfahren und er hat mit dem Titel "Cherubim im Gää" einen Titel vorgeschlagen, der aufmerken lässt. Immerhin, so Gerrit Himmelsbach, Projektleiter am Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung, "wurden die Künstler bezahlt, mit dem, was der Boden hergab".
Durch die in jedem Dorf ehrenamtlich herausgearbeiteten Besonderheiten der Volksfrömmigkeit, entstehe ein Gesamtbild – für ihn selbst eine Überraschung, wie viele himmlische Wesen und prächtigstes Barock hier in den Dörfern geschaffen wurden. Bürgermeister Johannes Menth sieht außerdem das Logo der Gemeinde mit dem Motto "Natur.Kultur.Miteinander" perfekt aufgegriffen. In der Arbeitsgruppe zur Süd-Route hatten regelmäßig Bernhard Rhein, Stefan Rettner, Matthias Düchs, Norbert Roth, Jürgen Kempf und Maria Schmidt mitgearbeitet, koordiniert von ILE-MainDreieck-Manager Bastian Lange.
Richtig großen Aufwand hatte Eichelsee zur Eröffnung betrieben: Als sich die Wanderer morgens in Acholshausen trafen, war die Trachtengruppe Eichelsee bereits dabei, sich einzukleiden, um die Wandergesellschaft mittags bei ihrer Ankunft vom Ortseingang zum Dorfplatz zu geleiten. Dort spielten ab Sichtweite die Thierbach-Musikanten Eichelsee auf – auch den von Gerhard Schwarz getexteten Thierbachtal-Marsch. Matthias Düchs hatte Berchesbrot gebacken, ein jüdisches Fastenbrot, von dem der fränkische Hefezopf abstammen soll - wobei vor allem die Form übernommen wurde. Der für das Thierbachtal neu kreierte Zuckerrüben-Brand "Gää-Gold" bekam die Bestätigung: "Schmeckt wie Rübenschnitz riecht!" Noch in der Diskussion ist die Erklärung, warum frühere Brennversuche mit Zuckerrübe nicht marktfähig wurden.
Definitiv marktfähig war die Tracht des Ochsenfurter Gau, die in einer Art Modenschau vorgestellt wurde. Teils selbst gemachte, zwölf besonders schöne Exemplare und Besonderheiten wie der grüne Faltenrock wurden gezeigt. Nur am Dreifaltigkeitssonntag – dem Sonntag nach Pfingsten – war er getragen worden und auch nur in einigen wenigen Dörfern. "Was Extrigs halt", kommentiert Trachtenexpertin Roswitha Düchs die Feinheiten des zur Schau gestellten Bauernstolzes. Ein mehr als 100 Jahre altes Mundart-Gedicht von Stephan Michel aus Gaukönigshofen spiegelte die Entgleisungen der neuen "Moudefatza", die nach der Tracht aufkamen.
Natürlich standen auf dem 15 Kilometer-Rundweg vor allem die "Cherubim" symbolisierten Kirchen und ihre Pracht im Fokus, wobei die 1944 zerstörte Acholshäuser Kirche mit Arbeiten von Karl Clobes, Edwin Michel und Ernst Singer drei maßgebliche lokale Künstler der Moderne spiegelt; für Himmelsbach ein "schönes Beispiel für den Neubeginn". Rittershausen wiederum rühmt sich die in ganz Nordbayern einzige, seit 1785 unverändert erhaltene Kirchenausstattung in klassizistischem Stil erhalten zu haben – mit 143 Engeln allein an der Decke des Hauptschiffs. Altbürgermeister Bernhard Rhein fügte die Anekdoten bei, die auf keiner Info-Tafel stehen. Praktische Anleitung war beim "Geistlichen Glückshafen" im Acholshäuser Friedhof gefragt – auch das ein Zeugnis der Volksfrömmigkeit und eine Aufforderung durch fünf Vaterunser und Ave-Maria "arme Seelen aus dem Fegefeuer zu retten". Zieht man beispielsweise die Nummer 42 aus dem mit einem Engel beschwerten Schächtelchen, wären die Gebete "für die Seelen unsere Politiker". Bezirksrätin Rosa Behon in ihren Wanderschuhen kam ihm da als Beispiel recht und im Publikum wurde blitzschnell gefolgert: "Da können wir auch gleich ewige Anbetung machen!".
Der frisch instand gesetzte Glückshafen war für Himmelsbach ein Beispiel, "wie der Kulturweg dafür sorgt, dass man sich um sein Zeug kümmern muss". Einerseits, uns selber zu dokumentieren in welch wunderschöner Umgebung wir wohnen und dies dann auch den Gästen zeigen zu können, hatte Landrat Thomas Eberth als den großen Gewinn gesehen, den die Kulturlandschaftswege schaffen. 17 von ihnen lägen im Landkreis Würzburg, freute er sich. Sie auch am Leben zu erhalten und immer wieder für Aktionen zu nutzen, sei jetzt die Aufgabe. Kulinarisch war der Kulturweg bei der Eröffnung gut vernetzt. Die Kindergartenfeste in Gaukönigshofen und Wolkshausen dienten der Verpflegung. Vielleicht auch zu dem Preis, dass im Vergleich zur Eröffnung der Nordroute nur gut ein Viertel Interessenten zum Mitwandern am Dorfplatz in Acholshausen angetreten waren.