Mit einem hochrangigen Preis des Europäischen Forschungsrates (ERC) ist der Würzburger Professor Thomas Rudel ausgezeichnet worden. Der Mikrobiologe an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) erhält 2,5 Millionen Euro für ein neues Projekt zur Erforschung der krankheitserregenden Chlamydien. Das teilt die Pressestelle der Uni mit.
Infektion bleibt häufig unbemerkt
Durch Chlamydien werden die meisten Geschlechtskrankheiten in Deutschland verursacht. Die sexuell übertragbaren Bakterien können Entzündungen in der Harnröhre, der Scheide oder im Analbereich auslösen. Werden sie frühzeitig entdeckt, lassen sich die Erreger gut mit Antibiotika bekämpfen. Wird die Infektion nicht behandelt, kann sie Frauen unfruchtbar machen. Bei Schwangeren ist es zudem möglich, dass die Erreger auf das Kind übergehen.
Weltweit seien mehr als 131 Millionen Menschen mit Chlamydien infiziert, teilt die Uni mit. Das größte Problem dabei: Die Infektion verläuft in der Regel ohne spürbare Symptome und bleibt daher sehr oft unbemerkt. Chlamydien schalten im Körper des Menschen gezielt eine spezielle Gruppe von Immunzellen aus. Das macht diese Abwehrzellen gewissermaßen "blind" für die Bakterien. Dem Mechanismus dieser Umprogrammierung will Rudel mit der millionenschweren Förderung des ERC Advanced Grants auf den Grund gehen. Im Idealfall ergeben sich daraus neue therapeutische Ansatzpunkte. Mit dem Preisgeld sollen mehrere Stellen finanziert werden.
Preis des Europäischen Forschungsrates für herausragende Wissenschaftler
Rudel ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie am JMU-Biozentrum. Mit Advanced Grants zeichnet der Europäische Forschungsrat Wissenschaftler aus, die sich mit herausragenden Leistungen in der Forschungsspitze etabliert haben. 2052 Advanced-Grant-Projekte waren in der aktuellen Runde beim ERC beantragt worden; elf Prozent davon wurden bewilligt.