Auch in der Gemeinde Estenfeld neigt sich das Haushaltsjahr langsam dem Ende, und am Dienstagabend verabschiedete der Gemeinderat nun den Haushalt für das laufende Jahr. Fast 22 Millionen Euro (21,774 Millionen) umfasst das Zahlenwerk von Kämmerin Anja Friedrich, und weil der Gemeinderat Mitte Oktober kaum noch Gestaltungsmöglichkeiten sieht, verzichteten die Fraktionssprecher auf ihre obligatorischen Haushaltsreden. Ab nächstem Jahr aber, sagte Bürgermeisterin Rosi Schraud, "werden die Sprecher auf jeden Fall wieder ihre Reden halten". Ohne Rede und ohne Diskussion stimmte der Rat dem Haushalt, rückwirkend zum 1. Januar 2020, einstimmig zu.
Dass Estenfeld seinen Haushalt so spät verabschiedete, ist ausnahmeweise nicht Schuld des Corona-Virus. "Nachdem uns unserer Kämmerer Frank Fiebig verlassen hatte, hatten wir bis April überhaupt keinen Kämmerer", eröffnete Schraud ihre Erklärung. Dann wurde Anja Friedrich als neue Kämmerin für die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Estenfeld eingestellt, zu der auch Eisenheim und Prosselsheim gehören. Die musste sich zunächst einen Überblick über die sieben Haushalte der VG verschaffen, ehe sie sich ans Werk machen konnte.
Unterhalt für Grundstücke und Anlagen ist größte Ausgabe
Hatte sie schon für ihren Haushalt der VG sehr viel Lob und Anerkennung erhalten, so lobten auch jetzt am Rand der Sitzung mehrere Ratsmitglieder das Werk Friedrichs in den höchsten Tönen. Die Bürgermeisterin selbst sprach von einer "bravourösen Meisterung der großen Herausforderung angesichts der vielen Haushalte".
Für den Verwaltungshaushalt (15,3 Millionen Euro) verzeichnet die Kämmerin auf der Einnahmenseite fast acht Millionen Euro an Steuern und allgemeinen Zuweisungen (wie Grund- und Gewerbesteuer und der Beteiligung an der Einkommens- und Umsatzsteuer), 4,7 Millionen Euro an Einnahmen aus Verwaltung und Betrieb sowie 2,7 Millionen Euro an sonstigen Einnahmen, etwa durch die Zuführung aus dem Vermögenshaushalt. Auf der Ausgabenseite stehen Personalkosten (1 Millionen Euro), Unterhalt für Grundstücke und Anlagen (6,6 Millionen Euro), Zuweisungen und Zuschüsse (2,6 Millionen Euro) und sonstige Ausgaben (zum Beispiel die Kreisumlage) mit fünf Millionen Euro.
Schuldenstand hat sich reduziert
Der Vermögenshaushalt (für die Investitionen) beträgt fast 6,5 Millionen Euro. Der größte Einnahmeposten ist der Verkauf von Grundstücken im Baugebiet Westring, die 2,7 Millionen Euro in die Kasse der Kämmerin spülte. Hinzu kommen Beiträge aus eben jenem Wohngebiet mit 1,1 Millionen Euro sowie diverse Zuschüsse, etwa für die Sanierung der Schulturnhalle (400 000 Euro) oder dem Parkplatz Pfarrwiese sowie der Gestaltungssatzung für den Altort (250 000 Euro). Aus diesem Haushalt bestritt die Gemeinde unter anderem die Sanierung der Schulturnhalle (850 000 Euro), den Bürgerpark (300 000 Euro), den Parkplatz Pfarrwiese (440 000 Euro) oder den Straßenbau am Triebweg (132 000 Euro).
Der Schuldenstand hat sich auf 1,7 Millionen Euro reduziert, aktuell steht keine Kreditaufnahme an. Allerdings wird sich das in den nächsten Jahren ändern, kündigte Friedrich nüchtern an. Die Haushaltswirtschaft der Gemeinde, hatte Friedrich in ihrem Vorbericht geschrieben, sei "gut aufgestellt". Gerade aber die Umsetzung intensiver Maßnahmen sei von der jeweiligen finanziellen Situation abhängig.
"In den nächsten Jahren schlagen vor allem die Kosten für die Abrechnung des Baugebiets Westring, den Grundschulneubau, den Neubau der Kindertageseinrichtungen, den Bürgerpark und für das Kanalprojekt zu Buche. Hinzu kommen noch weitere Ausgaben, die derzeit noch nicht oder nur teilweise im Finanzplan dargestellt sind. Bei neuen Projekten ist eine genaue Prüfung der jeweiligen Finanzierbar- und Notwendigkeit vorzunehmen", so Friedrich.