Nach einer längeren - nicht nur der Seuche geschuldeten - Pause haben die Kunstfreunde 1971 Estenfeld/Würzburg e. V. sich wieder einmal zu einer gemeinsamen Unternehmung aufgerafft. Anfang April war es soweit: Eine Reihe von Mitgliedern traf sich im Museum im Kulturspeicher Würzburg, um die Ausstellung "Landschaften im Licht. Der Impressionist Ludwig von Gleichen-Rußwurm" zu besichtigen.
Der Besuch hat sich gelohnt. Mehrfach war zu vernehmen, dass es sich um eine der "gefährlichen" Ausstellungen handelt, bei denen man am liebsten einen Teil der Exponate gleich mitnehmen möchte. Beeindruckend ist auch der künstlerische Wandel, den von Gleichen-Rußwurm im Laufe der Jahrzehnte vollzogen hat.
Bewegen sich viele seine frühen Werke im Bereich einer realistischen Landschaftsmalerei, wurde er später praktisch zum ersten deutschen Impressionisten. Ihr Erinnerungsbild haben die Kunstfreunde vor seinem großformatigen Gemälde "See mit Pegasusgruppe im Hofgarten von Veitshöchheim (Verödet)" von 1878 aufgenommen. Ein Motiv, das schon viele Künstler - auch im Verein - inspiriert hat. Heute würde man in Anbetracht der Wasserpflanzen das "Verödet" höchstens durch "Öko" ersetzen.
Selbstverständlich ließen sich die Kunstfreunde nicht die Gelegenheit entgehen, auch gleich noch die kürzlich vom Museum angekaufte zweite Fassung des berühmten Gemäldes von Wolfgang Lenz in Augenschein zu nehmen: Die im Feuerschein aus der brennenden Stadt flüchtenden Menschen auf der Alten Mainbrücke. Welch ein Armutszeugnis für die Menschheit, daß sich das Gleiche zwei, drei Flugstunden entfernt - wenn auch unter anderen Vorzeichen - wiederholt.
Von: Sieghart Böhme (für die Kunstfreunde Estenfeld)