Die Adventskerze brennt und der mit roten Kugeln geschmückte Weihnachtsbaum glitzert. Manch einem Freier ist das egal, andere aber äußern sich positiv über die wohlige Atmosphäre und kommen sogar etwas in Weihnachtsstimmung.
Genauso wie die Mädchen, die leicht und sexy bekleidet in der Bar auf ihre Kunden warten. „Weihnachten ist schon etwas anderes. Irgendwie eine besinnlichere Zeit“, meint die 27-jährige Adela, die freiberuflich im Haus „El Paradiso“ arbeitet. Das merke man auch den Kunden an. „Einige haben ein starkes Bedürfnis zu reden“, meint die Rumänin. Erst reden, dann Sex – das sei überhaupt nicht ungewöhnlich.
Einsame Herzen unterwegs
Das sieht auch Geschäftsführerin Sandra Streit ähnlich: „In der Weihnachtszeit ist insgesamt etwas weniger los, aber viele einsame Herzen finden den Weg zu uns.“ Da bekomme man unter Umständen auch mal richtig dramatische Lebensgeschichten erzählt, ob vom Tod des Ehepartners, gesundheitlichen und zwischenmenschlichen Problemen oder auch depressiven Verstimmungen.
René Müller, der zusammen mit Streit das neben dem Bordell angesiedelte Table-Dance-Lokal „Gents Club“ betreibt, vermutet, dass einfach auch die dunkle Jahreszeit damit zu tun hat. „Man bekommt weniger Sonne ab, wird nachdenklicher. Und kurz vor dem Jahreswechsel lässt man gerne mal das Jahr Revue passieren. War es ein schlechtes oder ein gutes Jahr?“
Prostituierte und Hobbypsychologin
Einmal, erinnert sich Müller, sei es sogar passiert, dass ein Kunde vor einer Tänzerin Suizidgedanken äußerte. „Da haben wir natürlich sofort versucht entgegen zu wirken und ihm zu sagen, dass das Leben Höhen und Tiefen hat, aber immer wieder schön ist.“ Oft sei man in dem Business auch Hobbypsychologe. „Manche Kunden fühlen sich im Bordell einfach frei, lassen ihre Barriere fallen und klagen ihre Leid.“ Und: Gerade in der Weihnachtszeit sei eine Umarmung manchmal wichtiger als Sex.
So gibt es auch an Heilig Abend Männer, die ins Bordell kommen und Gesellschaft suchen. Eine Prostituierte erzählt, dass sie einen Kunden hatte, der jedes Jahr am Weihnachtsabend vor der Türe stand. „Er sagte, dass er sich nur einmal im Jahr einen Bordellbesuch leistet und das eben am 24. Dezember.“ Bei aller Sympathie, die aufkommen kann, müsse man aber klar trennen, dass es sich hier nicht um echte Freundschaften handle, „sondern, dass es eben auch ein Job ist“, so die Geschäftsführerin. „Manch einem Kunden habe ich deutlich sagen müssen, dass wir kein Heiratsinstitut sind.“
Plätzchen backen und Geschenke
Für die sieben Mädchen, die derzeit im „El Paradiso“ arbeiten, ist die Weihnachtszeit besonders. Im positiven Sinne. Die Räume werden gemeinsam geschmückt, Plätzchen gebacken, auch ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt steht auf dem Plan. Und es gibt Geschenke: Sowohl die Mädels untereinander als auch die Geschäftsführerin beschenken sich gegenseitig.
Die Freier sind in der Weihnachtszeit ebenfalls spendabel, bringen Geschenke mit oder erhöhen das Trinkgeld. „Ich habe schöne Ohrringe geschenkt bekommen“, erzählt Adela und trägt sie mit Stolz. Diana indes freut sich über ihr Parfum von Bulgary, das ein Kunde ihr zum Fest mitgebracht hat. Die junge Frau kommt aus Russland und hat einen Sohn. „Von dem Geld, das ich hier verdiene, unterstütze ich ihn und meine Familie“, sagte sie. Ein Grund, warum sie diesen Job ausübt, denn mit etwas Glück könne man in relativ kurzer Zeit gut verdienen.
Auch, wenn es ein harter Job sein kann, der gerade am Anfang Überwindung kostet, wie sie berichtet. Zwangsprostitution gebe es in ihrem Bordell aber nicht, will Streit klarstellen. „Wenn ich den Eindruck bekomme, dass ein Mädchen unter Zwang stehen könnte, kann sie hier nicht arbeiten.“
Heilig Abend daheim
Dass sie an Heilig Abend nicht arbeiten möchte, hat Diana für sich selbst entschieden. „Weihnachten ist für mich ein ganz wichtiges Fest. Das sollte man im Kreise seiner Familie verbringen.“ Das findet auch Adela, die nächste Woche zu ihrer Familie nach Rumänien reist: „Ich wäre sehr traurig, wenn ich nicht bei ihnen sein könnte.“.
Etwa vier Mädchen werden auch am 24. Dezember arbeiten müssen, „aber für sie ist das völlig in Ordnung“, sagt Streit, die seit nunmehr zwölf Jahren das Haus betreibt. Es gebe auch Mädchen, die eine andere Religion haben und für die Weihnachten gar nicht so relevant ist. „Außerdem geht's auch bei uns gemütlich zu.“ Traditionell gebe es am Spätnachmittag einen Truthahn, Klöße und Blaukraut, und „wir essen alle gemeinsam“, bevor dann die ersten Freier kommen. Diese werden von den Prostituierten auch mal im Weihnachtsmann-Outfit oder mit Engelsflügeln begrüßt.
Sollten durch zuviel Alkohol oder auch Frust die Emotionen eines Kunden mal zu sehr hochkochen, können die Mädchen die Geschäftsführerin zur Hilfe bitten. „Ich habe auch schon die Polizei gerufen, wenn es nicht anders ging. Der Schutz der Mädels steht bei uns ganz weit oben“, sagt sie.
Nach den Feiertagen
Wenn die ruhigen Feiertage vorbei sind, sei im „El Paradiso“ wieder mehr los. „Man merkt, dass sich die Männer wieder von ihren Familien losreißen können“, so Streit. Viele suchten dann auch etwas Entspannung nach dem „ganzen Weihnachtsstress“. Was an Silvester passiert, „da lassen wir uns wie jedes Jahr wieder überraschen, aber bisher hat es immer gekracht“, sagt die Geschäftsführerin lachend.
Neues Gesetz seit 1. Juli
Am 1. Juli ist ein neues Gesetz zum Schutz von Prostituierten in Kraft getreten. Dieses beinhaltet neben einer Anmeldepflicht für Prostituierte und der Erlaubnispflicht für das Prostitutionsgewerbe auch eine Gesundheitsberatung und die Kondompflicht. Der in Frankfurt ansässige Verein Dona Carmen kümmert sich um die sozialen und politischen Rechte von Prostituierten: www.donacarmen.de
Zur Nachahmung und Aufklärung empfehle ich meine Vorgehensweise von so eben. Einfach eingegeben: Stimmt das "älteste" Gewerbe? Gleich der oberste Artikel ein Volltreffer: Das Märchen vom "ältesten Gwerbe". "Prostitution sei das älteste Gewerbe der Welt, hört man immer wieder. Das klingt wie eine Entschuldigung oder eine Rechtfertigung: Ein Gewerbe, das angeblich älter als alle anderen, kann nichts Schlechtes sein. Es ist schon fast etwas Natürliches. Jedenfalls etwas, das einem nicht zu unterdrückenden Bedürfnis entspricht. Der Satz ist jedoch falsch, und das in mehrfacher Hinsicht. .. So wie die Kredite als Schuldverhältnis entstanden, das oft in Sklaverei führte, ist auch Prostitution entstanden, weil Menschen-eigentlich vor allem Männer-ihre Schulden nicht bezahlen konnten. "Frauen wurden zu Prostitierten, weil ihr Eltern, Ehemänner sie in die Sklaverei verkaufen mussten. Oder sie nahmen dies als letzte Alternative zur Versklavung/Verelendung".
Und die Main-Post-Reporterin bewegt sich ganz frei und leger im Millieu. Friede, Freude, Eierkuchen. Traurig aber wahr! Ich betone nochmals, eine Frau berichtet so Schönes über "Zwangsprostitution". Siehe dazu Kommentar von deltagtango. Mit Hochkommen meint er eindeutig, die Galle! Oder er bekommt das K...en!
Ist die Schreiberin echt so naiv oder was soll dieser Artikel in seiner Kritiklosigkeit bewirken? Gutes Gewissen für alle Freier? Die Illusion, dass es sich um einen ehrenwerten beruf handelt, der eine echte Alternative ist?? Main-Post, was soll das?
Alles und nichts hat in der Gesellschaft seinen Platz.
Schon mal was vom aeltedren Gewerbe der Welt gehoert??
Zu allen Zeiten hat es dieses Gewerbe gegeben und esgab zeiten, da waren Liebesdienerinnen sozial sehr hoch gestellt
Das geht heutigen Gutmenschen weniger in die Birne
Es ist bei weitem nicht das "älteste" Gewerbe. Er irrt auch in der Rechtschreibung. Dieses "aeltedren" korrigiere ich nur aus dem ganz einfachen Grund, weil der Verfasser dieses Kommentars "uns" alle duzt. Und das verstößt gegen die Netiquette. Sollte einfach nicht sein.
Und wenn ich noch dazu lesen muß, daß das keine Zwangsprostitution ist, kommt es mir hoch, denn die Frauen machen den Job sicherlich NICHT aus Spaß an der Freud sondern mehrheitlich aus finanzieller Not - auch das ist eine Art Zwang.