Große Getreidemengen, kleine Preise: Die Rekordernte 2014 ließ auch in der Region die Preise ins Schleudern geraten. „Jetzt nehmen sie wieder Fahrt auf“, sagte Jochen Wanck bei der Winterversammlung der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide Würzburg Süd, West, Durum und Kitzingen und Umgebung in Giebelstadt.
Wanck ist Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft und hat sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Der Weizenexport boomt, sagte er. Die EU führt mit 28 Millionen Tonnen inzwischen mehr Weizen aus als die USA und ist damit weltweit der größte Weizenexporteur. „Das führt dazu, dass die Preise wieder ansteigen“, macht Wanck deutlich. Gerne jongliert er mit Zahlen: Von einem Hektar Weizen erhält man 6787 Kilogramm Mehl und könnte daraus 162 000 Brötchen backen. Rechnet man die in Deutschland im Jahr 2014 geerntete Menge an Weizen in Brötchen um, so könnte jeder Deutsche elf Brötchen am Tag verzehren.
Auch Colette Rottenberger, Weizenhändlerin von der Bayernhof Vertriebs GmbH sagte bei der Versammlung: „Gott sei Dank läuft der Export, sonst säßen wir auf Bergen von Weizen“, sagte sie. Gute Qualitäten und hohe Erträge bei nahezu allen Feldfrüchten hätten das Jahr 2014 geprägt. Viele sprechen vom Jahr der Superlative und von einer Körnerflut.
Was also tun? „Den Weltmarkt als Chance und Risiko sehen und nutzen“, riet sie den Landwirten. Dabei Vorverträge für die kommende Ernte machen und nicht alles auf einmal verkaufen, sondern auf mehrere Termine aufsplitten. Teilmengenvermarktung heißt das. Die Bauern müssten die Preise beobachten, denn das seien Tagespreise.
Über die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Fruchtarten sprach Dr. Herbert Siedler vom Fachzentrum Pflanzenbau in Würzburg. Dafür hatte er die sogenannten Deckungsbeiträge errechnet. Am wirtschaftlichsten ist dabei der Dinkel mit einem Deckungsbeitrag von 874 Euro pro Hektar. 15 000 Hektar wurden 2014 in Unterfranken angebaut. Für den Landkreis Würzburg lässt sich die Anbaufläche aber erst nach Auswertung der Statistik sagen.
Mit einem Deckungsbeitrag von 618 Euro schneidet auch die Sojabohne gut ab. 1000 Hektar wuchsen 2014 in Unterfranken, 700 allein im Landkreis Würzburg. Siedler rechnet für 2015 mit 1500 bis 2000 Hektar. Denn die Leguminose punktet auch beim Greening (Faktor 0,7), bei dem die Landwirte auf fünf Prozent ihrer Flächen mehr für die Natur und die Umwelt tun müssen.
Insgesamt sei 2014 ein gutes Jahr für die Sojabohne gewesen, auch wenn viel Nebel und wenig Sonne im September zu ungünstigen Erntebedingungen führten. Ebenso gut war das Jahr für den Winter-Hartweizen mit etwa 900 Hektar im Landkreis Würzburg. Auch hier sieht Siedler gute Chancen für die Bauern, sowohl in der Wirtschaftlichkeit als auch in der Vermarktung. „Die Nachfrage ist da und wir hier können Durum produzieren, das können nicht alle“, sagte er.
Für den Anbau von Sonnenblumen machte sich Herbert Pfriem von der Erzeugergemeinschaft Kitzingen stark. Für 2015 werden noch 150 Hektar gesucht. Insgesamt benötigt die EZG rund 600 Hektar der Sorte High Olec, um aus einem Teil ein hochwertiges und stabiles Speiseöl zu pressen. Unter dem Namen „Frankenöl“ geht es direkt aus der Region an den Verbraucher.