Uettingen erinnerte am Wochenende an ein historisches Ereignis: Zu den überregionalen Feierlichkeiten zum Gedenken an den deutsch-deutschen „Bruderkrieg“ von 1866 zwischen Österreich-Bayern und Preußen hatte die Gemeinde ein beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt.
Vor 150 Jahren, am 26. Juli 1866, war Uettingen Kriegsschauplatz gewesen. Viele Soldaten fielen und etwa 600 wurden verwundet, Uettinger Bürger versorgten sie in 130 Häusern und den öffentlichen Gebäuden.
Das Sonntagsprogramm begann mit dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche und einem Festzug in historischen Uniformen und Gewändern vom Feuerwehrhaus zum Friedhof. An dem Umzug nahmen außer den örtlichen Vereinen die „Tiefenthaler Walfahrer“, die „Preußischen und Bayerischen Soldaten“ und das „Königlich Bayerische Musikcorps“ aus Altötting, die „Bürgergarde Schlüchtern“ und viele Ehrengäste teil. Musikalisch begleitete der Aalbachtaler Musikverein den Zug.
Bei der folgenden Gedenkfeier am Kriegsdenkmal auf dem Friedhof begrüßte Bürgermeister Heribert Endres die vielen Gäste mit einem Zitat von Angela Merkel: „Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann sie für die Zukunft einsetzen.“ Er betonte: „Diese Feier soll zur Besinnung und Anregung dienen, um den Frieden zu sichern. Sie soll nicht den Krieg verherrlichen.“
Auf dem Friedhof in Uettingen wurden 329 Gefallene aus dem Krieg von 1866 beigesetzt. Besonders bedankte sich Endres bei Organisator Thomas Hoffmann, bei Walter Hamm und Bernd Schätzlein für ihre ausgiebigen Recherchen und bei den vielen ehrenamtlichen Helfern und Spendern. Pastoralreferent Rainer Zöller erklärte „Gerechtigkeit schafft Frieden. Gedenkfeiern wie diese sollen uns zum Einsatz für den Frieden ermutigen.“
Schirmherr Landrat Eberhard Nuss (Würzburg) betonte ebenfalls, dass es bei den Gedenkfeiern nicht um die Glorifizierung des Krieges gehe, sondern um die Soldaten, um das Leid, das über die Bevölkerung gebracht worden sei, und um die Frage nach dem Sinn von Kriegen: „Es gibt keinen gerechten Krieg.“ Nuss verwies auf die Bedeutung von Partnerschaften zwischen Gemeinden in Europa für die Friedenssicherung: „Das Verbindende der Nationen muss über dem Trennenden stehen.
“ Christoph von Seydlitz-Wolffskeel sprach im Auftrag des Johanniterordens: „Möge diese Gedenkstelle weiterhin an die Sinnlosigkeit der Kriege erinnern.“
Geschehnisse sollen ermahnen
Organisator Hoffmann erklärte: „Wir denken nicht nur an die Soldaten, sondern auch an das Leid der Zivilbevölkerung. Die Geschehnisse der Vergangenheit sollen uns ermahnen, dass für uns und und unsere Kinder ein friedliches Leben möglich ist.“ Pfarrer Peter Laudi zitierte einen Mark Twain zugesprochenen Ausspruch: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ Laudi erläuterte: „Wir sind nicht gegen das Unheil gewappnet. Das Böse erscheint immer wieder in neuem Gewand, aber wenn wir wachsam sind, können wir das Schlimmste verhindern.
Im Gedenken an die Gefallenen legten Landrat Nuss und die Abgeordneten Manfred Ländner und Volkmar Halbleib zusammen einen Kranz am Mahnmal nieder. Musikalisch untermalten der Männergesangverein Uettingen, der Aalbachtaler Musikverein und das Königlich-Bayerische Musikcorps die Feier. Im Anschluss verteilte die Bäckerei Schiffer das eigens für die Feier gebackene „Friedensbrot“ am Friedhofseingang.
Auf dem Festgelände im Altort und am Uettinger Schloss erwarteten historische Darbietungen, Ausstellungen und geöffnete Höfe, in denen Spezialitäten angeboten wurden, die Besucher. So gab es unter anderem Vorführungen von Schmied, Korbflechter, Bierbrauer und Klöppler. Mit Kutschen ging es zu den Feldern, wo eine Tonvorführung zu dem Verlauf des Gefechts besucht werden konnte. Angeboten wurde Waffen-, Bilder-, Jagd-, Forst- und Imkerausstellungen. Die Gäste konnten an Dorfführungen teilnehmen und Fladenbrot, Spanferkel oder Kartoffelsuppe genießen und sich in der Weinschenke bei einem Glas Wein entspannen. Im Ort waren historische Geräte ausgestellt und Menschen in Trachten oder historischen Kostümen unterwegs, die den historischen Charakter der Feier unterstrichen.
Inszeniertes Gefecht stellte Krieg nach
Hinter dem Schloss waren ein bayerisches und ein preußisches Heerlager aufgebaut. Von dort zogen die „Soldaten“ auf eine Wiese am Aalbach, wo sie beeindruckend mit echtem Pulver ein Gefecht zwischen den beiden Kriegsgegnern nachstellten. Eindrucksvoll war auch eine historische Löschübung der Uettinger Feuerwehr mit einer Wasserspritze, bei der das Wasser in Eimern nachgefüllt werden musste.
Zu einem unterhaltsamen und zugleich informativen Theaterstück lud die Theatergruppe „mundARTisten“ ein. In dem Stück „Was geschah 1866“, das Ralf Endres eigens für die Feierlichkeiten geschrieben hatte, wurden einer Schulklasse die Ereignisse des 26. Juli 1866 in drei Szenen nahe gebracht: Wie erlebten die Uettinger Bürger den Tag nach der Schlacht, wie der Pfarrer, die Gräfin, wie könnte ein Brief eines verwundeten Soldaten an seine Eltern gelautet haben? Neben erfahrenen Schauspielern der Gruppe hatte an diesem Tag der Nachwuchs, die „MundART-Knirpse“, den ersten öffentlichen Auftritt. Dafür erhielt die Gruppe begeisterten Applaus der zahlreichen Zuschauer.