Wie lange die Menschen in der ersten Hälfte des 49. Jahrhunderts vor Christus für die Errichtung der im Durchmesser rund 65 Meter messenden Kreisgrabenanlage bei Ippesheim benötigt haben, ist nicht bekannt. Weniger als ein halbes Jahr jedenfalls dauerte die Errichtung des Modells im Maßstab 1:4, das am Sonntag eingeweiht wurde.
Modell soll Einmaligkeit des Fundes verdeutlichen
Etwa 400 Meter entfernt vom Modell stand vor rund 7000 Jahren die Kreisgrabenanlage. Berühmtheit erlangte sie durch den Fund eines Teilskeletts einer Frau, die kopfüber bestattet worden war. Skelett und Funde wurden in einem Raum im Schloss ausgestellt. Durch das Modell der Anlage rückt nun die Einmaligkeit des Fundes in den Blick der Öffentlichkeit.
Zu verdanken ist dies der Projektgruppe unter der Leitung von Helmut Heitzer mit Christina Alt, Werner Franz, Manuel Kraus und Markus Scherer, die sich Anfang des Jahres gegründet hatte. "Die Projektgruppe hat etwas errichtet, was die Region noch attraktiver macht", lobte die Vorsitzende des Weinbau- und Heimatvereins Bianca Kilian, die insbesondere das Verdienst von Helmut Heitzer würdigte, der "viel Kraft und Herzblut hineingesteckt hat".
Vier Grabungskampagnen zwischen 1998 und 2004
Heitzer, unterstützt von Weinprinzessin Alisia Fragner, die auch moderierte, ließ im Zeitraffer die Verwirklichung des Projekts Revue passieren. Die Unterstützung durch Professor Dr. Wolfram Schier (Freie Universität Berlin, früher Universität Würzburg) und den Archäologen Hans-Peter Volpert (München) bezeichnete Heitzer als Glücksfälle.
23 Jahre nach der ersten Grabung berichtete Wolfram Schier von den bisher gewonnenen Erkenntnissen. Dass es dazu nach der Entdeckung der Anlage durch ein Luftbild gekommen sei, sei dem Archäologen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) Martin Nadler, seit Kurzem im Ruhestand, und dem Besitzer des Ackers, Leonhard Reizlein zu verdanken. Von 1998 bis 2004 gab es vier Grabungskampagnen des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Würzburg in Zusammenarbeit mit der Außenstelle Nürnberg des BLfD.
Das Alter der Anlage gab Schier mit 4850 bis 4840 v. Chr. an. Der Graben zeigte meist ein trichterförmiges Profil. Drei der einstigen sechs Tore in Ippesheim seien auf die Extrem- und Wendepunkte des Sonnenjahres ausgerichtet, wobei die Öffnung zum Bullenheimer Berg der Sommersonnenwende entspricht, die zum Kapellberg der Wintersonnenwende. "Es ist eine komplexe Baugeschichte", meinte Schier. 4710 v. Chr. sei die Anlage aufgegeben worden.
Erst später, 4700 bis 4680 v. Chr., sei "Ippsi" bestattet worden. Diese Bestattung sei vollkommen einzigartig, ohne Parallele. Derzeit laufe eine genetische Untersuchung. Von der erhofft man sich weitere Erkenntnisse über die Menschen zu dieser Zeit.
Anlage könnte für Bühneninszenierungen genutzt worden sein
Wozu die Anlage? Schier meinte, diese könne etwas mit Festen oder Ritualen zu tun gehabt haben. Auf jeden Fall besaßen die Erbauer astronomische und geometrische Kenntnisse. Da die Anlage eine gewisse Bühnenarchitektur besitze, seien Inszenierungen möglich gewesen.
"Hier wird Geschichte erlebbar", würdigte stellvertretender Landrat Reinhard Streng bei der Einweihung, die vom Bläserchor Ippesheim gestaltet wurde.
Marktbergels Bürgermeister Dr. Manfred Kern, Vorsitzender der Kommunalen Allianz A7 Franken West, sah hier die Förderung über das Regionalbudget gut angelegt und würdigte das bürgerschaftliche Engagement im ländlichen Raum.
Mit archäologischen Projekten soll es weitergehen. Bürgermeister Karl Schmidt wünscht sich schon lange eine ordentliche Präsentation der Frühgeschichte des Bullenheimer Bergs.
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Weinbau- und Heimatvereins Ippesheim: http://www.weinbauverein-ippesheim.de/willkommen/de/index.htm