Witzig und skurril, emotional und wissenschaftlich, laut und unterhaltsam - das war der erste Klima-Slam in Würzburg. Dazu hat die Studierenden-AG von „Fridays for Future Würzburg“ neun Wissenschaftler und Umweltschützer antreten lassen, die mit selbstverfassten Texten um die Gunst des Publikums stritten. Bei diesem besonderen Science-Slam drehte sich alles um die Ursachen der Klimakrise und Möglichkeiten sie zu überstehen. Die Juroren wurden unter den rund 300 Zuhörern zufällig ausgewählt.
Wie acht Milliarden Menschen in einen Würfel passen
Viele Punkte und einen riesigen Applaus bekam zum Beispiel Professor Christian Klingenberg. Der Mathematikprofessor machte die Dramatik des Klimawandels anhand der Prognose des weltweiten C02-Ausstoßes deutlich. Obwohl er dem Publikum - naturgemäß- eine Menge an Zahlen um die Ohren schlug, packten diese Fakten die Zuschauer. Dabei war viel Neues. Zum Beispiel: Die digitale Technik verbraucht weltweit doppelt so viel Co2 wie der Flugverkehr.
"Welche Kantenlänge hätte ein Würfel in den die gesamte Menschheit passt?", fragte Vladimir Hinkov, der in einem Bademantel vor das Publikum trat. "Zwei Kilometer" rechnete der Physikprofessor vor. "Und wenn man die acht Milliarden Menschen fein püriert sind es nur 800 Meter." Ganz Deutschland müsse man mit Soja bepflanzen, wenn jeder Deutsche sich nur von Schweinefleisch ernähren würde. Wie man diesen "Irrsinn" stoppen kann? "Man muss den positiven Schneeballeffekt nutzen und andere überzeugen", beantwortete der Physikprofessor seine Frage - und erntete Punkte und Applaus.
Dass Aufklären über den Klimawandel nicht genügt, damit Menschen ihr Handeln ändern, erläuterte Benedikt Seger. Dazu seien auch eine positive Wirkungserwartung und die Erfüllung sozialer Normen notwendig. "Mit Psychologie kann man die Welt nicht retten, aber einen Teil dazu beitragen", so das Fazit des Umweltpsychologen, der sich bei der Initiative "Psychologie im Umweltschutz" engagiert.
"Wir kennen gefühlt die halbe Welt, reisen kostet ja nicht viel Geld" - mit ihrem gereimten Poetry-Beitrag am Slam begeisterte Leonie Keupp das Publikum. Teils witzig, teils emotional stellte sie in treffenden Texten und Bildern Deutschland als Autoland vor und forderte Platz auf der Straße für Fußgänger, Fahrrad- und Rollstuhlfahrer und Kinder. Keupp engagiert sich bei Greenpeace und ihr Beitrag "Verkehrswende Jetzt" hat die Zuhörer gleichzeitig unterhalten und zum Nachdenken gebracht - auch über die Hetze im eigenen Leben. Am Ende gewann sie den Slam knapp vor Hinkov.
Die Probleme deutscher Wälder, Umweltrecht, Astrophysik und plurale Ökonomie waren weitere Themen, die von den Slammern unterhaltsam und informativ aufbereitet wurden.