Die ersten 27 Beschäftigten bei der Polizei sind am Donnerstag aus dem Gebäude in der Augustinerstraße ausgezogen. Bald sollen ihnen alle 202 dort untergebrachten Ordnungshüter folgen. Innenstaatssekretär Gerhard Eck gab damit indirekt den Startschuss für ein spektakuläres Bauprojekt im Herzen Würzburgs: Das Polizeigebäude (im Volksmund fälschlich Polizeipräsidium genannt) soll nach bald zwei Jahrzehnten Diskussion und Planung saniert werden.
Das 54 Jahre alte Haus ist in marodem Zustand, die Klagen der dort arbeitenden Polizeibeamten über nicht mehr hinnehmbare Bauschäden und unzumutbare sanitäre Bedingungen häufen sich seit Jahren. Nachdem die Polizei bei Glas-Keil in der Nürnberger Straße ein Ausweichquartier gefunden hat, können Ende des Jahres die Arbeiten zur Generalsanierung beginnen. In der Augustinerstraße war vor der Polizeireform die Direktion untergebracht. Heute ist hier die Polizeiinspektion Würzburg-Ost zu Hause, die für die rechtsmainischen Stadtteile zuständig ist. Nach der Generalsanierung soll auch Würzburg-West (bisher in der Zellerau) dort Platz finden. In dem Gebäude soll dann die größte Polizeiinspektion Bayerns mit knapp 300 Mitarbeitern Platz finden.
In der Augustinerstraße war bisher auch jene Abteilung der Verkehrspolizei-Inspektion (VPI) Biebelried ausgelagert, die laut Innenministerium „für Geschwindigkeits- und Abstandsüberwachungen zuständig“ ist. Sie führt Unfallfluchtermittlungen im Bereich Würzburg sowie den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart durch.
Mit der Verlagerung der Abteilung beginnt das Stühlerücken in der Augustinerstraße. Dafür wurden auf dem Gelände der VPI im Mainfrankenpark zwischen Dettelbach und Biebelried die Gebäude erweitert. Laut Innenministerium betrugen die Kosten 450 000 Euro. Dafür wurden Container, die bereits bei der Bereitschaftspolizeiabteilung in Würzburg als Ausweichunterkunft genutzt wurden, vom Staatlichen Bauamt energetisch ertüchtigt sowie mit Umkleide- und Sanitärräumen versehen. „Damit kann sich die Verkehrspolizeiinspektion den hohen Anforderungen im Bereich der hochbelasteten Autobahn A 3 noch besser stellen“, sagte Eck im Beisein von Polizeipräsidentin Liliane Matthes, Dienstellenleiter Klaus Böhm sowie dem Leiter des Staatlichen Bauamtes, Joachim Fuchs.
Im November soll in der Augustinerstraße der Umzug ins Ausweichquartier in der Nürnberger Straße erfolgen. Gleichzeitig erfolgt formell die Verschmelzung mit der Polizeiinspektion Würzburg-West (Weißenburgstraße) zur Großinspektion Würzburg-Stadt mit etwa 270 Beamten. Nach zwei- bis dreijähriger Bauzeit soll die Polizei in die Augustinerstraße zurückkehren.
Der Seitenflügel an der Gotengasse wird durch einen Neubau ersetzt. Ein Erweiterungsbau, der das Haupthaus umklammert, soll zusätzliche Raumkapazitäten schaffen. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes soll weitgehend erhalten werden. Davor soll eine kleine Grünanlage entstehen. Auch der Greising-Pavillon, der heute hinter Mauern versteckt ist, soll wieder zugänglich gemacht werden. Knapp 19 Millionen Euro lässt sich der Freistaat das Projekt kosten.