Die Landwirte stehen mit den Erträgen auf ihren Feldern kurz vor der Ernte. Erste Flächen sind bereits angeschnitten. Die für die Region ungewöhnlich üppigen Regenfälle der vergangenen Tage verhinderten allerdings bisher den Einsatz der Mähdrescher. Beim Erntegespräch des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) auf dem Hirschtaler Hof der Familie Gersitz in Leinach waren sich die Vertreter der Landwirte und Behörden einig, dass es dringend heißes und trockenes Drusch-Wetter brauche, um die Ernte bald einfahren zu können. Dennoch zeigten sie sich im Hinblick auf die Erträge zuversichtlich.
Überraschungen beim fachlichen Austausch
Der fachliche Austausch offenbarte jedoch auch einige Überraschungen. So seien zum Beispiel die Oberböden durch die teilweise enormen Niederschläge wassergesättigt, was zwangsläufig auch zu Erosionen führe. "Dennoch passt die Feuchte des Korns bei der zur Ernte anstehenden Wintergerste", erklärte BBV-Geschäftsführer Wilfried Distler.
Nach Beobachtung von BBV-Kreisobmann Michael Stolzenberger (Oesfeld) präsentieren sich Hackfrüchte, Zuckerrüben und Mais aktuell gut bis sehr gut. Extrem feuchte Kartoffelfelder bereiten allerdings derzeit Ernteprobleme bei den Frühkartoffeln. "Und das Korn ist weitestgehend trocken, aber die Mähdrescher versinken", fasste Stolzenberger zusammen. "Aber das Wetter gehört schließlich zur Landwirtschaft und macht's auch spannend", ergänzte dessen Stellvertreter Burkard Ziegler (Burggrumbach).
Einziges Problem der Landwirte sei derzeit, wegen des feuchten Erdreichs, nicht mit den Maschinen zum Drusch in die Felder fahren zu können. Um endlich starten zu können, hoffen die Bauern auf ein baldiges Ende der Niederschlagsphase und deutlich steigende Temperaturen, die den Boden abtrocknen lassen. Laut Distler "ist das Erntejahr 2021 vergleichbar mit dem Jahr 2007, in dem wir bei ähnlichen Voraussetzungen die Ernte förmlich von den Feldern stehlen mussten."
In seiner allgemeinen Beurteilung bedauerte Harald Blankart, Leiter des jüngst erst fusionierten AELF Kitzingen-Würzburg, übereinstimmend mit den Vertretern der Landwirtschaft, ein immer weiteres Entfernen der Bevölkerung von der Landwirtschaft. "Dabei scheint 'Bio' das Allerwichtigste zu sein", sagte er. Zum Thema Tierwohl nannte es Blankart "erschreckend", wenn sich der westliche Landkreis mittlerweile zur Rinder freien Zone entwickelt habe.
Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf Anbauflächen
Herbert Siedler, Sachgebietsleiter beim Amt für Landwirtschaft, ging sowohl auf die Großwetterlage ein – wie auch auf eine überraschende Anbau-Entwicklung, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Als Ertragsaussichten prognostizierte Siedler sehr gute Ernteergebnisse für Winterweizen und Wintergerste. Für Triticale und Winterroggen sogar sehr hohe Erntemengen.
Ausgelöst durch Absatzrückgänge in der Corona-Pandemie, insbesondere bei Sommergerste, reagierte die Landwirtschaft, laut Siedler, mit Reduzierung der Anbauflächen. Wegen des sinkenden Bierkonsums und geringeren Ausstoßes der Brauereien sei im Vorjahr auch ein rückläufiger Malz-Absatz zu registrieren gewesen.
Für das Wintergetreide wurden im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr noch annähernd gleiche Umfänge der Anbaufläche registriert. Die Anbaufläche für Sommergerste reduzierte sich jedoch von 5625 Hektar im Vorjahr auf nur noch 4110 Hektar. Dabei handele es sich um eine allgemeine Tendenz, die analog vom Landkreis auf den Bezirk Unterfranken und ganz Bayern übertragbar sei, sagte Siedler.
Im Gegenzug waren bei den Anbaufläche von Durumweizen, Hafer, Winterraps, Sonnenblumen und Zuckerrüben jeweils Flächenzuwächse zu verzeichnen. Zudem stieg die Anbaufläche für Dinkel um beinahe ein Drittel von 2956 Hektar auf fast 5000 Hektar. "Klimawandel heißt nicht nur Trockenheit, sondern auch längere Phasen von Schlechtwetterlagen. Und die Dinkel-Nudeln werden nicht mehr goldgelb sein", brachte Siedler die aktuelle Entwicklung auf den Punkt.