Ohne die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kommunen überhaupt auch nur erahnen zu können, fasste das amtierende Ratsgremium in seiner letzten Sitzung betreffend der Kinderbetreuung zukunftsweisende Beschlüsse. Diese haben Folgen sowohl auf die finanzielle Ausstattung des St. Elisabethen-Vereins als Trägerverein, die Qualität der Kinderbetreuung im örtlichen Kindergarten und des dafür zur Verfügung stehenden Personals. Die drei betreffenden Beschlüsse fasste der Gemeinderat jeweils einstimmig. Wegen seiner Funktion als ehrenamtlicher Vorsitzender des Trägervereins war Jürgen Appel (UBE) von der Abstimmung ausgeschlossen.
In einem Antrag hatte der Trägerverein neben der Übernahme eines Defizits des Jahres 2019 auch die Erhöhung des monatlichen Abschlags der Gemeinde zur Sicherung der Liquidität beantragt. Das Betriebsergebnis des Vorjahres hatte ein Minus von 33 673,22 Euro ergeben. Gleichzeitig beantragte der Trägerverein die Erhöhung des Abschlags der monatlichen Vorauszahlungen um 3000 Euro. Nach den geltenden gesetzlichen Vorgaben sind die Kommunen dazu lediglich je Quartal verpflichtet.
Vorsitzender des Trägervereins kritisiert Abstimmung
Bezüglich des laufenden Betriebs verwies Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) in der Diskussion auch auf die geltenden Richtlinien. So werde vom Gesetzgeber ein Betreuungsschlüssel von 11,0 vorgeschrieben, gleichzeitig aber ein Wert von 10,0 empfohlen. Trägerverein-Vorsitzender Jürgen Appel bestätigte jedoch einen betrieblich angewandten Betreuungsschlüssel zwischen 9,0 und 9,5.
Nach Experten-Meinung wirke sich der jeweilige Betreuungsschlüssel auf die Qualität der Kinderbetreuung aus, da im Verhältnis der zu betreuenden Kinder mehr Personal zur Verfügung steht. Demnach wird davon ausgegangen: je niedriger der Betreuungsschlüssel im Kindergarten ist, desto besser können geschulte Fachkräfte auf einzelne Kinder eingehen. Eine Nichteinhaltung des vorgegebenen Stellenschlüssels sei wiederum förderschädlich, betonte Bürgermeister Thomas Benkert.
Betreuungsintensität kann nicht gehalten werden
Nach Aussage von Kämmerer Bruno Hartmann würde die Anhebung des Betreuungsschlüssels auf den empfohlenen Wert von 10,0 gleichzeitig weniger Gesamtausgaben von 60 000 Euro jährlich bedeuten. Der hälftige Anteil davon betrifft die Kostenbeteiligung der Gemeinde. Vorsitzender Jürgen Appel verwies jedoch darauf, dass "ab Juni oder Juli dieses Jahres der Betrieb bei einem Betreuungsschlüssel deutlich über 10 erfolgt." Gegenüber der Redaktion bemängelte Appel die Entscheidung des Gremiums: " Damit wird die stetige akribische ehrenamtliche Arbeit des Vorstands, den Kindergarten voranzubringen weder anerkannt, noch gewürdigt."
In der Abstimmung votierte der Gemeinderat geschlossen für die Übernahme des im Vorjahr entstandenen Defizits von 33 673,22 Euro, sowie die Anhebung der monatlichen Vorauszahlungen des gemeindlichen Abschlags um 3000 Euro. Gleichzeitig wurde der Trägerverein aufgefordert, sich bei der Betreuung künftig am gesetzlich empfohlenen Stellenschlüssel von 10,0 zu orientieren. Daraus resultierend äußerte Trägervereins-Vorsitzender Jürgen Appel, dass "die Betreuungsintensität und -qualität durch weniger Personal nicht gehalten werden kann."
