Wenn rund 800 Grundschüler aus dritten und vierten Klasse über 70 Minuten gebannt und (fast) mucksmäuschenstill dem Geschehen auf der Bühne folgen, dann haben die Theatermacher alles richtig gemacht. Das fängt bei der Stückauswahl an, Erich Kästners ewig junger Kinderbuchklassiker "Das fliegende Klassenzimmer" setzt sich über die perfekte Besetzung aller Rollen, insbesondere der Teenager, fort und endet bei der rundum stimmigen Inszenierung durch Mascha Obermeier.
Die Regisseurin hat Erich Kästners Buch für die Kinderfestspiele Giebelstadt vorsichtig aktualisiert und orientiert sich behutsam an der Verfilmung von 2003. So spielt die Geschichte kurz vor den Schulferien im Internat der bayerischen Kleinstadt Kirchberg.
Eine Schülergruppe (Maximilian Reger, Adrian Lazarus, Flora Trahndorff, Robert Hansen und Yasa Siktas) probt für die Abschlussfeier ein Theaterstück ein, das ihr Klassenkamerad Johny verfasst hat, eben "Das fliegende Klassenzimmer". Doch es gibt Ärger. Die "Externen", eine Gruppe rivalisierender Schüler, in Obermeiers Inszenierung allesamt Mädchen (Johanna Hansen, Valerie Engel, Lisa Diegelmann, Lilou Singer, Judith Auernhammer und Julia Herrmann), entführen nicht nur den kleinen Rudi (Justus Schuster), sondern auch die Diktat-Hefte der gesamten Klasse.
Standing Ovations von 800 Kindern
Angeführt vom schlauen Martin (David von Maydell) versuchen die Jungs, ihren Mitschüler (und die Hefte) zurückzubekommen. Rat und Hilfe erhalten sie vom kauzigen Bauwagen-Bewohner Robert (Oliver Trahndorff). Ein perfekt choreographierter, rein symbolisch ausgetragener Entscheidungskampf der beiden kräftigsten Gruppenmitglieder Matze (Maximilian Reger) und Wawerka (Thomas Mangold) wird nicht anerkannt; so muss das Quintett den kleinen Rudi mit einer List befreien. Und gerät dann erst recht in große Nöte, weil einerseits die Sache dem beliebten Direktor Dr. Justus Bökh (Heiko Schnierer) zu Ohren kommt, anderseits die überaus strenge Deutschlehrerin Kreukamm (Brigitte Obermeier) mit den wiedergefundenen Heften ein Diktat halten kann, das sich gewaschen hat.
Doch mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und großer (Spiel-) Leidenschaft überwinden sie diese und weitere Hürden, und führen letztlich die Abschlussfeier-Vorstellung zu einem riesigen Erfolg. Da können die Ferien endlich kommen. Im Stück und erst recht im richtigen Leben. Standing Ovations und "Zugabe"-Rufe von 800 Kindern.
Karten gibt es noch für die Vorstellungen am Samstag 22. und 29. Juni (jeweils 16 Uhr), sowie Sonntag 23. und 30. Juni (jeweils 11 Uhr).