Frischverliebte „und solche, die schon viele Jahre gemeinsam durchs Leben gehen“, waren am 14. Februar in die katholische Rottenbaurer Kirche eingeladen. Rund 15 Paare kamen zur Valentinsandacht, die allermeisten offenbar schon etliche Jahrzehnte auf dem gemeinsamen Lebensweg.
Es ging also um Besinnlichkeit, dafür gibt man keinen Szenenapplaus, wussten die Besucher. Dabei hätte es nicht die falschen getroffen. Aus dem großen Fundus ihrer Literaturkenntnis schöpfte die Pfarrerin Edith Spanier-Zellmer, sonst Krankenhausseelsorgerin an der Würzburger Uniklinik. Ihre Kurztexte hatten meist klaren Bezug zu dem nicht immer spannungsfreien gemeinsamen Innenleben von Paaren. Autoren waren zum Beispiel Mascha Kaleko, Reiner Kunze, Gunter Grass. Aber Spanier-Zellmer rezitierte auch eine arabische Anekdote, so gar nicht aus der Schwüle von tausendundeiner Nacht, sondern in ihrer Verklemmtheit ein überraschendes Beispiel für den Humor in einem streng religiös geprägten Kulturkreis.
„Nachdenklich, manchmal rätselhaft, erdverbunden“ umriss der Rottenbauer-Heuchelhöfer Pfarrer Alfred Kraus die literarische Auswahl seiner evangelischen Kollegin.
Klez'amore
Nebenan, in der Trinitatiskirche, spielte schon öfter ein Quartett auf, das mit orientalischer Folklore in einem sehr weiten Sinn arbeitet: Klez'amore verbindet jiddisch-jazzige Weisen mit Weltmusik aus anderen Kontinenten. Dabei kann der Laienhörer oft schwer ausmachen, wo das ethnisch geprägte Liedgut geografisch hingehört; teils, weil Klez'amore viele unbekannte Entdeckungen im Repertoire haben, teils wegen der individuellen Arrangements. Letztere leben unter anderem davon, dass sich zwei Holzbläser an Klarinette, Oboe und Blockflöte abwechseln. Gitarre und Kontrabass umgarnen diese originelle Instrumentierung saitlich.
Die Gruppe gestaltete einen ausgesprochen spiellaunigen Abend und ergänzte sich mit der Pfarrerin, die in den geliehenen Zungen mit Emphase von Liebe sprach. Stets schien es, als arbeiteten die Künstler in erster Linie für sich selbst und aus Freude an ihrem Tun, gar nicht auf Publikumswirkung bedacht. Diese Haltung behielten sie sogar bei, als sie das sehr bekannte Liedl „Bei mir bist du scheen“ zum Finale hin immer schneller spielten.
Zum Ende des ganzen Abends nahmen fast alle Besucher das spirituelle Angebot Pfarrer Kraus' an und ließen sich zu einer beinahe kosmischen irischen Musikzugabe segnen.