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Gerbrunn
Erfolgreicher Protest: Hallenbad in Gerbrunn bleibt im Winter geöffnet, aber die Temperatur wird gesenkt
Volles Haus beim Gemeinderat Gerbrunn: das Thema 'Öffnung des Hallenbades' sorgte für ungewöhnlich viele Besucher in der jüngsten Ratssitzung.
Foto: Guido Chuleck | Volles Haus beim Gemeinderat Gerbrunn: das Thema "Öffnung des Hallenbades" sorgte für ungewöhnlich viele Besucher in der jüngsten Ratssitzung.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 12.11.2022 02:38 Uhr

Das Hallenbad der Gemeinde Gerbrunn bleibt nun doch über die Wintermonate geöffnet. Mehrheitlich beschloss der Rat nach einer intensiven Debatte, von seinem Beschluss aus dem Oktober abzurücken. Demnach hätte das Bad vom 1. November bis 31. März geschlossen werden sollen. Jetzt bleibt es bis Ende Februar geöffnet und im März wegen Wartungsarbeiten geschlossen (Abstimmung: 13:7). Das Wasser wird auf 27 Grad Celsius und die Raumtemperatur auf 29 Grad Celsius gesenkt sowie die Beleuchtung teilweise reduziert (Abstimmung: 11:9).

Dem neuen Beschluss war eine regelrechte Protestwelle vorausgegangen, die sich über Bürgermeister Stefan Wolfshörndl, den Rat und die Verwaltung ergossen hatte: mehrere Mails von Bürgern, eine Eingabe einer Würzburger Schule, zwei Anträge aus dem Rat von Ursula Rosenbaum (SPD) und der CSU-Fraktion sowie zwei beim Bürgermeister eingereichte Unterschriftenlisten vom Elternbeirat der Eichendorff-Schule und Besuchern des Hallenbades mit zusammen 752 Unterschriften.

Lange Rednerliste: Besucher sprechen sich für Öffnung aus

In der Sitzung brachten sich mehrere der Besucher, die am Anfang der Sitzung Rederecht besitzen, für die Öffnung des Bades ein. Die Rednerliste war lang: Thomas Schulz, Direktor der Eichendorff-Schule ("Wegen Corona ist der Schwimmunterricht ein Jahr lang ausgefallen, eine mögliche Schließung würde die Situation verschärfen"), die Behindertenbeauftragte Mechthild Schwierczek ("Für manche Behinderte ist das einer der wenigen sozialen Kontakte"), Peter Nossol, Leiter des Vinzentinums in Würzburg ("Wir nutzen dieses Bad schon seit vielen Jahren, unser Träger hat alle anderen Bäder geschlossen").

Ihre Argumente brachten auch ein Kinderarzt ("Viele Kinder haben während des Home-Schoolings viele motorische Fähigkeiten verloren"), ein Kinderorthopäde aus Würzburg ("Kinder müssen sich entwickeln können, um spätere Schäden des Bewegungsapparates zu vermeiden"), Quirin Rottenbacher und Rosalie Brückner vom Jugendrat ("Wir können auch Energiesparen und keinen Föhn benutzen, im Winter trägt man eine Mütze") und Stefan Heindl vom DLRG ("Die Anmeldezahlen sind gerade nach den Ferien sprunghaft gestiegen") vor. Mitglieder des Jugendrats übergaben dem Bürgermeister auch eine mit 630 Euro gefüllte Spendenbox, dem Erlös aus ihrem Muffin-Verkauf beim Wochenmarkt.

Stimmen gegen die Öffnung im Gerbrunner Gemeinderat

Die Debatte im Rat verlief nicht ganz so einhellig für die Öffnung. So sprach sich etwa Stephan Herbst (SPD) dafür aus, das Bad zu schließen. "Uns waren im Oktober die Folgen klar, die Infos lagen auf dem Tisch", sagte er, "der Gemeinderat entscheidet nichts aus der hohlen Hand." Der Gerbrunner Rat sei auch kein Gremium, "das heute mal so und morgen so entscheidet, niemand darf hier Anträge stellen, bis die Abstimmung passt".

Gabriela Gottwald (CSU) fühlte sich nicht richtig informiert, denn entgegen der Aussage des Bürgermeisters würden die Würzburger Hallenbäder doch über den Winter geöffnet sein. "Ansonsten hätten wir diese Solidaraktion auch mitgemacht, aber wir haben den Antrag gestellt, uns das Ganze genau anzuschauen, auch mit Zahlen."

Zweckgemeinschaft für Hallenbäder mit anderen Kommunen?

Die hatte der Bürgermeister auch parat. Demnach hätte die Verwaltung bei einer dreimonatigen Schließung 5540 Euro an Gas und 3552 Euro an Strom gespart. Die Mitarbeiter wären innerhalb der Gemeinde anderweitig beschäftigt worden, und auch einige Einsparungen bei den freiwilligen Aufgaben wären drin gewesen.

"Erst eine Corona-Restriktion, jetzt eine Gas-Restriktion – das halte ich für ein unmoralisches Angebot", wandte Wolfgang Stier (FWG) ein. Auf die paar Euro, sagte er sinngemäß, käme es nicht wirklich an. "Wir sollten erst dann das Bad schließen, wenn es überhaupt kein Gas mehr gibt." Reinhard Kies (FWG) dachte laut über eine Zweckgemeinschaft für Hallenbäder mit benachbarten Kommunen nach, denn auch deren Bürgerinnen und Bürger wollen ein Hallenbad nutzen. "Ein Bad ist eine wichtige Einrichtung für die Gesundheit und auch für ältere Bürger immens wichtig, ich stimme für die Öffnung."

 
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  • radiwo
    radiwo
    Es freut mich sehr, dass das Hallenbad in Gerbrunn über den Winter offen bleibt, vor allem für die vielen Kinder, die schwimmen lernen sollen. Aber auch für alle anderen, die etwas für ihre Fitness tun wollen. Ich finde, bei dem, was der Gesundheit dient, sollte man nicht sparen!
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