Bei Herchsheim, einem Ortsteil des Marktes Giebelstadt, ist nach Angaben des Landratsamtes das größte zusammenhängende Feuchtbiotop im südlichen Landkreis Würzburg entstanden. Seit Oktober 2023 wurden im Zuge eines Kooperations-Projekts des Landratsamts Würzburg, des Marktes Giebelstadt und des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg ein künstlicher Damm errichtet. Das rund 40 Zentimeter hohe Bauwerk mit einem 20 Meter langen Überlauf staut den Seebach auf, wodurch eine rund zwei Hektar große Sumpflandschaft geschaffen wurde. Diese soll seltenen und geschützten Arten als Habitat dienen. Die Arbeiten wurden Anfang Juli 2024 fertiggestellt. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des bayerischen Naturschutzfonds, so das Amt weiter in seiner Mitteilung, aus der diese Informationen stammen.
Biber am Seebach gab den Anstoß für das Projekt
Den Anstoß für das Unterfangen hat der am Seebach lebende Biber gegeben. Mit seinen Bauten und den daraus resultierenden Stauungen an dem sonst kleinen Bachlauf hat das geschützte Tier das umliegende Gelände bereits in den vergangenen Jahren in ein artenreiches Feuchtgebiet verwandelt. Neben dem Biber selbst fühlen sich dort auch die Bekassine, Rohrweihe sowie Rot- und Schwarzmilan und andere seltene und geschützte Arten sehr wohl. Der Großteil der dortigen Flächen befand sich im Eigentum des Landkreises Würzburg und sind seit den 1990er Jahren als Naturschutz- und Ausgleichsflächen stillgelegt. Die Entwicklung der Fläche zu einem Feuchtbiotop war folglich nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erwünscht.
Trinkwasserleitung der Fernwasserversorgung Franken durchquert das Gebiet
Die Stauungen haben in der Vergangenheit jedoch regelmäßig eine Trinkwasserleitung der Fernwasserversorgung Franken FWF unter Wasser gesetzt. Die Wasserversorger konnten aufgrund des zeitweise stark gestiegenen Wasserpegels den dort angelegten Revisionsschacht nicht mehr für Wartungsarbeiten erreichen. Die Wartung sowie Reparaturen im Schadensfall waren folglich nur mit größtem Aufwand und zeitlichem Versatz möglich. Bauhofmitarbeiter des Marktes Giebelstadt mussten die Biberdämme regelmäßig räumen. Da der Biber und dessen Bau nach dem Naturschutzrecht streng geschützt sind, musste bei jedem Wartungseinsatz die Erlaubnis der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Würzburg eingeholt werden.
Die Lösung nun: Die Stauung entlang des Bachlaufs wurde künstlich angelegt – und zwar in gebührendem Abstand zur Trinkwasser-Versorgungsleitung. Der Wartungsschacht soll so langfristig trocken und zugänglich bleiben. Gleichzeitig wird dem Biber und allen anderen Arten ein großes Areal zur Ausbreitung zur Verfügung gestellt.
Aus Sicht des Naturschutzes besonders positiv: Im Zuge des Vorhabens konnten angrenzende Flächen erworben und an die Biotopfläche angegliedert werden. „Die Neuschaffung von Naturschutzflächen gehört zur Königsdisziplin der Naturschutzbehörden“, ordnet Landrat Thomas Eberth ein. „Wir haben hier am Seebach ein im Landkreis Würzburg bislang einzigartiges Biotop schaffen können. Gleichzeitig entlasten wir unseren Trinkwasserversorger, die Verwaltung des Marktes Giebelstadt und unsere eigenen Mitarbeiter. Ich danke allen beteiligten Behörden und den handelnden Personen für diese beispielhafte Zusammenarbeit.“