Wer in Würzburg über Social Media oder sonst irgendwie digital gut vernetzt war, kam an ihm kaum vorbei: Herbert Schmidt, Erfinder des Internetcafés "Von Senioren für Senioren" und zugleich langjähriges Mitglied (2013 bis 2022) der Seniorenvertretung der Stadt Würzburg, von 2015 bis 2017 war er deren Vorsitzender. Am 4. Februar ist Herbert Schmidt im Alter von 86 Jahren gestorben.
In einem seiner letzten Posts auf seiner Facebookseite hatte er im Dezember 2023 einen Beitrag geteilt, in dem eine Expertin über "Die Chancen der KI für das Älterwerden" sprach. Das war typisch für ihn: Bis zuletzt hatte Schmidt, der im Berufsleben Diplom-Ingenieur (FH) für Fertigungstechnik gewesen war, eine gute Antenne für die aktuellen Entwicklungen der digitalen Welt, und immer ging es ihm darum, dass alte Menschen nicht davon abgekoppelt werden.
Nach einem Kurs kam die Idee fürs Senioren-Internetcafé
Den wohl wichtigsten Schritt dazu unternahm Schmidt im Jahr 2000, als er das "Internetcafé von Senioren für Senioren" ins Leben rief – unterstützt von der Stadt Würzburg und damals einzigartig in Bayern. Bereits Ende der 1990er Jahre hatte er einen Kurs mit dem Namen "Lebenslang lernen" besucht, den ein Telekommunikationsunternehmen für ältere Semester mit Neugier aufs Internet angeboten hatte. "Das weltumfassende Kommunikationsnetz, beschloss Schmidt, sollte das Thema sein, mit dem er sich in seinem Ruhestand beschäftigen wollte. So begann er, Mitstreiter für die Idee eines Internetcafés von und für Senioren zu suchen", heißt es in einem Beitrag dieser Redaktion aus dem Jahr 2015.
"Anfänglich befand sich das Internetcafé im Keller des Ehehaltenhauses, bereits im Dezember 2000 konnten besser geeignete, weil barrierefrei gelegene Räume im Caritas Seniorenzentrum St. Thekla bezogen werden, wo wir uns noch heute befinden", schreibt der 2005 gegründete Verein "Internet von Senioren für Senioren" in einem Nachruf. Schmidts Wirken verdanke man sehr viel: "Herbert Schmidt war der Motor und ständige Ideenlieferant für unsere Aktivitäten und Vorhaben. Ihm ist es zu verdanken, dass wir da stehen wo wir heute sind."
Herbert Schmidts Engagement blieb indes nicht auf Würzburg beschränkt. Unter seiner Federführung entstanden sechs weitere Internetcafés "Von Senioren für Senioren" in Unterfranken, darunter in Marktheidenfeld und Ochsenfurt, heißt es im Nachruf der Seniorenvertretung Würzburg.
Wie der Verein "Internet von Senioren für Senioren" berichtet, war auch die Corona-Zeit für Herbert Schmidt kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen, im Gegenteil: "Er ,netzwerkte' so intensiv, bis er Geld und Mittel locker machen konnte und wir Internetkurse für Senioren im virtuellen Raum einrichten und durchführen konnten – und wieder waren wir Pioniere auf diesem Gebiet nach dem Motto ,geht nicht, gibt's nicht.'" Weitere Angebote waren häufige Online-Stammtische, bei denen sich die Menschen auch in Zeiten des Lockdowns begegnen und austauschen konnten.
Verdienste bei der Förderung der Medienkompetenz von Senioren
Als besonders bemerkenswert hebt die Seniorenvertretung Schmidts Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz älterer Menschen hervor. 2018 gründete er das "Würzburger Netzwerk zur Förderung der Medienkompetenz", das in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen niedrigschwellige Angebote entwickelte. Schmidt sei zudem auch maßgeblich an der Intensivierung der Seniorenarbeit in Würzburg beteiligt gewesen, bis 2019 war er Leiter der entsprechenden Arbeitsgruppe.
Für seinen Einsatz wurde Herbert Schmidt mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste und dem Ehrenamtspreis der Stadt Würzburg. Im Jahr 2022 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Vereins "Internet 'Von Senioren für Senioren' e.V." ernannt. "Herbert Schmidt wird nicht nur als herausragender Fachmann, sondern vor allem als warmherziger Mensch und unermüdlicher Unterstützer seiner Mitmenschen in Erinnerung bleiben", würdigt ihn die Seniorenvertretung.