Kreiskämmerer Dieter Krug und sein Finanzverwalter Rainer Künzig haben sich den Haushalt deshalb noch einem gründlich vorgenommen, und alles erneut in Frage gestellt. Ihre Sparvorschläge, die sie jetzt dem Kreisausschuss vorstellten, haben sich das Prädikat "Giftliste" redlich verdient - Landrat Waldemar Zorn sprach von einem "Entwurf der Grausamkeiten". Angefangen vom rigorosen Einstellungsstopp bis zur Streichung des Ferienpasses und der Zuschüsse für Sport und Kultur reichen die Vorschläge.
Es sind Vorschläge, die Krug und Künzig nur anhand der Rechts- und der Kassenlage ausgearbeitet haben - ohne Rücksicht auf das politisch Sinnvolle und Wünschenswerte. Das machte auch Landrat Waldemar Zorn deutlich. Selbst den meisten Mitarbeitern war bis zur Sitzung nicht bekannt, wo die Kämmerei den Rotstift ansetzen will.
Sie werden den Tritt auf die Sparbremse heftig zu spüren bekommen. Der generelle Einstellungsstopp, wie ihn Landrat Zorn vor wenigen Tagen bereits vorsorglich verhängt hat, soll das ganze nächste Jahr gelten. Das würde bedeuten, dass der Hausmeister im Landratsamt, der im Frühjahr in Ruhestand geht, nicht ersetzt wird. Ein so großes Gebäude ohne Hausmeister, das sei eine sehr riskante Sache, gab Zorn zu bedenken. Und weil man dann auch die Hausmeisterwohnung nicht renovieren muss, lassen sich aus dem 2003er-Plan weitere 60 000 Euro streichen. Auch die Kantine soll zu gemacht werden. Der Frau, die dort für die Ausgabe der Mahlzeiten zuständig ist, müsste betriebsbedingt gekündigt werden. Neue Stellen, denen der Personalausschuss bereits zugestimmt hat, fallen ebenfalls weg. Um insgesamt 536 000 Euro soll der Personaletat schrumpfen. Darin ist schon einkalkuliert, dass die Beamten bei ihren Gehältern mit einer Nullrunde auskommen müssen.
Weh tut's bei der Sport- und Kulturförderung und beim Ferienpass. 300 000 Euro könnte man dort sparen, aber dann gäbe es kein Geld mehr für die Musikkapellen, keinen Kulturherbst, keine freiwillige Zulage zur staatlichen Sportförderung und kein Spielmobil mehr. Landrat Zorn ist dabei nicht wohl, wie er zu verstehen gab. Zumindest diese 300 000 Euro sollte sich der Landkreis leisten.
Auch in anderen Fraktionen teilt man diese Einschätzung. Vereinsförderung, Ferienprogramm und Spielmobil leisten Prävention für die Jugendhilfe. Dass der Landkreis in diesem Bereich kürzer treten muss wird an den Ausgaben für die sozialpädagogische Familienhilfe deutlich, das ist eine Beratungsangebot, das freie Träger im Auftrag des Landkreises übernehmen. Statt geplanter 580 000 Euro will Krug die Kosten auf 420 000 Euro deckeln. Dann erhöhen sich die Wartezeiten, aber das vertragliche Mindestangebot wäre sichergestellt.
Einen Deckel bekommt auch die Sing- und Musikschule aufgesetzt. Für sechs Jahre soll der Anteil des Landkreises bei 920 000 Euro eingefroren werden, heuer waren 988 000 Euro geplant. Die Folge: An eine Ausdehnung des Kursangebots wird in dieser Zeit nicht zu denken sein.
820 000 Euro für eine Generalsanierung der Elektroinstallation hat Krug aus dem Verwaltungshaushalt gestrichen. Die Kosten werden jetzt über den Vermögenshaushalt finanziert und deshalb letztlich über Kredite. Die Landkreis-Schulen werden mit einer Kürzung für den Sachaufwand in Höhe von 28 500 Mark zurecht kommen müssen. Aber auch am Kleinvieh - etwa den geplanten Leistungsprämien, dem Zuschuss für den Betriebsausflug oder der Kreisbildstelle - soll gespart werden.
Unterm Strich würde der Fehlbetrag durch die Vorschläge von Krug und Künzig von 4,25 auf 1,75 Millionen Euro schrumpfen. Diese Summe müssten die Gemeinden bezahlen. Die Kreisumlage würde dann von derzeit 46,9 auf 48,7 Prozent steigen müssen. Das heißt: Diesen Anteil ihrer Steuereinnahmen müssten die Gemeinden an den Landkreis abliefern.