Als Alida Banna sich auf den thronartigen Stuhl setzte, war sie sichtlich angespannt. Mit ihrer Zustimmung beginnt Sozialpädagoge Tim Oberhauser auf dem Monochord an der Rückseite des Stuhls zu spielen. Langsam schließt die junge Frau, mit Autismus, die Augen. Sie entspannt sich, wird ruhiger, setzt sich sogar bequemer hin.
Genau diese Reaktion ist es, die sich Rainer und Maria-Anna Uschwa erhofft hatten, als sie den neuen Klangstuhl an die Mainfränkischen Werkstätten übergaben: „Wir haben dieselbe Erfahrung mit unserem autistischen Sohn gemacht. Als er zum ersten Mal auf so einem Stuhl gesessen war, wollte er gar nicht mehr runter.“ An dieser Erfahrung wollte das Ehepaar, das seit Jahren in der Vorstandschaft des Fördervereins der Stiftung Menschen und Autismus – Lebensqualität durch Beziehung aktiv ist, auch andere teilhaben lassen.
Aus diesem Grund sammelte der Verein auf unterschiedlichsten Veranstaltungen Geld und schaffte erst einen Klangstuhl für eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung bei Regensburg und nun auch einen für die Mainfränkischen Werkstätten in Würzburg an. „Die Hälfte des Geldes stammt vom Förderverein. Die andere Hälfte wird von den Mainfränkischen Werkstätten selbst finanziert“, erklärte Michael Wenzel, Leiter des Sozialdienstes.
Das Besondere an dem Stuhl ist zum einen das integrierte Monochord, welches nach kurzer Einweisung theoretisch von jeder Person gespielt werden kann. Dadurch entsteht auf dem Stuhl ein Einklang zwischen Musik und Schwingung, der vor allem bei Menschen mit Autismus ein stärkeres Körperbewusstsein hervorruft. „Menschen mit Autismus leiden meist auch an einer Wahrnehmungsstörung und man kommt schwer an sie heran. Durch den Klangstuhl kann man es schaffen, einen Dialog zwischen dem Spieler und dem Bespielten hervorzurufen. Das ist möglich, weil sich die Meisten auf dem Stuhl fallen lassen können. Sich hier bespielen zu lassen ist wertfrei und niemand stellt Erwartungen an einen. Man kann sich voll und ganz auf eine neue Erfahrung einlassen und gegenseitig davon profitieren“, erzählte Maria-Anna Uschwa.
Im Vergleich zu ähnlichen Produkten, wie Klangschaukel oder -boot, hat der Stuhl einen entscheidenden Vorteil, wie Michael Wenzel verriet: „Für Menschen mit Autismus ist es natürlich viel leichter, einen gewohnten Bewegungsablauf zu wählen, wie sich auf einen Stuhl zu setzen, als sich auf eine Schaukel zu legen.“