Die Gemeinde will ein Ärztehaus bauen. Anfang Juni machte Architekt Carsten Borst in der Kleinrinderfelder Gemeinderatssitzung zwei Vorschläge für ein Ärztehaus: einen Neubau an der Kreuzung Jahnstraße/Dr. Leukert-Weg sowie die Umnutzung eines Teils der ehemaligen Hauptschule. In der aktuellen Sitzung legten nun die Fraktionen von CSUKL und UWG einen gemeinsamen Entwurf für ein Ärztehauses im Simonsgarten zwischen Jahn- und Geroldshäuser Straße vor.
Die Grundlagen des Entwurfs bilden nach den Worten von Frank Heß (CSUKL) Vorschläge des Arztes Dr. Sebastian Stein. Demnach gäbe es eine Praxisfläche von etwa 215 Quadratmetern, das Gebäude wäre als Holzrahmenbau vorgesehen mit einem Pultdach mit acht Grad Neigung. Bei voller Unterkellerung würden weitere circa 225 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen, aber auch eine Teilunterkellerung mit rund 100 Quadratmetern sei denkbar.
Zwei Standort stehen zur Auswahl: Bei einem Querbau im Simonsgarten gegenüber dem Rathaus würde die Erschließung über die Jahnstraße erfolgen, bei einem Längsbau im oberen Bereich des Areals käme der Zugang durch die Geroldshäuser Straße in Betracht. Die Investitionssumme bei Vollunterkellerung bezifferte Heß auf rund 848 000 Euro, bei Teilunterkellerung auf circa 649 000 Euro.
Sven Zipprich (SPD/FB) betonte, weil in dem Vorentwurf verschiedene Kosten – beispielsweise das Grundstück – noch nicht berücksichtigt seien, könnte man die jetzt vorliegenden Projektentwürfe nicht genau miteinander vergleichen. Anhand der von der CSUKL präsentierten Unterlagen habe er hochgerechnet, dass die Alternative mit Teilunterkellerung mit etwa 770 000 Euro zu Buche schlagen würde.
Kostenanalyse gefordert
Demgegenüber betrage der Aufwand für eine „etwas zurückgeschraubte“ Variante des Architekten Carsten Borst circa 800 000 Euro. Er wünschte vor der endgültigen Entscheidung eine genaue Kostenanalyse und konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Diese Meinung vertrat auch sein Fraktionskollege Dominik Hetzer. Bei den bisher vorgelegten Kostenschätzungen fehlten seiner Kenntnis nach die Ausgaben fürs Grundstück sowie die Erschließung. „Ich will vergleichbare Alternativen haben.“
Der Gemeinderat vertagte den Beschluss über die weitere Planung. Der Hauptgrund war, dass die Mediziner in einem Gespräch einen Tag vor der Sitzung erklärt hatten, dass sie zunächst über die Miete informiert werden wollten.
Bürgermeisterin Eva Linsenbreder (SPD/FB) informierte, „sie entscheiden sich erst, wenn sie die Mietpreise wissen“. Die Miete legte das Gremium am Ende der aktuellen Sitzung im nichtöffentlichen Teil fest.
Linsenbreder wies darauf hin, dass der Simonsgarten ein sehr teures Grundstück sei. Diese Fläche habe die Gemeinde vor Jahren für rund 800 000 Mark (409 000 Euro) erworben. Ihrer Ansicht nach handele es sich um ein „Filetstück“. Die Ärzte hätten sich ihr gegenüber so geäußert, dass für sie auch der Standort weiter hinten in der Jahnstraße in Frage käme.
Hans-Karl Karches (SPD/FB) kritisierte, dass die CSUKL und UWG ihren Alternativentwurf erst so spät einreichten. Auch er lehnte die Nutzung des Simonsgartens als Standort für ein Ärztehaus ab, denn „da drüben haben wir Kapital liegen“. Der Verkauf dieses Grundstücks würde der Gemeinde angesichts der Haushaltslage äußerst gut tun. Wolfgang Schölch (CSUKL) hob hervor, erst Anfang Juni seien die Entwürfe für ein Ärztehaus präsentiert worden. Seitdem „war noch nicht viel Zeit, um eine Alternative vorzulegen“. Er räumte ein, dass man die Planunterlagen „noch nicht 100-prozentig vergleichen“ könne.
Berthold Haaf (SPD/FB) hielt dem entgegen, wenn diese Idee schon früher vorgeschlagen worden wäre, „wäre sie mitgeprüft“ worden.
Matthias Grimm (UWG) erinnerte daran, dass der Entwurf auf den Vorschlägen des Dr. Stein basiere. Die Nutzung der ehemaligen Hauptschule als Ärztehaus sei ebenfalls erst kurzfristig ins Gespräch gekommen. Aus unternehmerischer Sicht betrachtet habe man etwas vor, wenn man so einen Batzen Geld ausgebe.
Mietpreis festgelegt
Nachdem der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung den Mietpreis für ein Ärztehaus festgelegt hat, sind nun die Mediziner und Nutzer am Zug. Daraufhin fällt die Entscheidung, ob und in welcher Form dieses Projekt in Kleinrinderfeld verwirklicht wird.
Auch im benachbarten Kirchheim wird, wie berichtet, ein Ärztehaus geplant. Wie der dortige Bürgermeister Björn Jungbauer sagte, müssen für Ärztehäuser, die die Gemeinden bauen, kostendeckende Mieten erhoben werden. Aus allgemeinen Haushaltsmitteln dürfe das Ärztehaus nicht subventioniert werden. Dies würde die Kommunalaufsicht des Landratsamtes beanstanden. Damit soll wohl auch vermieden werden, dass sich die Gemeinden bei der Miete zu unterbieten versuchen.