Die Fachstelle für pflegende Angehörige, angesiedelt bei WirKommunal, der Seniorenberatung des Landkreises, plant ein neues Angebot: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kommen auf Anforderung stundenweise zu Familien ins Haus und übernehmen die Begleitung und Beschäftigung von pflegebedürftigen und erkrankten Menschen. Das könne gelegentlich oder regelmäßig sein, so Stephanie Kampschulte, die mit Andrea Heller zusammen in der Fachstelle berät.
Angehörige sollen damit Freiräume bekommen, sich um eigene Angelegenheiten kümmern oder auch einfach nur entspannen und neue Kraft schöpfen zu können. Diese Entlastung für pflegende Angehörige sei oft dringend notwendig und im Rahmen der Pflegeversicherung vorgesehen, sagt WirKommunal-Leiter Tobias Konrad. Es gebe jedoch nicht viele Anbieter, vor allem nicht in der Fläche. Für die Stadt Würzburg sei der Verein Halma seit vielen Jahren der Ansprechpartner und auch ein Vorbild. WirKommunal, das zum Kommunalunternehmen des Landkreises gehört, will diese Hilfe nun für die Landkreisgemeinden organisatorisch übernehmen und anbieten.
Stichprobenartige Umfragen für das seit Jahren von Stadt und Landkreis Würzburg verfolgte und fortentwickelte seniorenpolitische Gesamtkonzept hätten ergeben, dass die Bürgerinnen und Bürger durchaus bereit seien, sich ehrenamtlich in der Pflege zu engagieren. Konrad fasst das Umfrage-Ergebnis so zusammen: "Engagement ja, auch ehrenamtlich, aber etwas Aufwandsentschädigung sei durchaus auch gewollt". Genau da setze das Konzept für den Helferkreis an und sei zudem ein aus der klassischen Beratung zu Pflege und Senioren-Wohnen folgerichtig entwickeltes Angebot.
"Mit der demografischen Entwicklung im Blick kann sich jeder ausrechnen, dass wir Pflege nicht allein mit Diensten durchführen können", gibt Konrad zu bedenken. "Damit Pflege auch zu Hause stattfinden kann, müssen pflegende Angehörige unterstützt und entlastet werden", so die Aufgabe. Und schließlich wollten die meisten Menschen ja auch in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Bereits ab Pflegestufe 1 haben pflegebedürftige Menschen nach Sozialgesetzbuch ein monatliches Budget von 120 Euro zur Verfügung, mit dem eine Aufwandentschädigung für ehrenamtliche Helfer vergütet werden kann. Dass bislang schwer jemand zu finden war, soll sich nun ändern.
Der Dienst des künftigen Helferkreises umfasst etwa Gesellschaft zu leisten, eventuell Beschäftigung und verantwortliche Obhut – nicht aber pflegerische Tätigkeiten. Spaziergänge, Unterhaltung, Spiele oder Einkäufe, Kreativität oder Geduld können gefragt sein. Vom Anspruch her wird es ein Ehrenamt sein, mit dem Fokus auf der Entlastung der pflegenden Angehörigen. Sie habe bereits eine Liste mit Adressen, wo Entlastung Not tut, sagt Stephanie Kampschulte. Zunächst liege ihr Fokus aber darauf, Ehrenamtliche zu finden und zu schulen.
Unterschied zu den Nachbarschaftshilfen
Das Vorhandensein einer Pflegestufe einerseits und die geschulten Ehrenamtlichen andererseits, die auch längerfristig helfen, nennt Konrad als wesentlichen Unterschied zu den Nachbarschaftshilfen, die es vielerorts gibt. Zudem liege der Fokus auf der Entlastung von pflegenden Angehörigen, die nicht selten über ihre Ressourcen hinaus gehen, weil sie keine Hilfe haben. 'Ich bin 24 Stunden eingespannt', zitiert Kampschulte eines der großen Probleme von pflegenden Angehörigen, denn sie wollen ihre Angehörigen natürlich gut aufgehoben wissen, so Kampschulte. "Das wird in den Beratungen oft gesagt. Von daher denken wir, dass das Hilfsangebot regen Zulauf finden wird".
Eine zertifizierte Ausbildung zu Alltagsbegleitern ist nicht nötig. Die Ehrenamtlichen des Helferkreises werden durch eine Schulung vorbereitet und von der Fachstelle für pflegende Angehörige in die Familien vermittelt. Die Fachstelle unter dem Dach von WirKommunal wiederum bietet neben der Lotsenfunktion, wie es Kampschulte nennt, regelmäßige Austauschtreffen bzw. Fortbildungen an und begleitet beim ersten Kontakt in die Familien der Pflegebedürftigen. Die Abrechnung von Aufwandsentschädigung und Kilometerpauschale übernimmt die Fachstelle ebenfalls.
Eine erste Schulung für den Helferkreis beginnt am 15. April, geleitet von Referenten der Alzheimergesellschaft. Sie umfasst 30 Stunden, "weil bei pflegebedürftigen Personen auch die Fähigkeit gefragt sein kann, prekäre Situationen einschätzen zu können", sagt Konrad.
Informationen zum Helferkreis und Anmeldungen zur Schulung gibt es bei Stephanie Kampschulte, Tel.: (0931) 80442-81, Andrea Heller, Tel.: 0931 80442-89 oder E-Mail: fachstelle@wirkommunal.de