
Das Unternehmen im baden-württembergischen Künzelsau (Kreis Heilbronn) bestätigte am Donnerstag auf Anfrage einen Online-Bericht der „Bild“-Zeitung über die Entführung. Zuvor hatten Polizisten in Unterfranken den 50-Jährigen befreien können. Offenbar hatten die Entführer der Polizei die Geodaten übermittelt, die sie zu der Stelle führten, an der Würth an den Baum gefesselt war.
Der Fundort liegt nach Informationen der Redaktion in einem Waldstück im Guttenberger Forst bei Kist (Lkr. Würzburg) – nicht weit von der Autobahn A 3 zwischen Frankfurt und Würzburg in Richtung Höchberg. Dort war am Donnerstagmorgen eine große Suchaktion der Polizei mit zwei Hubschraubern und Hundeführern im Gange.
Entdeckt worden war die Entführung, nachdem Markus Würth auf dem Hofgut Sassen (Vogelsberg-Kreis) nicht zum Mittagessen erschienen war. Dort lebt er seit etwa drei Jahrzehnten in einer beschützten Einrichtung, weil er wegen eines Impffehlers seit seinem Kindesalter behindert ist.
In Sassen hatte die Polizei am Mittwoch das Gebiet abgeriegelt und eine landesweite Ringfahndung eingeleitet. Einige Medien, die von der Entführung erfahren hatten (darunter „Bild“), wurden gebeten, sich mit der Berichterstattung zunächst zurückzuhalten, um das Leben des Entführten nicht zu gefährden. Sie hielten sich daran, bis die Nachricht von seiner Freilassung kam. Am Donnerstagmorgen entdeckte die Polizei den 50-Jährigen nach umfangreichen Ermittlungen mehr als eine Stunde Autofahrt von seinem Wohnort entfernt im Wald. Wie der Sohn des 80-jährigen Patriarchen verschleppt wurde und ob er sich die ganze Zeit in der Gewalt seiner Entführer befand, ist unklar. Zu Details äußerten sich Staatsanwaltschaft und Polizei nicht. „Die Ermittlungen zu dem oder den Tätern dauern an“, hieß es knapp.
Der 80-jährige Reinhold Würth, Vater des Entführten, ist einer der bekanntesten deutschen Unternehmer. Er baute das Schrauben-Handelsunternehmen Würth mit heute 67.000 Mitarbeitern zum internationalen Marktführer in der Befestigungs- und Montagetechnik auf. Würth gehört nach Angaben von Wirtschaftsmagazinen mit einem geschätzten Vermögen von über sieben Milliarden Euro zu den acht reichsten Deutschen.
Reinhold Würth kultiviert als Unternehmer das Bild vom fleißigen und gottesfürchtigen „Häuslebauer“ aus dem Südwesten, realitätsnah und bodenständig. Er war noch minderjährig, als er 1954 den kleinen Schraubenhandel seines verstorbenen Vaters Adolf Würth übernahm. Heute meldet der Konzern einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Euro.
Würth hat alles, was einen erfolgreichen Unternehmer auszeichnet: Er wohnt auf einem Jagdschloss, umgeben von Luxushotels und einer Golfanlage.
Er besitzt mehrere Flugzeuge, eine Yacht und eine Kunstsammlung von 15.000 Werken, die ihresgleichen sucht – darin sind moderne Künstler wie Emil Nolde, Georg Baselitz und Jörg Immendorff ebenso vertreten wie alte Meister wie Tilman Riemenschneider, Lucas Cranach und Hans Holbein. Würth fördert ein nach ihm benanntes Open-Air-Festival und ist Sport-Sponsor.
2006 geriet er ins Visier der Steuerfahnder, als sein Unternehmen Gewinne mit Kosten von Tochtergesellschaften kleingerechnet hatte. Das Verfahren wurde 2008 gegen Zahlung einer Geldstrafe eingestellt.