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THEILHEIM
Engagierte Arbeitsgruppe in Theilheim gesucht
Von unserer Mitarbeiterin Traudl Baumeister
 |  aktualisiert: 22.02.2017 03:27 Uhr

Viele Informationen, gut 50 interessierte Zuhörer aus jeder Alterschicht und allererste Schritte in eine neue Richtung – das war die erste Zukunftswerkstatt in Theilheim.

Eingeladen hatten dazu Bürgermeister Hubert Henig und der Gemeinderat. Ziel der Zukunftswerkstatt ist letztlich ein Nutzungskonzept für von der Gemeinde gekauften Anwesen in der Hauptstraße, mitten im Altort also. An diesem ersten Abend ging es allerdings nicht um die Gebäude. Es ging darum, Ideen für deren Nutzung in den Ort zu tragen und Menschen zu finden, die sich dafür begeistern und bereit sind, ehrenamtlich ein solches Konzept zu erarbeiten.

Einziger Referent war Wolfgang Rückert aus der kleinen Gemeinde Langenfeld in Mittelfranken. Dort hatte im Dezember der Theilheimer Gemeinderat das Projekt „Dorflinde“ besichtigt. Und war angetan von dem, was man dort gesehen hatte. „Wir waren uns quer durch alle Fraktionen schnell einig, dass wir diese Ideen gerne allen Theilheimer Bürgern nahebringen wollen“, erläuterte CSU-Gemeinderätin Caroline Wallrapp.

Vorbild Langenfeld

Ein bisschen Bedenkzeit hätten die Gemeindeverantwortlichen bis zu dieser Entscheidung aber schon gebraucht, verriet sie. Anfangs seien alle „geplättet“ gewesen vom Engagement der Langenfelder und den Ergebnissen. „Wir dachten, so etwas können wir nie schaffen.“ Als man sich dann aber zusammengesetzt und nachgedacht habe, sei die Erkenntnis gereift: „Wir haben mehr als doppelt so viele Bürger und wir haben viele sehr aktive Vereine: Natürlich können wir das schaffen.“

Das, was Theilheim erst noch schaffen will, hat Rückert in seinem Dorf miterlebt, erlebt es bis heute. In der Jakobstalhalle ließ er die Erfolgsgeschichte der Dorflinde Revue Passieren. Von der ersten Idee im Jahr 2000 bis heute habe sich die Idee vom Mehrgenerationen-Wohnen in Langenfeld weiterentwickelt; nicht nur zum Begegnungstreff Dorflinde, mitten im Altort, sondern zu einer ganzen Philosophie.

„Mitten im Ort, mitten im Leben“, „Gemeinde sind wir alle“, „Stirbt der Kern, stirbt auch die Rinde“ und „Starke Leistungen für jedes Alter“ – das sind nur vier von 13 starken Leitsätzen, die sich die 1000-Seelen-Gemeinde gegeben habe. In den vergangenen 17 Jahren haben sie sich alle mehr und mehr mit Leben gefüllt und prägen heute den gesamten Alltag in Langenfeld, so Rückert.

Begegnungscafé als Keimzelle

Die Keimzelle von allem ist das Begegnungscafé. Dort trifft man sich, dort hilft man sich, dort findet jeder, der ein Problem hat, Ansprechpartner. Das Wichtigste dabei: Alles dort passiert weitgehend ehrenamtlich. Lediglich eine Teilzeit-Verwaltungskraft sowie eine Köchin im Minijob unterstützen mittlerweile die ehrenamtlichen Arbeitsbereiche.

Nach Seniorentagespflege, speziellen Generationen-Wohnungen und der Wohngemeinschaft mit Rund-um-die Uhr-Pflege folgen derzeit der Aufbau eines genossenschaftlich organisierten Dorfladens sowie die Rückkehr einer Gastwirtschaft

Am meisten interessierten die Theilheimer Zuhörer nach Rückerts Vortrag die Finanzen und natürlich die Organisation des Ganzen. Kein Wunder angesichts der Fülle an Bauprojekten, die Rückert vorgestellt hatte. Der beruhigte die Skeptiker hinsichtlich der Finanzierbarkeit eines solchen Projektes: Die Dorflinde trage sich über Einnahmen (Café, Mieten, Pacht), Sponsoring und Spenden weitgehend selbst. Dazu kommen 40 000 Euro Fördergelder die Langenfeld pro Jahr für das Mehrgenerationen-Projekt bekommt.

Problemlose Vermarktung

Bei den Um- und Neubauten holte sich das Dorf jeweils finanzstarke Partner, die bei der Umsetzung halfen. Die Vermarktung, versichert Rückert, funktionierte von selbst: „Alle Wohnungen oder Plätze waren im Nu weg.“

Und dass die ein oder andere Leistung, das ein oder andere Angebot, das Gemeindebudget belaste, das nehme man gerne hin. Da sei man sich im Gemeinderat einig. „Es dient ja schließlich unseren Bürgern und steigert die Attraktivität unserer Gemeinde.“ Was sich auch in stabilen Bevölkerungszahlen zeige – eine Seltenheit auf dem flachen Land, genau zwischen den Städten Würzburg und Nürnberg.

Für die Organisation habe es von Anfang an eine Arbeitsgruppe gegeben, die alles vorantrieb. In der seien Bürgermeister und einige Gemeinderäte zwar dabei gewesen. Getragen aber wurde sie von anderen, außerhalb des politischen Gremiums. „Suchen Sie sich engagierte und im Dorf anerkannte Köpfe, die andere mit- und anziehen“, riet er dem Theilheimer Bürgermeister auf dessen Frage, wie denn diese Arbeitsgruppe zustande gekommen sei.

Zeitintensives Projekt

Ähnlich geplättet wie die Gemeinderäte nach der Besichtigung, so schien es, waren am Donnerstagabend die Bürger nach Rückerts Präsentation. Aber immerhin: Eine erste Liste, in der sich Interessierten eintragen konnten, ging schon mal herum. Sie blieb nicht leer. Wobei Henig deutlich machte, dass die ganze Sache Zeit braucht. Schließlich habe man in Langenfeld für das, was Rückert an einem Abend präsentiert hatte, auch insgesamt 17 Jahre gebraucht.

 
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