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Endlich: Startschuss für das Zeller Ärztehaus
Der Weg ist frei für ein neues Ärztehaus: Das 1170 Quadratmeter große Grundstück an der mittleren Ortszufahrt Zell soll an die Würzburger archicult GmbH verkauft werden.
Architekt Roland Breunig stellte im Zeller Gemeinderat einen Entwurf für ein Ärztehaus vor. Doch die Ratsmitglieder vertagten eine Entscheidung, weil sie sich über die Grundstücksfrage nicht einig waren. Jetzt herrscht Klarheit. 
Foto: Daniel Peter | Architekt Roland Breunig stellte im Zeller Gemeinderat einen Entwurf für ein Ärztehaus vor. Doch die Ratsmitglieder vertagten eine Entscheidung, weil sie sich über die Grundstücksfrage nicht einig waren.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:06 Uhr

Der Zeller Marktgemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag gegen den Widerstand der Opposition den schnellsten Weg für ein neues Ärztehaus freigemacht. Demnach soll das 1170 Quadratmeter große Grundstück an der mittleren Ortszufahrt an die Würzburger archicult GmbH verkauft werden. Deren Geschäftsführer Roland Breunig hatte seine Ideen Anfang November im Rat vorgestellt. Diese fanden seinerzeit quer durch alle Parteien Anklang – mit einer Ausnahme.

Breunig will das Projekt nur machen, wenn er das Grundstück kaufen – und die Vermarktung übernehmen darf. Diesem Wunsch gab man nun mehrheitlich statt. "Wir haben in den letzten Jahren in der Fraktion über keinen Punkt so intensiv diskutiert wie über diesen", meinte Ralf Geisler, Fraktionssprecher der CSU/Freie Zeller Bürger. Das zeigte auch eine - von seinem Mitstreiter Thomas Hetterich - beantragte Sitzungsunterbrechung, um sich noch einmal intern zu beratschlagen. Dies geschah rege im Rathausgang.

Zum Wohle der Bevölkerung 

Letztlich entschied sich die Fraktion CSU/Freie Zeller Bürger geschlossen für den Verkauf des Grundstücks – "zum Wohle der Bevölkerung und der ärztlichen Versorgung in Zell", wie Lenz Antretter betonte: "Wir sollten nicht so tun, als hätten wir beliebig viel Zeit und beliebig viele Varianten." Man habe eine praktikable und elegante Lösung vorliegen, mit der man auf absehbare Zeit ein Ärztehaus in Zell bekommen könne. "Wenn wir das Ganze noch weiter verzögern und womöglich erst der neue Gemeinderat darüber befindet, besteht die Gefahr, dass das Projekt auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben wird", so Antretter.

Sebastian Rüthlein, frisch gewählter SPD-Bürgermeisterkandidat, kritisierte einmal mehr das Vorgehen. Er präsentierte im Namen seiner Fraktion "SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative" einen eigenen Fahrplan für das Ärztehaus. Ihm schweben nacheinander drei Schritte vor: Beschluss über medizinisches Konzept, Beschluss über den Umgang mit dem Grundstück und Beschluss über das Prozedere des Bauvorhabens. "Wir brauchen auch noch weitere Informationen", sagte Rüthlein.

Letzte Hausarzt-Praxis im Ort schloss vor einem Jahr 

Bürgermeisterin Anita Feuerbach (CSU) entgegnete, dass die Einwände schon vor über einem Jahr hätten kommen müssen, als man mit den Diskussionen über das Ärztehaus begonnen habe. Sie selbst und andere Marktgemeinderäte unterstrichen sinngemäß, dass sich andere Gemeinden um Ärzte reißen würden – und es in Zell gleich mehrere Interessenten gebe. Vor rund einem Jahr hatte der letzte Hausarzt in dem rund 4400-Einwohner-Ort seine Praxisfiliale geschlossen. Es gibt allerdings einen Allgemeinmediziner kurz nach der Grenze zu Margetshöchheim.

Eine weitere Variante wäre womöglich eine Abgabe des Grundstücks, auf dem noch bis Ende 2020 der Wertstoffhof steht, mittels Erbpacht. Doch das erscheint für etwaige Projektentwickler derzeit unattraktiv. Auch Breunig lehnt dies ab. Hetterich fragte in den letzten Wochen selbstredend Informationen dazu ab und kam zum gleichen Schluss:"Erbbaurecht ist leider sehr schwierig bis unrealistisch. Daher muss ich meine ursprüngliche Meinung revidieren." Hetterich war zunächst einer der Verfechter gewesen, das Grundstück nicht abzugeben, weshalb man in den vergangenen Sitzungen auch keine Abstimmung forciert hatte.

Antrag auf öffentliche Ausschreibung abgelehnt

Im vorliegenden Antrag der Fraktion CSU/Freie Zeller Bürger wurde stattdessen folgender Passus aufgenommen: "Die Bindung der Einheiten für die Gesundheitsversorgung soll notariell geprüft und vertraglich fixiert werden." Weiterhin heißt es darin: "Der Kaufpreis orientiert sich am Verkehrswertgutachten, das vom Gutachterausschuss des Landkreises Würzburg erstellt werden soll."

Als Rüthlein (SPD) aufgrund der Mehrheitsverhältnisse davon ausgehen musste, dass das Grundstück verkauft wird, stellte er einen Antrag, das Projekt öffentlich auszuschreiben, sobald der Kaufpreis feststeht. Dagegen argumentierte Geisler: "Der Verkauf ist Mittel zum Zweck, um mit dem Architekten Breunig ein Ärztehaus zu verwirklichen." Rüthleins Ansinnen wurde abgelehnt. Über den eigentlichen Antrag von CSU/Freie Zeller Bürger wollte Antretter namentlich abstimmen lassen. Alle neun anwesenden Fraktionsmitglieder stimmten dafür. Die am Dienstag nur mit vier Personen stark dezimierte Opposition war chancenlos.

 
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Kommentare
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  • festoessel@gmail.com
    Gute Entscheidung!

    Eine gute Entscheidung hat der Zeller Marktgemeinderat für die Gesundheitsversorgung seiner Bürgerschaft getroffen. Nachdem die Marktgemeinde das Ärztehaus nicht in Eigenregie betreiben will, ist es vernünftig, dem in Zell bekannten und erfahrenen Investor das Grundstück zu verkaufen und ihn mit seinen Plänen in die Verantwortung zu nehmen. Der beschlossene Grundstücksverkauf eignet sich nun nicht mehr als Streitobjekt um der Opposition willen. Jetzt heißt es anpacken, damit die Zeller Mitte mit dem Gesundheitshaus das bereits attraktive Bürgerzentrum abrundet.
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