
Der Klostergarten hat eine Mitte und eine Muttergottes. Die Mitte kann Meditationsraum sein; die Sandsteinplastik der Muttergottes scheint zu grüßen.
Drum herum befinden sich die Bauten mit bis zu vier Stockwerken. Kloster und Schule. Eine gesamte Etage im Josefsbau für die Verwaltung. Pausenhöfe existieren gleich mehrere; einer ist auch beim Klostergarten.
Nach endgültigem Abschluss der Generalsanierung von 2008 bis heute wirkt vieles im Ursulinenkloster neu. Bewusst sieht oft Altes auf Neues. Und Neues auf Altes, auf die betagten Möbel, mit denen die Schwestern von ihrem früheren Refektorium in ihren neuen Speisesaal umgezogen sind, samt ihrer Zinnteller, von denen sie heute noch essen. Eine Tradition bei den Ursulinen.
Dieses neue Kloster mit dem ebenerdigen Speisesaal mit Glaserker und kleinen, in die Decke eingelassenen Lämpchen, steht an der Stelle des früheren Gästehauses. Der Gekreuzigte hängt in einer Holzkonstruktion zwischen Tischbereich und Erker. Wer den Blick hinaus zum Pausenhof sucht, kommt an ihm nicht vorbei. Es wirkt, als würde er von hier aus das ganze Kloster samt den beiden Schulen schützen. Jedenfalls gab es während der achtjährigen Planungs- und Bauphase, immer bei laufendem Schulbetrieb, nur eine einzige Verletzung: ein Mitarbeiter einer Baufirma brach sich ein Bein.
Wo früher Kloster war, steht heute der Lioba-Bau mit 16 Schulräumen – eine Erweiterung der beiden Schulen, Gymnasium und Realschule.
„Seit 1712 wurde bei den Ursulinen immer gebaut. Das Kloster ist ständig gewandert“, sagt die Oberin und Schulleiterin Katharina Merz und schmunzelt. Auch diesmal war es ein Umzug der Schwestern, der es ermöglichte, dass neu strukturiert und alle Schulgebäude saniert wurden. Damit waren auch Probleme wie zunehmend häufige Wasserrohrbrüche in den alten Gemäuern behoben.
Im Jahr 2008 fanden die ersten Gespräche des Schulträgers – des Konvents der Ursulinen – mit den Vertretern der Regierung von Unterfranken bezüglich (Neu-) Bauvorstellungen und Finanzierungsmöglichkeiten statt. Kosten der Schulsanierung bis heute: 19 Millionen Euro. Inbegriffen ist die Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume und der Turnhalle mit Sportboden und Bühne, die lichttechnisch modernisiert wurde. Neu ist die Eingangshalle; die Pforte ist innen besetzt, aber von außen nicht mehr zu sehen. Hier war früher einmal die Klosterwaschküche.
Ein Tor zum Gelände zeigt mit christlichen Symbolen wie Schiff und Kreuz, welche Gesinnung hinter ihnen gelebt wird – es sind keineswegs chinesische Schriftzeichen, wie Besucher öfter vermuten, so Schwester Katharina.
„Glaube, Bildung, Qualität“ sind die „Kurzformel“ für das Schulprofil. Die Schwestern haben sie zusammen mit weiteren Symbolbildern auf die Fassade der Schule anbringen lassen. Globus, Zirkel und Stift wurden aus den Metallplatten ausgestanzt. Auch hier finden sich Schiff und Kreuz wieder.
Die Schulräume sind selbstverständlich alle mit alle PC und Beamer ausgestattet, dazu kommen vier eigene IT-Fachräume. Nagelneu sind auch zwei Musikräume unterm Dach.
Eine echte Schatzkammer ist der Meditationsraum, in dem ein Kreuz von etwa zwei auf zwei Metern aus dem Putz der Wand herausgeklopft wurde. Dieses Relief entstand an der Natursteinwand der früheren, am 16. März 1945 zerstörten Kirche, die später in Naturstein wieder geboren wurde.
Zehn Schwestern und fünf indische Franziskanerinnen leben im Kloster; für rund 1500 Personen (1412 Schülerinnen, Lehrkräfte und Schwestern) sind Ursulinenkloster und -Schulen auch Heimat.
Bei der Sanierung wurde das steinerne Treppenhaus von Balthasar Neumann erhalten. Immer wieder harmoniert Alt mit Neu, hier das respektvolle Gedenken, dort der moderne Aufzug für einen behindertengerechten Weg durch die Schulen.
Die einzelnen, miteinander verbundenen Bauten haben verschiedene Namen. Schwester Katharina verdeutlicht grob (Details fehlen), was sich wo befindet: Franziskusbau: drei Klassenzimmer und Turnhalle; im Angelabau: Kloster; Liobabau (Neubau) 16 Klassenzimmer, neue Küche und Mensa; Josefsbau: 1. Stock - Verwaltung; Augustinusbau: Musiksäle; Marienbau: Neue Eingangshalle; Katharinabau: im 1. und 2. Stock naturwissenschaftliche Räume; Ursulabau: Klassenzimmer, Zeichensaal, Lehrküche, Raum für Textiles Gestalten.
Die beiden Schulen, so Architekt Gerd Hentzschel, verfügen über insgesamt 78 Klassenzimmer. Davon sind 16 bis 18 Fachräume. Es musste vielfach zusätzlicher Brandschutz an Decken und über Fluchtwege geschaffen werden. Von „kurzen Wegen“ spricht der Architekt zu Schwester Katharina und ihrem Verwaltungschef Michael Birk. So konnte das alte Kloster abgerissen und darauf ein Schulneubau erstellt werden, der dann weitere Sanierungen in älteren Teilen der Schule möglich machte. Zusätzliche zwei Klassen boten Container im Hof, wo jetzt der Kräutergarten blüht. So brauchten keine Klassen in andere Gebäude der Stadt ausgelagert werden. Allerdings mussten ab und zu die Bauarbeiter ihre Arbeit beenden und anderswo weitermachen: Denn wenn Schulaufgaben oder andere wichtige Prüfungen waren, mussten die Schülerinnen Ruhe haben.
Bei der Finanzierung der Maßnahmen werden die Schwestern des Ursulinenklosters zu etwa 50 Prozent von der Regierung von Unterfranken unterstützt, Mittel kommen auch vom Bistum und vom Landkreis Würzburg.
Festakt mit geladenen Gästen ist diesen Freitagvormittag.
ONLINE-TIPP
Mehr Fotos vom Rundgang durch den sanierten Ursulinenkonvent im Internet unter www.mainpost.de
Schule öffnet ihre Türen
Zum Ende der Generalsanierung des Ursulinenkonvents zeigt die St.-Ursula-Schule in der Augustinerstraße 17 ihre renovierten und die neu geschaffenen Klassenzimmer und Fachräume.
An diesem Freitag, 7. Oktober, lädt die Schule alle Interessierten, zukünftigen und ehemaligen Schülerinnen und Freunde des Hauses ein, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr die neu ausgestatteten Physik- und Chemieräume, Musiksäle und Klassenzimmer zu besichtigen. Weitere Einblicke in das Schulhaus eröffnet der Besuch von Eingangshalle, Angelasaal und Andachtsraum. Die Mensa der Schule bietet bei Kaffee und Kuchen Raum zur Begegnung. Text: mr