Jeans gehören wie kaum ein anderes Kleidungsstück zum Alltag. Es gibt sie in allen möglichen Schnitten, Farben und Stoffarten. Und man kann sich gar nicht vorstellen, dass es vor 50 Jahren in Deutschland etwas Besonderes war, eine Blue Jeans zu besitzen und zu tragen. Als der Siegeszug der Jeans begann, eröffnete in der Juliuspromenade ein Geschäft, das sich ganz und gar dieser amerikanischen Hose verschrieb: der Western Store. Jetzt ist damit Schluss: Mitte Januar wird Inhaber Kurt Iff die letzte Jeans verkaufen, und dann wird aus dem Western Store ein Frühstücksraum des benachbarten Hotels.
Damit verschwindet ein weiteres Traditionsgeschäft in Würzburg. Denn der Eintrag des Western Store bei der Industrie- und Handelskammer datiert aus den frühen 1960er Jahren. Inhaber waren damals ein „Herr Ludwig und eine Frau Behring“, berichtet Kurt Iff, der das Geschäft 1985 übernahm. Nicht lange nach der Eröffnung des Würzburger Western Store, der eines der ältesten Jeans-Geschäfte in Deutschland ist, gab es gleichnamige Läden auch in München, Augsburg und Frankfurt, die aber mit dem Würzburger nichts zu tun hatten.
Der Blick zurück in die Gründungszeit des Western Store ist gleichzeitig auch ein Stück Kulturgeschichte. Denn was heute unvorstellbar erscheint – in jener Zeit war die klassische Blue Jeans ein verpöntes Kleidungsstück. Ehe sie in den 1970er Jahren zunächst Kult und dann auch gesellschaftsfähig wurde, galt sie vorher zuvor als Hose von Cowboys und Westernhelden. Sie wurde deshalb damals auch „Texashose“ genannt.
Als der Western Store anfing, gab es eigentlich nur zwei Arten von Jeans, erzählt Kurt Iff: Die Wrangler und die Levis 501 waren die beiden Prototypen. Wer welche Marke trug, war eine Glaubensfrage: „Mit der Rangler geht man unters Auto, mit der Levis ins Auto“, zitiert Kurt Iff das Jeans-Glaubensbekenntnis aus den Anfangstagen.
Der erste Jeans-Verkauf in Würzburg war gleichzeitig so eine Art Rückkehr der Hose in die Heimat. Denn ihr Erfinder, der 1847 nach San Francisco ausgewanderte Stoffhändler Levi Strauss, stammt aus dem oberfränkischen Buttenheim in der Nähe von Bamberg. Die ersten ab 1873 für Goldgräber angefertigten Jeans waren noch aus robustem braunem Segeltuch. Erst später wurde ein mit blauem Indigo eingefärbter Baumwollstoff verwendet. Daran hat sich lange Zeit auch nichts geändert.
Doch zurück zum Western Store. Der lebte in seinen Anfangstagen von der Begeisterung der damaligen Jugend für die Blue Jeans, die vor allem von Filmstars und Musikern angefacht wurde und von den USA nach Europa überschwappte. Während die Eltern in den Nachkriegsjahren die Nase rümpften, dass ihre Sprösslinge einem Produkt des Kriegsgegners USA verfallen waren, war der Siegeszug der Hose bei der Jugend nicht aufzuhalten. Und viele Würzburger erstanden ihre allererste Jeans im Western Store. Und das nicht nur mangels Alternative. Denn der Western Store war zunächst der einzige Laden in Würzburg, in dem es das Original gab, das auch James Dean und Marlon Brando trugen. Gesellschaftsfähig war die Blue Jeans jedoch in keiner Weise.
Freilich war die Auswahl damals bei weitem nicht so groß wie heute. Es gab, so erzählt Kurt Iff, eigentlich nur ein einziges Modell und einen Schnitt, und der war auch noch für Damen und Herren gleich. Und dazu waren alle Hosen in kräftigem dunkelblauem Indigo gefärbt. Wer also eine verwaschene Jeans wollte, und das waren viele, musste sich etwas einfallen lassen. Der Trick war dieser: Man zog die neue Jeans an und legte sich damit in die Badewanne. Anschließend ließ man die Hose am Körper trocknen, weil sie sich im Wasser zusammengezogen hatte. Jetzt stimmten Farbe und Passform. Heutzutage ist das gar nicht vorstellbar, denn Jeans gibt es in allen Formen und Größen, verschiedensten Schnitten und Farben sowie von unzähligen Herstellern.
Bald sind die Regale im Western Store leer, und Kurt Iff wird sein Geschäft zum letzten Mal absperren. Und viel seiner Kunden aus nah und fern werden sich fragen: Warum? Ursprünglich habe er mit seinem Vermieter vereinbart, dass das Mietverhältnis Ende Januar 2014 enden solle. Wenn es aber einen Nachfolger gebe, wollte man neu verhandeln, erzählt Iff. Seine Tochter zeigte Interesse an einer Übernahme und hat 2012 mit dem Vermieter verhandelt. Doch plötzlich habe von dessen Seite Funkstille geherrscht. Schließlich habe der Vermieter zum 1. Februar 2014 eine gewaltige Mieterhöhung angekündigt, so dass es nicht mehr lukrativ erschien, das Geschäft weiterzuführen. Damit war der Weg frei für die Erweiterung des benachbarten Hotels Strauss.
eine Rangler??;-)
Waren langjährige Kunden und finden es schade das der Laden geschlossen wird,
die Kompetenz und Beratung war einmalig in Würzburg.
Wo wir jetzt unsere Jeans kaufen steht in den Sternen...
Jetzt aber auch noch einmal den Kommentar des Vorposters lesen, ein wenig zwischen den Zeilen lesen und den tieferen Sinn verstehen, das kann so schwer nicht sein und läßt dann die Kernaussage besser verstehen.
Noch ein Stück mehr Partymeile - aber ohne Gesicht! Das gilt auch für den "Frühstücksraum" des Hotels - was daraus mal wird.....?
Die Innenstadt verleirt ohne diese "Spezialgeschäfte" immer mehr an Atraktivität. Für kurzfristigen Profit vermieten die Besitzer an den Höchstbeitenden. Aber wenn die Innenstadt unatraktiv wird, wird es auch niemenden Geben, der hohe Mieten zahlen kann. Sicher hat hier das Hotel Strauß nun einen "Frühstücksraum" gefunden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das bei den Mietpreisen rentiert, ohne ein Café daraus zu machen. Jedenfalls wieder ein Interessanter, überlebensfähiger Laden in der City weniger. SCHADE!!