Mit Kindern klettern, springen, balancieren, hüpfen oder Ball spielen, das gehörte 35 Jahre jeden Montag zu den unumstößlichen Terminen von Übungsleiterin Margret Sauer und deren Helferin Margit Franke. Jetzt wurden die zwei Frauen mit Blumen, Geschenken und mancher Träne der Rührung verabschiedet. In der letzten Stunde des Kinderturnens vor den Sommerferien legten Margret und Margit ihr Amt als Kursleiterinnen nieder.
Zur Verabschiedung waren Bürgermeister Alois Fischer und sein Stellvertreter Winfried Schraut, der Burggrumbacher VfR-Vorsitzende und Vorstandsmitglied Monika Wenemoser, etliche Eltern und die Kinder der zwei Gruppen in die Unterpleichfelder Schulturnhalle gekommen. Wie viele Mädchen und Jungs von dreieinhalb bis sechs Jahren beziehungsweise von der Vorschule bis zur vierten Klasse wohl jeden Montag hier Sport und Spiel erlebten?
Schon Kinder von einstigen Kinder betreut
Um die 15 bis 25 Kinder in den zwei Altersgruppen sind jedenfalls immer zum Kinderturnen gekommen. Oft waren sie schon die Kinder der einstigen Kinder. "Manchmal stehen irgendwo draußen vor mir große junge Männer, die sich an die Turnstunden mit uns erinnern", sagt Margret Sauer. Oder es meldet sich eine verheiratete Frau eigens mit ihrem Mädchennamen, die ihre Kinder wieder zu ihr schicken will.
Als Kurs- und Übungsleiterin war die jetzt 73-jährige Margret Sauer die erste Ansprechperson. Im Laufe der Jahre habe sie immer Helferinnen und Helfer gehabt. Neben ihrer 68-jährigen zuverlässigen und fürsorglichen Nachbarin Margit Franke waren es oft deren Mann Gerhard sowie ihr eigener Mann Roland. Sie halfen vor allem beim Auf- und Abbau der Matten und Turngeräte wie den Ringen, Tauen, dem Reck oder Kasten, den Medizinbällen, Bällen oder Reifen mit.
Etwas eingefallen ist den zwei Frauen immer, was sie mit den Kindern beim Sport machen können. Sie nutzten das vorhandene Equipment an Sportgeräten, kauften sich Sachbücher, lasen Sportzeitschriften und bildeten sich mit Kursen fort. Zur Einstimmung und zum Aufwärmen im Kreis gab es Spiele, Tänze, Lieder mit Bewegungen, das Nachmachen von Tieren auf einem Bauernhof oder von Geräuschen mit den Händen und Füßen.
Margret Sauer: Die Kinder von der Elektronik wegbringen
"Man muss die Kinder vorsichtig ein wenig kitzeln, damit sie aus sich herauskommen", weiß Margret Sauer. Sie habe stets Mut zugesprochen, etwas auszuprobieren oder nachzumachen. "Ich möchte die Kinder von der Elektronik wegbringen", erklärt sie und meint damit den Fernseher oder das Handy. Sich zu bewegen und Sport zu treiben, das mache doch so viel Spaß. Auch in der Natur. Manchmal waren die Turnstunden im Freien.
Als Margret Sauer 1989 Mutter von zwei kleinen Töchtern war, sprang sie beim Kinderturnen zunächst als Aushilfe für die erkrankte Übungsleiterin ein. Dass so viele Jahre daraus werden sollten, hätten sie und Margit Franke damals nicht gedacht. Der VfR Burggrumbach ist ihre Heimat geworden. Beim Kinderturnen können allerdings Kinder aus allen vier Ortsteilen der Gemeinde Unterpleichfeld mitmachen.
Eigentlich wollten Margret und Margit schon vor ein paar Jahren aufhören. Aber dann kam Corona und es hat ihnen innerlich wehgetan, dass die Kinder in all der Zeit kaum Sport hatten. Deswegen hängten sie noch ein paar Jahre dran. Außerdem sind im Neubaugebiet junge Familien zugezogen und die Nachfrage nach dem Kinderturnen war groß.
Glücklicherweise hat der VfR Burggrumbach zumindest für die jüngsten Kinder Nachfolgerinnen gefunden. "Wir kümmern uns weiter", verspricht Vereinsvorsitzender Günter Kamm. Den Dank des Vereins bekräftige er nach der Würdigung der Veranwortlichen bei der 75-Jahr-Feier im April erneut.
"Wir sind halt nicht mehr die Jüngsten", sagt Margret Sauer. Den Sport ganz aufzugeben, das liegt ihr fern. Gymnastik mit den Senioren, Pilates, eine Laufgruppe, das alles macht sie weiter und vielleicht gibt es wieder einen neuen Sporttrend, der der Seniorin gefällt.
