Blaues Trikot gegen Dirndl, Baguette gegen Bierkrug. Baguette gewinnt. Mit 1:0 besiegte das französische Team mit Prof. Marie-Christine Dabauvalle und Christine Biava von der Würzburger Uni das deutsche Kiliani-Paar Mario und Andrea Keding an der Torwand von Sparkasse Mainfranken und Main-Post, an der die EM-Partien vorgespielt werden. Es war eine spannende Angelegenheit mit mehreren Anläufen in der Verlängerung, bis Dabauvalle den Siegtreffer landete.
Zuvor hatte die Professorin für Zellbiologie und Uni-Frauenbeauftragte mit „Allez les bleus“ (Auf geht's ihr Blauen)-Rufen ihr Team immer wieder angefeuert. „Beim Fußballschauen rege ich mich immer auf“, sagt die 62-Jährige, deren Herz nicht nur für das französische Team, die Mannschaft von Paris St. Germain und Fußball-Idol „Zizou“ Zinedine Zidane, sondern vor allem für ihre Geburtsstadt Paris schlägt.
„Das ist mein Zuhause“ schwärmt die Mutter zwei erwachsener Kinder, obwohl sie seit 1989 am Main lebt, mit ihrem Mann, den sie in Deutschland kennengelernt hat. Und der für Jogis Jungs jubelt, während sie im blauen Trikot mit französischer Fahne vor dem Fernseher fiebert. Und auf ein 2:1 für die Giroud & Co tippt. Sie gibt sich kämpferisch wie viele Franzosen – „auch wenn sie es da manchmal übertreiben“– nicht nur beim Fußball, sondern als Frauenbeauftragte auch in Sachen Gleichstellung. So gebe es, auch in Würzburg, noch immer viel zu wenig Professorinen. Und der Frauenfußball werde noch immer zu wenig beachtet.
„Wir sind Französinen von Beruf“, sagt ihre Mannschaftskollegin Cristine Biava. Die Lektorin in der Romanistik der Uni versucht vornehmlich künftigen Französischlehrerinnen zu einem hohen Sprachniveau zu verhelfen und ihnen gleichzeitig einen breiten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einblick in ihr Geburtsland zu vermitteln.
Die 53-jährige kommt aus der Partnerstadt Caen und vermisst auch nach über 20 Jahren in Würzburg und trotz Liebe zum Frankenwein das Meer. Das ist der einzige Nachteil an Würzburg“.
Würzburg – „hier kennen wir viele Stammgäste“ – schätzen auch Andrea und Mario Keding, die auf vielen Vergnügungsstätten herumkommen. Die 49-Jährige und der 47-Jährige bedienen derzeit im Kiliani Festzelt und haben sich vor sechs Jahren beim Oktoberfest kennen und lieben gelernt. Mario arbeitete damals noch bei einer Versicherung, tauschte aber dann der Liebe wegen das Ausstellen von Versicherungsscheinen mit dem Tragen von Bierkrügen.
„In aller regel trage ich zehn Maßkrüge, das sind etwa 25 Kilogramm“. Mario schafft 12 bis 14 Krüge. Er hat sich früher anders sportlich betätigt: als Fußballer in seinem Heimatort Klingenthal im Vogtland und beim FC Weiden Ost. Als „Hardcore-Bayern-Fan“ und Vereinsmitglied „darf“ eher dann öfters auch mal in die Allianz-Arena, während Gattin Andrea außer WM- und EM-Gucken mit Fußball nicht so viel am Hut hat.
Beim Public-Viewing im Kiliani-Zelt schauen beide zu, soweit es der Job zulässt. Die Fans wollen ja bedient werden. Sie benehmen sich aber meist relativ zivilisiert, ist die Erfahrung von Mario und Andrea.