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Würzburg
Elektronische Helfer machen Lkw sicherer
Die Schifffahrtsverwaltung rüstet ihre Lkw-Flotte mit Systemen zum Schutz von Radfahrern nach. Drei der ersten Laster sind in der Region Würzburg/Schweinfurt unterwegs.
Eine kleine Kamera an der Beifahrertüre deckt den Bereich neben dem Fahrzeug ab, den der Fahrer im Außenspiegel nicht sieht. Im Bild der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt, Heinrich Schoppmann, und Lkw-Fahrer Herbert Schröder.
Foto: Gerhard Meißner | Eine kleine Kamera an der Beifahrertüre deckt den Bereich neben dem Fahrzeug ab, den der Fahrer im Außenspiegel nicht sieht.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:59 Uhr

Über 600 Radfahrer werden laut dem statistischen Bundesamt bundesweit jährlich durch abbiegende Lkw verletzt, weil sie vom Fahrer nicht wahrgenommen werden, 37 starben im Jahr 2017. Elektronische Abbiegeassistenten könnten helfen, solche Unfälle zu vermeiden. Weil es für sie noch keine Einbaupflicht gibt, geht die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes mit guten Beispiel voran und rüstet alle ihre Lkw nach. Das Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) in Schweinfurt zählt zu  den Vorreitern. Ingenieur Frank Pfannkuch stieß dabei allerdings auf einige Schwierigkeiten.

Äußerlich fallen die Ultraschall-Sensoren an der vorderen rechten Fahrzeugecke kaum auf. Ähnlich den Einparkhilfen von Pkw zeigen sie an, wenn sich ein Widerstand nähert. Eine kleine Kamera in der Beifahrertür deckt den Bereich ab, den der Fahrer im Außenspiegel nicht einsehen kann. Bei einem Lenkeinschlag von mehr als 20 Grad wird die Kamera aktiv und überträgt ihr Bild an einen kleinen Monitor im Führerhaus. Um den Fahrer nicht unnötig zu irritieren, schaltet das Assistenzsystem bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern ab.

Seit einem halben Jahr hat Lkw-Fahrer Herbert Schröder gute Erfahrungen mit dem Abbiegeassistenten gemacht.
Foto: Gerhard Meißner | Seit einem halben Jahr hat Lkw-Fahrer Herbert Schröder gute Erfahrungen mit dem Abbiegeassistenten gemacht.

Herbert Schröder, Lkw-Fahrer beim WSA-Außenbezirk Marktbreit, nutzt den Abbiegeassistenten seit einem halben Jahr und hat gute Erfahrungen gemacht. "Für mich ist das klasse", sagt er. Einmal an der Würzburger Löwenbrücke hat er ihm wertvolle Dienste geleistet, als er sich nach rechts einordnen wollten, und beinahe einen Radfahrer angefahren hätte.  "Er fuhr direkt neben dem Führerhaus, ich konnte ihn im Spiegel nicht sehen", erinnert sich Schröder.

"Der Radfahrer fuhr direkt neben dem Führerhaus, ich konnte ihn im Spiegel nicht sehen."
Lkw-Fahrer Herbert Schröder über einen Beinahe-Unfall

Dass ihm nichts passiert ist, hat er auch der Tüftelei von Frank Pfannkuch zu verdanken. Er hat den Abbiegeassistenten aus Komponenten verschiedener Hersteller zusammengebaut. Es gibt unterschiedliche Nachrüst-Systeme am Markt, keines davon habe ihn restlos überzeugt. Drei der Lkw des WSA Schweinfurt wurden bereits im letzten Jahr umgerüstet. An ihnen will man den Winter über Erfahrungen sammeln, bevor auch die übrige Lkw-Flotte an die Reihe kommt. Etwa 3000 Euro kostet das pro Fahrzeug. 

Ein kleiner Monitor auf dem Amaturenbrett schaltet sich automatisch ein, wenn das Fahrzeug bei geringer Geschwindigkeit mehr als 20 Grad einlenkt. 
Foto: Gerhard Meißner | Ein kleiner Monitor auf dem Amaturenbrett schaltet sich automatisch ein, wenn das Fahrzeug bei geringer Geschwindigkeit mehr als 20 Grad einlenkt. 

Die Umrüstung geht auf eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zurück. Mit über 400 Lkw sei die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung die nachgeordnete Behörde mit der größten Fahrzeugflotte, sagt BMVI-Mitarbeiter Andreas Klute. Deshalb wolle man hier als Vorbild dienen. Hinzu kommt, dass die Fahrzeuge des Wasser- und Schifffahrtsamts häufig auf Uferstraßen unterwegs sind, auf denen auch reger Fahrradverkehr herrscht, so der Leiter des WSA Schweinfurt, Heinrich Schoppmann.

In der Pilotphase wurden bundesweit elf Fahrzeuge mit unterschiedlichen Systemen ausgerüstet, so Andreas Klute. Einheitliche Standards gibt es bislang ebenso wenig wie eine Pflicht zur Nachrüstung. Das bestätigt auch Peter Mair, Pressereferent beim Verband der Automobilindustrie (VDA). Die angebotenen Systeme arbeiten mit Ultraschall, Radar oder der Auswertung von Kameraaufnahmen. Auf europäischer Ebene werde zwar an einer einheitlichen Regelung gearbeitet, bis dahin sei der Einsatz von Abbiegeassistenten aber freiwillig.

"Es wäre erfreulich, wenn Transportunternehmen verstärkt von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würden, die Abbiegeassistenten bieten."
Joachim Damasky, VDA-Geschäftsführer

"Es wäre erfreulich, wenn Transportunternehmen verstärkt von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würden, die Abbiegeassistenten bieten", sagt VDA-Geschäftsführer Joachim Damasky. Bei Neufahrzeugen bieten die deutschen Lkw-Hersteller bereits entsprechende Systeme an, sagt Referent Peter Mair. Eine generelle Nachrüstpflicht lehnt der VDA allerdings ab. "Im urbanen Bereich sind Abbiegeassistenten absolut sinnvoll", so Mair. Im Fernverkehr brächten sie keine Vorteile.

Anders der ADAC. Er fordert den verpflichtenden Einbau von Assistenzsystemen in Lkw und Bussen, wie ein Sprecher auf Anfrage betont. Die im Juli 2018 vom Bundesverkehrsministerium gestartete „Aktion Abbiegeassistent“, deren offizieller Unterstützer der ADAC ist, sei ein wichtiger Schritt, um auf EU-Ebene endlich eine Verpflichtung zu erreichen. Ab Ende Januar 2019 fördert das Ministerium die freiwillige Aus- und Nachrüstung mit fünf Millionen Euro im Jahr. Im Sinne einer größeren Verbreitung wäre aber ein höheres Fördervolumen wünschenswert.

Das bestätigen auch die Zahlen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Die Umrüstung ihrer 400 Fahrzeuge, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll, kostet allein schon rund 1,2 Millionen Euro. 

 
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  • Funkenstern
    Die Technik ist das eine, die Ignoranz von einigen Fussgängern und Fahrradfahrern gegenüber dem restlichen Verkehr kann diese jedoch auch nicht verbessern. Es gehören immer zwei dazu. Unbenommen ist die Tatsache, dass Fussgänger und Zweiradfahrer, ich sage bewusst Zweiradfahrer, die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind.
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  • Fr-goetz@t-online.de
    Mensch Herbert,
    jetzt habe ich schon gedacht wenn ich in Rente gehe, bist du auch dabei? grinsen
    Jetzt beschäftigst du dich noch mal mit dieser Technik! grinsen
    Behalte mal die Firma im Auge, die wo das herstellt, das Teil können wir als Rentner auch gebrauchen, damit wir sehen, wer uns von den super Klugen rechts überholt! grinsen
    Bis bald in unseren "Stöpsel-Club", mit dieser Technik natürlich dann auch mit "Rundumblick"!
    Das Teil schaffen wir uns an, allerdings brauchen wir eine 3 D - Model - Brille dazu, so hübsch wie wir sind!
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  • TLW-tu_W
    Sicherheit kostet Geld und senkt den Gewinn. Freiwillig wird das niemals flächendeckend kommen.
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  • Arcus
    Genauso ist das. Abbiegeassistent muss Pflicht werden. . Die LKWs der Wasser- und Schiffahrtsbehörden damit auszurüsten ist das eine. Den Abbiegeassistenten für die hunderttausende von LKWs, die auf bundesdeutschen. Straßen fahren damit auszurüsten die größere Aufgabe. Das verpflichtend einzuführen, davor scheut der CSU Verkehrsminister Scheuer zurück. Sind 37 Tote in 2017 noch zu wenig? In 2018 scheinen die Zahlen noch höher zu liegen. An die vielen Schwerverletzen, die bis ihr Lebensende an solchen Unfällen leiden, gar nicht zu denken.
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