Ob in Form von Schülerprotesten, Hambacher Forst oder Abgas-Skandal, das Thema Klimawandel steht immer häufiger im Mittelpunkt von öffentlichen Diskussionen. Während die meisten das Thema als globales Problem betrachten, fragt sich so mancher auch, was er als Einzelperson tun kann.
Besonders im Bereich Verkehr und Mobilität findet gerade ein Umdenken statt, und viele Autofahrer spielen mit dem Gedanken, auf elektronischen Antrieb umzusteigen. In Deutschland ist bei diesem Wandel, zugegebenermaßen, noch deutlich Luft nach oben: So wurden 2018 zum Beispiel in Norwegen trotz deutlich geringerer Einwohnerzahl mehr E-Autos verkauft als hierzulande.
Doch wie ist die Lage vor der eigenen Haustür? Mittlerweile gibt es in Ochsenfurt drei Ladestationen für E-Autos. Sowohl am Klingentor, der Kniebreche, als auch an der Würzburger Straße können Besitzer eines Elektroautos ihren Wagen aufladen. Durch eine Typ 2-Steckdose werden bis zu 22 KW Wechselstrom übertragen. Die Dauer für eine komplette Aufladung beträgt so durchschnittlich zwei Stunden.
Ochsenfurt leicht unter dem Durchschnitt in Franken
Aber wird das Angebot auch genutzt? Betrieben werden die drei Ladestationen von dem Netzbetreiber des Überlandwerks Schäftersheim (ÜWS), Tochterunternehmen der Nürnberger Firma N-ERGIE. Laut der Pressestelle werden die Stationen hier durchschnittlich vier Mal die Woche benutzt. Damit liegt Ochsenfurt knapp unter dem Durchschnitt der Region Franken. In dieser werden Ladestationen rund fünf Mal die Woche genutzt.
Ein Nutzer der Ladestationen in Ochsenfurt heißt Jürgen Scher. Er ist Erzieher im Internat Uffenheim und fährt seit September 2018, abwechselnd mit seiner Frau, einen elektrisch angetriebenen Nissan Leaf. Überzeugt hat ihn das Fahrzeug einerseits durch das Fahrgefühl und die hohe Reichweite von 280 Kilometern. Andererseits sprachen ihn auch die Verkaufszahlen des Nissan Leaf an: Es ist das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Besonders reizte Scher jedoch der Gedanke, den überschüssigen Strom seiner Solaranlage sinnvoll nutzen zu können: Früher konnte er den Strom nur für sehr geringe Preise an den Netzbetreiber verkaufen, heute lädt er damit sein Auto und reduziert seinen CO2-Ausstoß. Der Umweltgedanke hinter dem Auto ist ihm wichtig. Auch seinen Zweitwagen, ironischerweise ein Diesel, kaufte er mit der Absicht, die Umwelt weniger zu belasten.
Das Laden des Autos verläuft laut Scher meist unkompliziert: Sobald man sich eine Art EC-Karte eines Netzbetreibers besorgt hat, muss man vor dem Laden die Karte nur an die entsprechende Ladestation halten und erhält am Ende des Monats die Rechnung. Da die Ladestationen nicht alle einheitlich vom selben Anbieter sind, lohnt es sich, mehrere Karten zu besitzen. Teilweise kann sogar mit dem Smartphone und PayPal bezahlt werden. Generell sollte man sein Smartphone immer dabei haben. Falls mal etwas nicht funktioniert, kann man sich direkt an den Betreiber der Ladestation wenden. Zusätzlich helfen Apps, die nächste freie Ladesäule zu finden und zeigen, wie teuer der Strom dort ist. Aktuell lädt Scher sein Auto einmal die Woche für etwa zwei Stunden.
Zusätzlich hat das Fahren eines E-Autos für ihn noch einen schönen Nebeneffekt: „Wenn ich in der Würzburger Marktgarage parken will, habe ich mit dem Elektroauto sogar oft bessere Chancen, einen freien Parkplatz zu finden“, stellt Scher amüsiert fest. Umso mehr ärgert es ihn jedoch, wenn Leute mit ihrem „normalen“ Auto Ladestationen zuparken. Bis jetzt ist Scher mit seinem Autokauf jedoch voll zufrieden und überlegt bereits, welches E-Auto er sich als nächstes zulegen soll.
Noch sind Fahrer von E-Autos wie Jürgen Scher in der Minderheit, doch Netzbetreiber wie ÜWS sind sich sicher, dass die Ladesäulen in Zukunft mehr beansprucht werden: „Die ÜWS ging beim Aufbau von Ladesäulen ganz bewusst in Vorleistung: Mit der Errichtung der öffentlichen Ladeinfrastruktur noch vor der flächendeckenden Verbreitung von E-Autos trug und trägt zur Lösung des Henne-Ei-Problems im Bereich Elektromobilität bei“, so der Pressereferent Michael Enderlein. Auch in Zukunft will ÜWS daher die Ladeinfrastruktur der Region ausbauen.
Michael Dröse vom Landratsamt Würzburg bestätigt zwar, dass die Ladesäulen im Landkreis Würzburg immer mehr genutzt werden, jedoch ist der Anteil von Elektroautos auf den Straßen noch verhältnismäßig gering: Im Landkreis Würzburg fahren aktuell nur 287 zugelassene E-Autos, das entspricht 0,28 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit waren es im letzten Jahr 1,9 Prozent.
Elektromobilität wird gefördert
Damit E-Mobilität mehr genutzt wird, unterstützt der Freistaat Bayern den Ausbau der Ladeinfrastruktur durch das Förderprogramm "Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Bayern". Dabei werden bis zu 40 Prozent der Kosten für eine neue Ladesäule von der Regierung übernommen. Die Förderung ist besonders für Netzbetreiber wie ÜWS interessant. Doch auch für Verbraucher, die mit dem Gedanken spielen, auf E-Mobilität umzusteigen, existiert ein Programm: Die Bundesregierung fördert jeden Kauf eines E-Autos mit 2 000 Euro, solange dessen Basismodell nicht über 60 000 Euro kostet. Die meisten Elektroautos, natürlich abhängig vom Modell, kosten aktuell zwischen 30 000 und 40 000 Euro. Doch die Herstellungskosten für Akkus sinken kontinuierlich, daher ist in Zukunft mit geringeren Preisen zu rechnen.
Deutschland hinkt insgesamt beim Thema E-Auto noch etwas hinterher. Das hat sich bereits Ende letzten Jahres gezeigt, als die Bundesregierung ihr Ziel von einer Millionen E-Autos in Deutschland bis 2020 auf das Jahr 2022 verschob. Wie sich die Startschwierigkeiten überwinden lassen, bleibt spannend. Fest steht jedenfalls, dass etwas getan werden muss. Denn der Verkehr macht, laut dem Statistik-Portal "Statista", etwa ein Fünftel aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland aus (Stand 2016). Und solange sich die Prognosen zum Klimawandel nicht bessern, werden auch die Diskussionen darüber immer wieder auf der Tagesordnung stehen. Vielleicht überlegt sich in naher Zukunft der eine oder andere, beim nächsten Autokauf dann auch auf ein Elektroauto umzusteigen.