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WÜRZBURG
Eisbären machen auf den Klimawandel aufmerksam
Demonstration für das Weltklima       -  Weniger CO2-Ausstoß: Für dieses Ziel gingen rund 250 Leute auf die Straße. Initiiert hatte die Demo die Würzburger Klima-Allianz.
Foto: Daniel Peter | Weniger CO2-Ausstoß: Für dieses Ziel gingen rund 250 Leute auf die Straße. Initiiert hatte die Demo die Würzburger Klima-Allianz.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 03.12.2015 03:37 Uhr

Junge Leute im Eisbären-Kostüm immer vorneweg: Unter dem Motto „Die Welt wird immer (w)ärmer. Klima retten – jetzt!“ sind am Samstag etwa 250 Menschen durch die Innenstadt gezogen. Aufgerufen zu der Demonstration anlässlich der 21. Welt-Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris hatte die Würzburger Klima-Allianz.

Thematisch hätte die Demonstration, die sich vom Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt und zurück zum Barbarossaplatz bewegte, sicher besser in den heißen Sommer dieses Jahres gepasst als zum ersten Adventswochenende mit nasskalter Witterung und 4 Grad Celsius. „Ausnahmsweise ist das Wetter, wenn auch nur vorübergehend, seiner Jahreszeit angemessen“, sagte Klimaforscher Heiko Paeth von der Uni Würzburg später bei der Abschlusskundgebung.

Die vier Eisbären stehen symbolisch für die Opfer des Klimawandels – sie verlieren durch die Eisschmelze aufgrund der höheren Temperaturen zunehmend an Lebensraum. An dem Protestmarsch mit Samba-Rhythmen beteiligten sich auch Stadträte mehrerer Fraktionen – von der CSU allerdings war niemand dabei. Nur der CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder wurde unfreiwillig Teil der Demonstration: An einem Info-Stand der Würzburger CSU in der Schönbornstraße wurde er von den Demonstranten in der ersten Reihe kurz umzingelt.

Die Veranstaltung war nach Angaben der Organisatoren eine von über zweitausend weltweit am Wochenende, weil sich ab Montag in der französischen Hauptstadt gut 150 Staats- und Regierungschefs zur mittlerweile 21. UN-Klimakonferenz treffen. Von ihnen forderten die Demonstranten, sich endlich auf verbindliche Klimaschutz-Ziele zu einigen. Die Abschlusskundgebung wurde moderiert von Kabarettistin Heike Mix.

Ziel der bis 11. Dezember geplanten Klima-Konferenz in Paris ist eine neue Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls von 1997, um damit eine Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um maximal zwei Grad im Vergleich zum Beginn des industriellen Zeitalters vor gut hundert Jahren zu erreichen. „Das wäre eine Erwärmung, die vielleicht noch zu managen ist“, sagte Heiko Paeth. Dazu müsste die Erde nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aber bis zum Ende dieses Jahrhunderts CO2-frei werden, wie der Klimaforscher erläuterte: „Jedes Jahr, in dem wir nichts tun, ist ein verlorenes Jahr.“

Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die durchschnittliche Temperatur auf der Erde um 0,85 Grad erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, liegt laut Paeth bei 95 Prozent. Klimamodelle gehen davon aus, dass die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts um bis zu sechs Grad steigen könnte, wenn sich am weltweiten Energieverbrauch und CO2-Ausstoß nichts ändert.

Paeth machte auch deutlich, dass von immer höheren Temperaturen auch und gerade Unterfranken als eine der ohnehin trockensten Regionen Deutschlands direkt betroffen sein wird. Er rechnet damit, „dass wir in Unterfranken bis zum Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich bis zu fünf Grad höhere Temperaturen haben werden.“ Im Sommer werde dadurch bis zu dreißig Prozent weniger Niederschlag fallen: „Das liegt weit über dem globalen Durchschnitt.“ Schon in diesem Sommer habe es Phasen gegeben, in denen pro Quadratmeter Boden 300 Liter Wasser gefehlt hätten.

Als erster Schritt müsste laut Paeth der weltweite Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen bereits in den kommenden fünf Jahren um ein gutes Drittel reduziert werden, um den Prozess in den kommenden Jahrzehnte auch sozial verträglich zu gestalten. Statt dessen haben die Emissionen zuletzt um fast 25 Prozent zugenommen:„Noch niemals ist weltweit so viel Energie verbraucht und so viele Treibhausgase ausgestoßen worden wie in den letzten Jahren. Wir reden nur, aber wir tun nichts.“ Paeth forderte deshalb eine Klimakonferenz, „die endlich mehr Wirkung erzielt als nur eine volle Business-Class in den Flugzeugen und ausgebuchte Luxushotels.“

 
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