
Peter und Andrea Piesch, Winzer aus Randersacker, ist Nepal fast zu ihrer zweiten Heimat geworden – sie schätzen das Land, sie haben die Leute in ihr Herz geschlossen. Seit 1984 fliegen sie einmal im Jahr in das Land im Himalaya und sind dann dort für mehrere Wochen unterwegs – meist zu Fuß und mit Rucksack.
Ihr Ziel sind nicht die Großstädte wie Kathmandu oder Pokhara, sondern die abgelegenen Regionen wie die Distrikte Kaski, Sjangja oder Tanahu. Diese sind größtenteils nur über Trampelpfade erreichbar. „Die Einheimischen in den Dörfern sind uns gegenüber sehr aufgeschlossen. Wohin wir auch kommen, wir werden als Gäste und Freunde in ihrer Mitte herzlich aufgenommen“, schwärmt Peter Piesch.
Das Ehepaar weiß aus eigener Erfahrung um die Schattenseiten des Landes, das zu den ärmsten der Welt gehört. Die Zahl der Analphabeten in Nepal, besonders unter Kindern und Jugendlichen, ist sehr hoch, die Bildungschancen sind gleich Null. Die Pieschs haben sich zum Ziel gesetzt, dagegen anzukämpfen. Immer, wenn sie Nepal besuchen, haben sie deshalb Spendengelder im Gepäck, die sie daheim bei Hilfsaktionen gesammelt haben. Finanzielle Unterstützung erfahren sie auch von Privatpersonen und vom Eine-Welt-Laden in Ochsenfurt.
„Damit konnten wir schon viel bewirken“, sagt Peter Piesch. „Das Geld kommt dort an, wo es am dringendsten gebraucht wird.“ Dank der Piesch'schen Initiative flossen bisher mehr als 100 000 Spenden-Euro in die Bildung und in die Infrastruktur. Zusammengearbeitet wird mit Vertrauenspersonen und Freunden vor Ort, beispielsweise mit Schulleitern oder Dorfältesten. In den vergangenen Jahren wurden sechs Grundschulen komplett neu gebaut. Förderungen erhielten 17 weiterführende Schulen. Weit über 1000 nepalesische Schüler, so schätzt Peter Piesch, haben mit Hilfe aus Randersacker das Schreiben und Lesen gelernt.
Darüber hinaus entstanden neue Zufahrtswege, Wasserleitungen und Sanitäranlagen. Das Lehrpersonal sowie der Unterhalt der Schulen werden dank der großzügigen Spenden finanziell dauerhaft unterstützt. Im vergangenen Jahr gab es zudem Zuschüsse für den Kauf von Unterrichtsmaterial, Schulmöbeln, Zäunen und die Ausstattung eines Chemieraumes.
Und auch daheim in Randersacker lebt das Ehepaar ihr Nepal-Engagement: Seit vier Monaten wohnt Jeevan Gurung, Sohn eines befreundeten nepalesischen Bauern, bei ihnen. Er wird dank den Pieschs an der Würzburger Uni studieren. Für Kost, Logis und Flug kommt das Ehepaar persönlich auf. Der 23-Jährige möchte die Fächer Soziologie und Politikwissenschaft studieren, um sich später in einer internationalen, von der UNO unterstützten Nichtregierungsorganisation (NGO) zu engagieren.
Bevor es ans Studieren geht, ist aber erst einmal intensives Deutschlernen angesagt, um die „Deutsche Sprachprüfung für den deutschen Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber“ (DSH) zu schaffen. Die DSH ist ein absolutes Muss, um an einer deutschen Hochschule oder Universität zum Studium zugelassen zu werden. Jeevan empfindet viel Sympathie für die Deutschen, gibt jedoch unumwunden zu, mit der deutschen Grammatik große Probleme zu haben. „Das fängt schon bei den Artikeln ,Der', ,Die', ,Das' an.“ Wenn alles glatt läuft, möchte der Studiosus aus Fernost den Uni-Abschluss in fünf Jahren in der Tasche haben.
Für seine Gasteltern ist klar: Der Zweck ihres Nepal-Engagements ist nicht nur, neue Hilfsprojekte auf den Weg zu bringen, sondern auch regelmäßig zu kontrollieren, ob die bisher angelaufenen Initiativen Bestand haben und denjenigen zugute kommen, die sonst chancenlos wären. In wenigen Tagen weilt Peter Piesch wieder für drei Wochen in Nepal – diesmal mit 9000 Euro in der Tasche. Eine Finanzspritze wird unter anderem eine Schule für kleine Nonnen erhalten, die in 2800 Metern Höhe neu errichtet wird. Mit dabei ist diesmal nicht seine Frau, sondern der Freund und Landschaftgärtner Ralf Kretzer aus Theilheim, ebenfalls ein Nepal-Fan.
Information & Termin: Wer mehr über das Wirken des Randersackerer Paares erfahren möchte, kann am Dienstag, 9. April, in die Stadtbibliothek Ochsenfurt kommen. Ab 19.30 Uhr hält Peter Piesch den Vortrag „Schulen für Nepal“. Der Eintritt ist frei.
Spendenkonto: Stichwort „Nepal“, Sparkasse Mainfranken, BLZ 790 500 00, Kto-Nr. 540 208 758.