Man schaut der Dame unwillkürlich auf die Bluse. Sind deren Muster in Wirklichkeit Chiffren einer geheimen Bedrohung? Oder was sonst deutet einen abgründigen Hintergrund dieses Gemäldes an?
Genau das ist das Schöne an Lena Gräwes Postkarte zum Internationalen Frauentag an diesem Montag, 8. März, mit dem sie den ersten Preis in einem Wettbewerb des Berufsverbands Bildender Künstler Unterfranken (BBK) gewann: "Sie ist eine junge, selbstbewusste Frau, die einfach allein vor sich hin sitzt", erklärte Gräwe bei der Preisverleihung und erzählte, dass sie ihr Motiv einige Stunden lang in einer Bar beobachtet habe, vor allem die "absolut überzeugende Anmutung ihrer Souveränität".
Dafür, dass die gebürtige Würzburgerin Gräwe diesen mehrstündigen Augenblick verewigte, erhielt sie 300 Euro, abgestuft gefolgt von ihren Kolleginnen Gabriele Kunkel und Gerda Enk für deren fotografische Würdigungen von Vorkämpferinnen der Frauenemanzipation.
24 verschiedene Motive
Ab Anfang dieser Woche sind insgesamt 24 Postkarten in der BBK-Galerie erhältlich. Denn jede Einsenderin und die wenigen Einsender wurden gedruckt. Öffnen wird der Saal im Kulturspeicher, solange es erlaubt ist – vorerst ohne Ausstellung. Ohnehin will der BBK künftig stärker als "Think Tank" auftreten, wie die Vorsitzende Christiane Gaebert bei der Preisverleihung ankündigte.
Man bewirtschafte ja nicht nur die Galerie, sondern betreibe auch Arbeitsgruppen wie Kulturelle Bildung und Kunst am Bau. Und, muss man hinzufügen, die Jury für die Frauentags-Postkarten. Und Sponsoring-Suche für Druckkosten und Preisgelder, die Bündnis-Grüne, der Zonta Club Würzburg und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stifteten. Im Grünen-Büro in der Textorstraße sind die Karten ebenfalls erhältlich, und zwar gratis gegen Spende. Die Einkünfte kommen dem BBK-Sozialfonds zugute, dem auch Gabriele Kunkel ihr Preisgeld weiterleitete.
"Wir machen was!"
Für 2022 blickt der Verband dem Doppeljubiläum: 20 Jahre Kulturspeicher und 30 Jahre BBK Unterfranken entgegen. Die Feiern beginnen indes schon in diesem Jahr, zumindest für Sammler. Denn die Künstler legen eine Druckgrafikmappe mit 20 Beteiligten auf. Deren Inhalt wird durch die Presse gedreht, nachdem ihre Schöpfer Workshops für innovative Drucktechniken bei der Verbandsdruckerin Kristin Finsterbusch absolviert haben. Also, wie Gaebert bei der Preisverleihung signalisierte: "Kuckt mal, wir machen was!"