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WÜRZBURG
Eine Zukunft für den Zeller Bahnhof
Der Zeller Bahnhof ist verkauft. Der Lohrer Investor Muttalip Bellikli hat Gebäude und Areal in der Dürrbachau erworben und baut für die Bahntochter Railion ein Verwaltungsgebäude. Über die Kaufsumme herrscht Stillschweigen. Der alte Bahnhof soll erhalten werden, war aus dem Unternehmen zu erfahren.
Der Zeller Bahnhof in der Paradiesstraße ist verkauft. Auf dem Gelände entsteht ein Verwaltungsgebäude der Bahntochter Railion. Die alte Bahnstation bleibt nach Angaben des Investors erhalten.
Foto: FOTO T. Obermeier | Der Zeller Bahnhof in der Paradiesstraße ist verkauft. Auf dem Gelände entsteht ein Verwaltungsgebäude der Bahntochter Railion. Die alte Bahnstation bleibt nach Angaben des Investors erhalten.
Von unserem Redaktionsmitglied Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 24.02.2009 21:28 Uhr

Seit Anfang 2007 versuchte die Bahn AG das Areal an der Paradiesstraße im Neuen Hafen zu verkaufen.

Der Bahnhof war in die Jahre gekommen, heruntergekommen und überflüssig:

die Regionalzüge nach Gemünden und in Richtung Schweinfurt stoppen stündlich an dem eher schlichten Nahverkehrshalt, Fahrgäste ziehen ihre Tickets an einem Fahrkarten-Automat.

Idyllisches Gebäude


Im Internet-Auftritt der DB Services Immobilien GmbH war das anders zu lesen: sehr idyllisches kleines Bahnhofsgebäude mit großem Grundstück zu verkaufen.

Die Idylle, das waren Industriebetriebe und ein Freudenhaus. Im Gespräch waren damals wohl 120 000 Euro.

Ein Sprecher des Investors Bellikli nennt als Baubeginn für das neue Railion-Gebäude – die Bahntochter betreibt den Schienengüterverkehr – die Zeit nach dem Winterfrost.

Dort sollen künftig wohl auch Railion-Lokführer zwischen ihren Schichten übernachten können.

Von Belliklis Firma wird bestätigt, dass das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1906 erhalten bleibt und sogar saniert wird. Eine endgültige Verwendung habe man allerdings noch nicht gefunden.

Platz ist für beide Häuser, denn das Grundstück an den Gleisen ist etwa 1800 Quadratmeter groß.

Dass es nicht gerade eilt mit ihrem Auszug, gibt den elf Würzburger Bands, die das alte Gebäude als Probenraum nutzen, etwas Luft.

Sie haben noch von der Bahn die Kündigung bekommen. Seit 1998 gibt es den Verein „Würzburger Musikbahnhof“, seitdem erfüllt Pop- und Rockmusik das alte Gebäude.

Regelmäßig stellten sich unter anderem „Tanzkinder“, „pulse80“, „That's what I call“, „Smart“, „Every Day Game“, „Wilson jr.“, „proceed on“ und „The real fake“ im Jugendkulturhaus Cairo mit ihrem „Musikbahnhof-Festival“ der Öffentlichkeit vor.

Vereinsvorsitzender Ingolf Rein bestätigt die Kündigung, sagt aber auch klar, dass sich die Bahn AG als Vermieter dafür einsetzt, einen neuen Probenort für die Bands zu finden.

Im Gespräch ist ein DB-Gebäude in der Füchsleinstraße. Es hat 23 Räume, birgt dadurch aber auch Risiken für die Musikbahnhofler. Jetzt zahlen sie 550 Euro, dann deutlich mehr.

Mitmieter gesucht


Daher sucht Rein noch einen großen musikalischen Mitmieter, der einen Teil der Räume übernimmt. Interessenten können sich mit dem Verein unter Tel. (09 31) 8 09 52 28 in Verbindung setzen.

Der „Würzburger Musikbahnhof“ soll auch bei einem Umzug nicht sterben.

Der Zeller Bahnhof ist für viele ältere Würzburg noch ein Stück Kriegsgeschichte. In der Nähe wohnten während des Zweiten Weltkrieges italienische Zwangsarbeiter.
 
Dann kam die Schreckensnacht des 16. März, als die Engländer Würzburg bombardierten und zum Großteil zerstörten. In der Folgezeit gab es kaum Lebensmittel und die Not wuchs.

Da erinnerten sich viele Bürger an die Wehrmachtslager am Zeller Bahnhof. Mangels Brücken setzten sich findige Würzburger in Waschbütten und überquerten so den Main bei Zell, dem kürzesten Weg zum Bahnhof.

 
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